Wer war Jesus – aus christlicher und jüdischer Sicht

Bischof Tilman Jeremias bei Jüdischen Kulturtagen

Bischof Jeremias im Gespräch mit Prof. Walter Homolka
Bischof Jeremias im Gespräch mit Prof. Walter Homolka© Daniel Vogel, kirche-mv.de

06. November 2019 von Annette Klinkhardt

Rostock. Um das christliche und das jüdische Bild von Jesus ging es gestern Abend (5. November) bei den Jüdischen Kulturtagen im Rostocker Rathaus. In einem Podiumsgespräch diskutierten Bischof Tilman Jeremias und der Rabbiner Professor Dr. Dr. Walter Homolka, Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs und geschäftsführender Direktor der School of Jewish Theology der Universität Potsdam vor rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörern über die Frage „War Jesus ein Messias?“. Das aus dem Hebräischen stammende Wort „Messias“ bedeutet übersetzt „der Gesalbte“ und ist im Judentum die Bezeichnung für den endzeitlichen Heilsbringer, der Frieden schafft. Die frühen Christen sahen in Jesus diesen „Messias“ und gaben ihm als Titel „Christus“, das griechische Wort für „Gesalbter“.

Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) sagte: „Für uns Christen scheint die Antwort klar: Natürlich ist Jesus der Messias. Wenn man sich allerdings näher mit den biblischen Quellen beschäftigt, ist das gar nicht  mehr so selbstverständlich. “Jesus selbst habe von sich nicht als Messias gesprochen und derartige Erwartungen an ihn nicht bestärkt.

In einer Situation allerdings habe sich Jesus als Messias zu erkennen gegeben, so Jeremias: „Wenn Jesus beim Abendmahl sagt ‚Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird‘.“

Professor Walter Homolka näherte sich fragend der Person Jesu an: „War Jesus aus jüdischer Sicht Pharisäer und Schriftgelehrter? Vielleicht. War er bedeutend? Ohne Zweifel. War er der Messias oder gar der Sohn Gottes? Aus jüdischem Verständnis nein. Der jüdische Blick geht auf einen von uns, der es weit gebracht hat, als Mensch den Menschen Gottes Willen nahezubringen.“

Jeremias und Homolka bedauerten beide die Verzerrung der jüdischen Religion durch die christliche Theologie: „Von Anfang an versuchten Christen, den jüdischen Hintergrund Jesu auszublenden. Jesus wird als Kritiker und als Überwinder des Judentums dargestellt“, beobachtete der Bischof. Professor Homolka sagte daran anknüpfend: „Ich meine, es ist nun Aufgabe der christlichen Theologen, eine Christologie zu schaffen, die ohne ein zur Karikatur entstelltes Judentum auskommt.“ Er plädierte dafür, dass beide Seiten ihr jeweiliges Bild von Jesus stehen lassen sollten: „Juden erwarten von Christen, ihre Traditionen und Überlieferungen zu respektieren. So liegt es aber auch nahe, dass diese Juden ihrerseits bereit sein sollten, die Wahrnehmung und Bedeutung des Juden Jesus in der christlichen Religion zu respektieren. Für das schwierige Verhältnis der beiden Religionen in einer so wichtigen Zeit ist das unerlässlich.“

Veranstalter der Diskussion waren der Verein Arnold Bernhard zur Unterstützung der Rostocker Synagoge, dessen Vorsitzender Tilman Jeremias ist, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern und die Geschichtswerkstatt Rostock. Die Jüdische Gemeinde Rostock lädt mit ihren Kooperationspartnern zum vierten Mal zu den Jüdischen Kulturtagen bis heute noch (6. November) als Festival der jüdischen Kunst und Kultur in Rostock.

Das theologische Streitgespräch mit Rabbi Prof. Homolka war für Bischof Tilman Jeremias ein wichtiger Programmpunkt innerhalb der Jüdischen Kulturtage: „Gerade heute ist der christlich-jüdische Dialog wichtig. Sich auszutauschen, voneinander zu hören und zu lernen sind die besten Mittel gegen Ressentiments und Hetze.“

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