Reformations-Festgottesdienst in der Hauptkirche St. Michaelis

Bischöfin Fehrs: „Reformation ermutigt ganze Gesellschaft zu Veränderung“

© Hamburger Abendblatt/Marcelo Hernandez
© Nordkirche
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31. Oktober 2017 von Susanne Gerbsch

Hamburg. Mit zentralen Gottesdiensten und Empfängen in den drei Sprengeln Hamburg und Lübeck, Mecklenburg und Pommern sowie Schleswig und Holstein hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) am heutigen Reformationstag (31. Oktober) an die Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers in Wittenberg vor 500 Jahren und zugleich an den Beginn der Reformation erinnert.

Im Festgottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis hob Bischöfin Kirsten Fehrs hervor, dass die Reformation Kirche und Gesellschaft auch heute noch Impulse zur Veränderung geben kann. Martin Luther habe überkommene Strukturen infrage gestellt, sagte die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck in ihrer Predigt: „Ein einzelner Mensch, der der Institution mit großer Distanz gegenüber
steht – das ist ein ziemlich modernes Phänomen.“ So müssten nicht nur die Kirchen, sondern auch Parteien, Gewerkschaften, die klassischen Medien und viele andere gesellschaftliche Einrichtungen immer wieder um Akzeptanz bei den Menschen werben.

Die Reformation habe auch deswegen eine solche Kraft entwickelt, weil sie eine „Entdeckung des Ich“ gewesen sei, sagte die Bischöfin. „Ich bin Subjekt, nicht länger Objekt. Ich bin so frei, selber zu denken.“ Die Gemeinschaft dürfe dabei nicht aus dem Blick geraten. „Menschen brauchen Institutionen, wenn nicht das Recht des Stärkeren herrschen soll“, sagte die Bischöfin. Hier könne der Reformationstag auch künftig eine wichtige Rolle spielen: „Und zwar nicht zur konfessionellen Abgrenzung, sondern als Selbstbesinnung auf unsere Wurzeln und mit dem Blick darauf, was in unserem Land anders werden muss.“ In Richtung der Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten sagte die Bischöfin: „Ich bin daher dankbar, dass Sie diesen Tag heute zu einem Feiertag erklärt haben und dass sich viele von Ihnen dafür einsetzen, dass er das auch künftig bleibt.“

Neben Hauptpastor Alexander Röder (Hauptkirche St. Michaelis) wirkte am Gottesdienst der Plattdeutsch-Autor Gerd Spiekermann in der Rolle des Hamburger Reformators Johannes Bugenhagen mit. Er schrieb seiner Kirche ins Stammbuch: „Blievt dicht bi de Minschen. Snackt ehr Sprook! Blievt Kark in disse Stadt un för disse Stadt – Ji sünd nich alleen op disse Welt.“ („Bleibt dicht bei den Menschen! Redet ihre Sprache. Bleibt Kirche in dieser Stadt und für diese Stadt – ihr seid nicht allein auf dieser Welt.“)

Der stilecht in einen Gelehrtentalar gekleidete „Bugenhagen“ erklärte, was aus seinen Reformen für Hamburg und Lübeck wurde: erstmals Volksbildung durch Schulen, Armenfürsorge, ärztliche Versorgung und öffentliche Bibliotheken. Bischöfin Fehrs nahm darauf in ihrer Predigt Bezug: „Der Glaube ist nichts, was abgesondert sonntags in der Kirchenbank stattfindet, sondern was geglaubt wird mitten im Leben.
Authentisch im Alltag. Und er verändert nicht deshalb die Welt, weil eine mächtige Institution Kirche diese Dinge fordert oder gar durchsetzt, sondern weil mündige und verantwortungsbewusste Christenmenschen in Berufsleben und Politik dafür einstehen.”

Der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, sprach im Anschluss ein Grußwort. Er hob den Beitrag der Reformation zur Entwicklung Hamburgs hervor: „So brachte die Reformation den Hamburgern auch eine neue Stadtverfassung.“ Scholz betonte: „Wir haben Luthers Bibelübersetzung, die Art, wie wir Deutsch sprechen und schreiben zu verdanken und die Etablierung von Arbeit als Voraussetzung für ein würdevolles Leben.“

Nach dem Gottesdienst eröffnete der Präses der Landessynode der Nordkirche, Dr. Andreas Tietze, einen Empfang im Gemeindehaus der Hauptkirche. Er blickte dabei auf die breite Vorbereitung des Reformationsjubiläums zurück: „Wenn es möglich ist, den einzelnen Menschen in Kirche und demokratischer Gesellschaft wieder so anzusprechen, dass er einen realistischen, selbstbewussten und mutigen Blick auf seine Zukunft gewinnen und den Blick nach vorne richten kann, ist schon viel erreicht. Mein Dank gilt allen Menschen, die sich in der Nordkirche wie in der Zivilgesellschaft im Rahmen des Reformationsjahres für einen Dialog über alle politischen, weltanschaulichen und religiösen Grenzen hinweg eingesetzt haben.“

In Rostock hatte die Nordkirche zuvor ihre Gäste zum Reformationsgottesdienst in der dortigen St.-Marien-Kirche begrüßt, an den sich ein historischer Reformationsumzug und ein Empfang in der Nikolaikirche anschlossen. In Schleswig fanden die zentralen  Reformationsfeierlichkeiten im St.-Petri-Dom statt.

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