„Die Gerechtigkeit Jesu ist Barmherzigkeit“

Bischof Abromeit predigt im Universitätsgottesdienst in Leipzig

Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit
Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit© Marcelo Hernandez, Nordkirche

25. August 2019 von Annette Klinkhardt

Leipzig/Greifswald. Einen humorvollen, verschmitzten Jesus skizzierte Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit in seiner heutigen (25. August) Predigt in der neuen Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig. Der Greifswalder Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland predigte über das sogenannte „Gleichnis vom unehrlichen Verwalter“ aus dem Lukasevangelium (Kapitel 16,1-9). Jesus erzählt hier davon, dass der Geschäftsführer eines reichen Mannes dessen Vermögen verschleudert. Als der Chef ihm auf die Schliche kommt, rettet der Angestellte durch Tricksereien seinen Kopf aus der Schlinge. Ausgerechnet diesen mit allen Wassern gewaschenen Betrüger präsentiert Jesus als Vorbild. So heißt es bei Lukas: „Und der Herr lobte den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Kinder dieser Welt sind unter ihres Gleichen klüger als die Kinder des Lichts.“

Damit eröffnete Bischof Abromeit die Leipziger Predigtreihe mit Bischöfen aus ganz Deutschland unter dem Motto „Worüber ich nie predigen wollte“. Peter Zimmerling, Professor für Praktische Theologie, hat sie als Leipziger Universitätsprediger initiiert. Dass ausdrücklich sperrige Bibelstellen gefragt sind, begründet er so: „Die meisten Predigten reden viel zu gemütlich von Gott. Als Predigende stehen wir permanent in der Gefahr, der biblischen Botschaft die Zähne zu ziehen, das heißt, die fremde Stimme Gottes zum Verstummen zu bringen.“

Einen „Skandal“ nannte Bischof Abromeit die unerwartete Wendung der biblischen Geschichte und zitierte Eugen Drewermann: „Diese Geschichte zählt zu den peinlichsten im Neuen Testament, was sich dort lesen lässt.“ Doch bei diesem Urteil blieb der Bischof nicht stehen: „Aber wahrscheinlich ist diese Geschichte nur peinlich für die, die keinen Spaß verstehen. Man muss sich Jesus wohl mit einem Schmunzeln im Gesicht vorstellen, als er dieses Gleichnis erzählt. Dieses Gleichnis hat etwas von Kabarett an sich. Es geht durchaus um todernste Dinge, die Jesus mit einem gewissen Schalk im Nacken erzählt. Es geht um das Gericht. Es geht um die große Schlussabrechnung. Es geht um den Tag aller Tage.“

Ebenso wie in dem Gleichnis werde auch beim Jüngsten Gericht erwartet, Rechenschaft abzulegen. „Es gibt ein Wort, das ist aus unserem kirchlichen Vokabular faktisch gestrichen worden. Zwar reden wir von Verantwortung und diese ist uns heute ganz wichtig: Wir haben Verantwortung für die sozialen Verhältnisse um uns, für die Bewahrung der Schöpfung, für das Leben in Frieden.“ Doch damit sei der wesentliche Aspekt des Wortes nicht erfasst, so Abromeit: „Der Begriff Verantwortung hängt mit dem Bild des Jüngsten Gerichtes zusammen. Dann, wenn Gott von uns Rechenschaft fordert, müssen wir antworten.“

Und hier durchkreuze Jesus die moralisch hochgesteckten und korrekten Erwartungen der Menschen, auch seiner Anhänger. Jesus nehme gerade keinen „untadeligen, netten Menschen“ zum Vorbild. Sondern einen, der Geistesgegenwart beweise. Der Bischof sagte: „Das Besondere an diesem Gleichnis ist, dass der unehrliche Verwalter eine Gelegenheit nutzt, die er eigentlich gar nicht haben kann. Die Botschaft des Gleichnisses ist: ‚Du hast keine Chance, nutze sie!‘. Wenn Gott von uns Rechenschaft fordert, dann gibt es doch so viele Dinge in unserem Leben, mit denen wir vor der kritischen Frage Gottes nicht bestehen können.“

Jesus von Nazareth habe mit seinem Leben, Sterben und Auferstehen „die Eintrittsbedingungen in das Reich Gottes“ auf den Kopf gestellt: „Die Gerechtigkeit, die Jesus kennt, ist Barmherzigkeit. Die Botschaft Jesu ist kein Evangelium, das sich Juristen hätten ausdenken können, denn die müssen auf der Einhaltung der äußeren Gerechtigkeit bestehen. Wo kämen wir denn da hin? Jesu Botschaft ist Barmherzigkeit.“ Die in der Geschichte geschilderte Bereitschaft Jesu, zu vergeben, ermögliche es uns heutigen Nachfolgerinnen und Nachfolgern, ebenfalls einander zu vergeben. Abromeit fasste zusammen: „Jesus stellt uns mit diesem Predigtwort auf ungewöhnliche Weise vor das Angesicht Gottes. Mit dem Humor eines Kabarettisten vermittelt er uns eine ernste Botschaft: Eigentlich ist unser Leben verwirkt. In unserem Charakter haben sich tiefe Furchen der Sünde eingezogen. Das zeigt sich am Umgang mit dem Geld. Aber so, wie wir wegen des Erzählers dieses Gleichnisses, Jesus, mit Gottes Barmherzigkeit rechnen dürfen, so können auch wir untereinander barmherziger miteinander sein. Ohne Barmherzigkeit sind wir alle verloren.“

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