Gemeinsames Nachdenken über die Freiheit

Bischof Gothart Magaard lud zum Reformationsabend in das Kieler Rathaus ein

30. Oktober 2018 von Antje Wendt

Schleswig/Kiel. Erstmals wurde heute (31. Oktober) in Schleswig-Holstein der Reformationstag als gesetzlicher Feiertag begangen. Aus diesem Anlass hatte Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), zu einem „Kieler Reformationsabend“ in den Ratssaal des Kieler Rathauses eingeladen. Der Einladung waren zahlreiche geladene Gäste aus Politik und Gesellschaft, aber auch Bürgerinnen und Bürger gefolgt.

Bischof Magaard: „Die Reformation hat das Gespräch über "Gott und die Welt" befördert – und das brauchen wir auch in unserer Zeit. Man kann ererbte Freiheit nicht nur verwalten, sie will bewahrt, errungen, ja erstritten und verteidigt werden. Der Glaube ermutigt dazu.“

Nach einem Grußwort von Landtagspräsident Klaus Schlie gaben die Schauspieler Ritta Kristensen und Matisek Brockhues mit einer Textcollage zum Thema „Freiheit ist …“ Denkanstöße. Ihr Vortrag umfasste Zitate bekannter Autoren, Menschenrechtler oder Politiker wie Mascha Kaleko, Martin Luther King oder Joachim Gauck gleichermaßen wie Bibelstellen, Koransuren oder Artikel aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (UN-Menschenrechtscharta).

Für die weitere Gestaltung des Abends hatte die Nordkirche namhafte Persönlichkeiten um einen Wortbeitrag gebeten. Den Auftakt übernahm Daniel Kaiser, Leiter der NDR-Kulturredaktion Hörfunk Hamburg. Er sprach über das Thema Pressefreiheit und hielt fest, dass das Unbequeme zur DNA einer freien Presse gehöre. „Wir aber haben verlernt, miteinander zu diskutieren. Wir haben verlernt, eine andere Meinung zu akzeptieren. Nicht mehr das Argument zählt, sondern die vermutete Gesinnung des anderen.“ Daniel Kaiser wünschte sich bei Kommentaren in Zeitungen, im Radio und im Fernsehen weniger wohlfeile Meinungen, sondern solche mit Ecken und Kanten zu hören und zu lesen, um darüber zu diskutieren und auf Augenhöhe miteinander zu reden.

Mit sehr persönlichen Worten berichtete Dr. Martin Klopf, Arzt und ehemaliger politischer Häftling der DDR, über seine traumatisierenden Erlebnisse, die ihm gezeigt haben, wie wichtig es ist, „durch Bildungsarbeit insbesondere an jungen Menschen diese für vergangenes aber auch heute in der Welt bestehendes Unrecht und den Wert von Freiheit zu sensibilisieren.“Er sei dankbar dafür, dass er die Freiheit habe, niemanden fragen zu müssen, ob er das Land verlassen dürfe, ob und wo er sich engagieren dürfe, wie er sein Leben gestalten und seine Möglichkeiten nutzen wolle.

Der Medien- und Kommunikationswissenschaftler Ingo Dachwitz stellte in seinem Vortrag die beiden Pole der digitalen Welt dar: Vom großen Freiheitsversprechen zur digitalen Bedrohung. Um ohne Sorge und Verunsicherung mit der Digitalisierung umzugehen, müssten Politik, Kirche und Zivilgesellschaft von Anwendern zu Gestaltern werden.

„Ein freiheitlicher Staat muss die Vielfalt seiner Bürgerinnen und Bürger aushalten und ermöglichen. Das hält die Gesellschaft nur aus, wenn sie sich gleichzeitig auf das Gemeinsame besinnt.“ Dies war eine von insgesamt vier Thesen, mit denen Karin Prien, Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schleswig-Holstein, auf das Thema des Abends einging. „Je mehr Freiheit, desto mehr Debatten: Gelingende Integration, gelebte Emanzipation führt zu mehr Konflikten.“ Ministerin Prien sah daher die Notwendigkeit einer neuen Werte- und Normen-Debatte, die die ganze Gesellschaft in ihrer Vielfalt und in ihrem Zusammenhalt stärke und stütze.

Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer und Bischof Magaard gingen gemeinsam auf die unterschiedlichen Themenfelder und Aussagen der Vortragenden ein und führten sie in einem Abschlussstatement zusammen. Dr. Ulf Kämpfer: „Freiheit war nicht nur ein zentraler Begriff der Reformationsbewegung, sondern auch des Kieler Matrosen-aufstandes von 1918. Dieser Abend hat gezeigt: Über Freiheit zu reden und zu diskutieren ist heute genauso aktuell wie vor 500 oder 100 Jahren. So unter-schiedlich die Redebeiträge auch waren – sie alle verbindet die Erkenntnis: Freiheit ist ein kostbares Gut, für das wir alle immer wieder auf- und einstehen müssen.“  

Zum Ausklang des Abends sprachen Dekan Leo Sunderdiek, Erzbistum Hamburg, Pastor Helge Frey, Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Schleswig-Holstein, und Bischof Magaard ein ökumenisches Friedensgebet.

Für die musikalische Gestaltung sorgte die Jazz-Formation „zwischentöne.jazz“ aus Kiel.

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