„Ob wir glauben oder nicht – warum uns die Reformation heute angeht“

Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn: Widerstehen wir dem üblen Gerede, das keine Alternativen bietet

Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn
Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn

27. September 2017 von Christian Meyer

Bützow. „Ob wir glauben oder nicht – warum uns die Reformation heute angeht“ – unter diesem Titel hielt Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn heute Abend (27. September) einen Vortrag im Rathaus von Bützow. Anlass war das laufende „15. Forum zur Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit – Bützower Häftlingstreffen“.

Der evangelische Theologe stellte klar, dass es nicht folgenlos sei, „welches Bild des Reformators wir uns zu Eigen machen wollen“, wenn man an die Feier der Reformations- und Lutherjubiläen durch die Zeiten denke. Ein mahnendes Beispiel dafür sei „die Stilisierung Luthers als Nationalheld. Seine Instrumentalisierung durch verschiedene Regime möge uns Mahnung sein“, so Andreas v. Maltzahn. In diesem Zusammengang zitierte er eine FAZ-Kolumne, in der Christian Geyer daran erinnerte, wie Erich Honecker als Vorsitzender des staatlichen Luther-Komitees den Reformator zum fünfhundertsten Geburtstag 1983 „als Schrittmacher der frühbürgerlichen Revolution und damit als Paten der DDR“ würdigte.

 

„Wer, wie manche von Ihnen, aus politischen Gründen inhaftiert wurde, weiß nur zu gut, welches Leid von bornierten Ideologien ausgehen kann“, sagte der Bischof an die Zuhörer gewandt und ergänzte: „Darum ist es im Blick auf die Geschichte wichtig, zu unterscheiden: Was war historische Wirklichkeit? Und was ist interessengeleitete Interpretation?“

Notwendigen Konflikten nicht ausweichen

Ein weiteres Augenmerk legte Bischof v. Maltzahn in seinem Vortrag auf den Mutbürger Luther, der notwendigen Konflikten nicht auswich, sondern sie annahm. Vor allem die Frage nach der Wahrheit, die Frage nach Gott war für den Reformator „so wichtig, dass er sich durch nichts und niemand davon abbringen ließ“.

Im Blick auf die heutige Zeit sieht Bischof v. Maltzahn zum einen die Herausforderung in religiöser Hinsicht. Das heißt für ihn, die Frage nach Gott wachzuhalten. Zum anderen sprach er die Herausforderung in politischer Hinsicht an. Hier sei es für ihn als Bürger, „unabdingbar, um ein gemeinsames europäisches Haus zu ringen, in dem die verschiedenen Nationen in Gerechtigkeit und Frieden zusammenleben und sich an den Menschenrechten orientieren“.

Europäische Union reformieren, statt Infrage zu stellen

Auch wenn man mancherlei an der Europäischen Union beklagen könne, räumte der Bischof ein, sei es allemal wert, dass die EU erhalten und reformiert wird! „Meine Generation hat Gott sei Dank den Krieg nicht am eigenen Leib erfahren müssen. Dieser geschichtliche Ausnahmefall verdankt sich auch dem Erneuerungswillen nach dem II. Weltkrieg. Ehemalige Erzfeinde wie Frankreich und Deutschland sind heute einander freundschaftlich verbunden“, begründete der Theologe.

Er warnte davor, dass dies alles auf dem Spiel stehe und nannte zwei aktuelle Beispiele. „So schlimm werde es schon nicht kommen, dachten viele Briten. Erst als der Brexit kam, gingen sie für Europa auf die Straße“, formulierte Andreas v. Maltzahn und fügte hinzu: „So schlimm werde es schon nicht kommen, dachten viele Amerikaner. Erst als Trump gewählt war, demonstrierten sie für die freiheitlichen Werte ihrer Nation.“

Einfachen Lösungen widerstehen

Vor diesen aktuellen Entwicklungen rief er dazu auf, sich deutlich für Europa auszusprechen – im Freundeskreis, unter den Kollegen, in der Öffentlichkeit. „Es ist höchste Zeit, den scheinbar einfachen Lösungen des ‚Wir zuerst!‘ zu widerstehen, damit Frieden und solidarischer Ausgleich in Europa eine Chance behalten. Ringen wir darum, eine bessere Europäische Union zu gestalten, aber setzen wir nicht das Erreichte aufs Spiel! Von Maltzahn wörtlich: „Auf unsere Haltung in diesen Fragen – gerade nach der jüngsten Bundestagswahl – wird viel ankommen. Widerstehen wir dem üblen Gerede, das mit dumpfen Ressentiments Stimmung macht, aber eben keine Alternativen anbietet!“

Andersdenkende nicht dämonisieren

Zugleich verwies der Schweriner Bischof darauf, dass dies für ihn einschließe, die „fälligen Auseinandersetzungen zu führen, ohne Andersdenkende zu dämonisieren“. So wie Melanchthon, der immer wieder das Verbindende suchte, braucht es auch in den aktuellen Auseinandersetzungen „das Gespräch, die Entfeindung – wie Jesus sie uns nahegelegt hat“.

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