5. Oktober 2015 | Kiel, St. Nikolai

Bildung und Förderung immer im Blick

05. Oktober 2015 von Gerhard Ulrich

Begrüßungsansprache zum Festakt der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel anlässlich des Gründungstages vor 350 Jahren

Verehrte Königliche Hoheit,

sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich zu diesem denkwürdigen Anlass des 350-jährigen Bestehens der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Der Festakt beginnt in der St.-Nikolai-Kirche: Die Gründung unserer Universität ist nicht unbeeinflusst von den Bildungsimpulsen der Reformation, derer wir 2017 in Deutschland wie auch in Dänemark und weltweit 500 Jahre nach ihrem Beginn gedenken.

Als Martin Luther sein Anliegen und sein Reformprogramm im Jahre 1520 in drei Schriften profilierte, war das Thema Bildung prominent vertreten – vor allem in seiner ersten Schrift „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“. Diese Besserung sollte vor allem durch die Kenntnis des Wortes Gottes befördert werden, das allen Gläubigen zugänglich sein sollte. Gegen die Zweiteilung der mittelalterlichen Gesellschaft in Kleriker und Laien setzte Luther das Priestertum aller Getauften: Ein starker Impuls in Richtung Egalisierung und Demokratisierung.

Für Luther barg das Evangelium zentrales, lebensorientierendes Wissen. Über alle kirchlichen Interessen hinaus löste so die Reformation einen rasanten Bildungsimpuls aus.

Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf nahm diesen Impuls auf. Er gründete am 5. Oktober 1665 die Christian-Albrechts-Universität, vor allem um protestantische Pfarrer auszubilden und die Verwaltung mit gelehrten Bürgern besetzen zu können. Die neue Universität erhielt ihren Sitz im in der Reformation säkularisierten Kieler Kloster, in dem wir uns vorhin getroffen haben. Bildung in Verantwortung der Obrigkeit legte Wert auf beides: Elitenbildung und Breitenbildung.

Auch heute hat die Christian-Albrechts-Universität beides im Blick: Bildungschancen für viele und Förderung herausragender Talente. 350 Jahre sind seit der Gründung der Christian-Albrechts-Universität vergangen. Sie hat sich über die Jahrhunderte verändert und ist von vier auf acht Fakultäten angewachsen, die Theologie gehörte immer dazu. Die Impulse der Reformation wirken fort: Bildungs- und Gesellschaftsorientierung. Universität sein für die Gesellschaft.

Alle Fakultäten der Christian-Albrechts-Universität zeigen durch Forschung und Lehre gesellschaftliche Wirksamkeit. Diese enge Verzahnung von Hochschule und Gesellschaft ist zugleich – und mit langer Tradition – vom Geist der Weltoffenheit geprägt. Nach der Vereinigung der beiden Herzogtümer war die Christian-Albrechts-Universität nicht nur die nördlichste deutsche Hochschule, sondern zugleich auch die südlichste Universität des dänischen Gesamtstaates. Sie war so ein kulturelles Zentrum für die Herzogtümer und die Königreiche Dänemark und Norwegen. Ihr kam eine wichtige Rolle zu beim kulturellen Austausch zwischen Skandinavien und Mitteleuropa. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts gingen von der Universität wichtige Impulse für den Liberalismus, die nationale Frage und andere politische Ideen aus.

Wir brauchen gerade jetzt angesichts der radikalen Herausforderungen in der Gesellschaft starke Institutionen der Bildung. Und eine Wissenschaft, die den Menschen zugewandt ist und ihnen dient – und gerade angesichts der multikulturellen und multireligiösen wie säkularen Wirklichkeit den Dialog gestaltet. Die Theologie und die anderen Fakultäten leisten hier seit 350 Jahren diesen wichtigen Dienst.

Kiel und seine Universität waren immer schon ein Tor zum Norden. Das traditionsreiche Nordische Institut und die ihr nachfolgende Abteilung für Skandinavistik sind der wissenschaftliche Ausdruck davon. Die dänischen Schriftsteller Jens Baggesen und Johan Ludvig Heiberg sowie andere bedeutende skandinavische Autoren lehrten hier.

Die Christian-Albrechts-Universität stellt das alles zu Recht stolz in ihrer Internetpräsenz dar. Keineswegs verschwiegen wird dort die Schattenseite ihrer großen Geschichte: Der Gleichschaltungsprozess in der NS-Zeit fand in Kiel sehr schnell und ohne größeren Widerstand statt. Auch dies: der offene Umgang damit und die wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Zeit verbinden die Christian-Albrechts-Universität und die Nordkirche.

Beide Institutionen sind ebenso dem Frieden als ethischer Maxime verpflichtet. Das Siegel der Universität trägt die Umschrift: „Pax optima rerum“ – Friede ist das höchste der Güter. Ein Zitat aus einem lateinischen Gedicht, in dem es weiter heißt: „Pax una triumphis innumeris potior.“ – Ein Friede ist mächtiger als unzählige Triumphe. Denn: „Pax, custodire salutem et cives aequare potens.“ – Friede vermag das Heil zu bewachen und die Bürger gleich zu machen.

Ich wünsche der Christian-Albrechts-Universität auch für die Zukunft Gottes Segen.

Pax optima rerum – Friede ist das höchste der Güter. Diesem ihrem Wahlspruch wird sie auch zukünftig in Forschung und Lehre verpflichtet sein.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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