Bischöfin Fehrs: Unterstützung für Jordanien ist wirksame Flüchtlingshilfe
01. November 2015
Hamburg. Die Unterstützung der syrischen Flüchtlinge in Jordanien ist nach Einschätzung der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs eine wirksame Hilfe zur Bewältigung der Flüchtlingskrise im Nahen Osten. Als das Welternährungsprogramm im Frühsommer die Unterstützung der Flüchtlingslager aus Geldmangel drastisch kürzen musste, habe sich der Flüchtlingsstrom über den Westbalkan spürbar erhöht, sagte Fehrs am Freitag nach ihrer Rückkehr aus Jordanien. Dass hier effektive Hilfe möglich sei, werde in der politischen Debatte in Deutschland häufig ausgeblendet. Fehrs hatte vom 25. Oktober bis 28. Oktober Jordanien besucht und dort unter anderem das Flüchtlingslager Zaatari an der Grenze zu Syrien besucht.
Die Lebensbedingungen in dem größten Flüchtlingslager Jordaniens mit rund 80.000 Bewohnern seien schlecht, sagte Fehrs. Noch dramatischer sei allerdings die Situation für Flüchtlinge, die keinen Zugang zum Lager gefunden haben. Es gebe in Ost-Amman rund 170.000 Flüchtlinge aus Syrien, die dort "mühsam ihr Dasein fristen". Sie habe eine achtköpfige Familie besucht, die ein Zimmer zwei Stockwerke unter einem Keller für umgerechnet 130 Euro bewohnt. Der Mann verdiene als Tagelöhner höchstens fünf Euro am Tag. Tenor der Gespräche sei gewesen, dass die Menschen in Jordanien bleiben würden, wenn die Lebensbedingungen halbwegs erträglich seien.
Fehrs: Hilfsorganisationen arbeiten vor Ort gut zusammen
Fehrs rief dazu auf, Projekte des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zu unterstützen. Die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt ein Projekt für behinderte Flüchtlingskinder, die von der Hilfe des UNHCR nicht erreicht werden. Positiv beeindruckt hat sie nach eigenen Worten, dass die Hilfsorganisationen vor Ort gut zusammenarbeiten und religiöse Unterschiede in der praktischen Arbeit keine Rolle spielen. In Deutschland zahle der Bund für jeden Flüchtling monatlich 670 Euro. Davon könnten in Jordanien rund 30 Flüchtlinge versorgt werden.
Aufruf: UNHCR und Diakonie Katastrophenhilfe unterstützen
Die Bischöfin wurde begleitet von Sozialstaatsrat Jan Pörksen und dem Hamburger SPD-Außenpolitiker Niels Annen. Die Staaten hätten im September den UN-Hilfsorganisationen 1,8 Milliarden für die Flüchtlinge in den syrischen Nachbarstaaten Jordanien, Libanon und Türkei bewilligt. Das Geld sei allerdings dort noch nicht angekommen, sagte Annen. Das Lager Zaatari sei mittlerweile wie eine Kleinstadt organisiert. Derzeit werde an einer Kanalisation gebaut. Sinnvoll seien Projekte wie die Wasseraufbereitung, die die Lebenssituation langfristig verbessern und auch der jordanischen Bevölkerung zugutekommen.
Kollekten für die Flüchtlingslager in Jordanien
Die Reise nach Jordanien war bereits im Mai geplant worden. Die Gemeinde der Hauptkirche St. Michaelis, Predigtstätte der Bischöfin, sammelt seit Monaten regelmäßig Kollekten für die Flüchtlingslager in Jordanien.