Bischof Ulrich: ‚Freiheit‘ als Leitgedanke von Leitung in der Kirche
20. September 2012
Kiel. Bischof Gerhard Ulrich, Vorsitzender der Vorläufigen Kirchenleitung, hat am Donnerstag (20. September) Professor Dr. Peter Unruh in sein Amt als Präsident des Landeskirchenamtes der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) eingeführt.
Während des Festgottesdienstes in der Kieler Nikolaikirche wurden zudem Susanne Böhland für die Leitung des neu entstandenen Dezernats für Dienst- und Arbeitsrecht, Dr. Winfried C. J. Eberstein als Rechtsdezernent und Jan Simonsen als Baudezernent in ihre Ämter eingeführt.
Bischof Ulrich sagte während des Festgottesdienstes, dass „Freiheit“ der Leitgedanke von Leitung in der Kirche sei. „Konkret wird das in dem markanten Satz ‚Einer trage des anderen Last‘. Das heißt dann zum Beispiel im Landeskirchenamt mit der Schweriner Außenstelle: Helft Euch gegenseitig, mit den veränderten Umständen fertigzuwerden. Unterstützt diejenigen, die sich seit Juni an einem neuen Arbeitsplatz wiederfinden“, so Bischof Ulrich. Er rief weiter zu Nachsicht und zum Verständnis im gegenseitigen Miteinander auf. Gleichzeitig verwies er darauf, dass die Anforderungen im Rahmen der Gesamtentwicklung der neuen Nordkirche für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hoch seien. „Da müssen zum Beispiel die Rechtsgrundlagen neu geschaffen werden, das Hauptbereichssystem der Dienste und Werke im gesamten Kirchengebiet aufgebaut und neu ausgerichtet werden“, sagte Bischof Ulrich. Dazu gehörten lange Fahrzeiten und neue Zuständigkeiten. ‚Einer trage des anderen Last‘ sei eine Grundhaltung in der neuen Nordkirche, die – ähnlich wie ein Leitbild – nach innen gelebt und nach außen getragen werden solle. Mit der gemeinschaftlichen Einführung von vier Leitungspersönlichkeiten zeige die Nordkirche zum einen, wie Ost und West miteinander, gleichberechtigt und auf Augenhöhe den neuen, gemeinsamen Weg gestalte. Zum anderen werde das gelebte Kollegialprinzip des Landeskirchenamtes hierin augenfällig.
Prof. Peter Unruh (47) ist bereits seit dem 1. August dieses Jahres als Präsident des Landeskirchenamtes der Nordkirche tätig. Zuvor hatte er sieben Jahren lang das Rechtsdezernat des Nordelbischen Kirchenamtes geleitet. Der aus Peine stammende Niedersachse promovierte zum Thema „Die Herrschaft der Vernunft – Zur Staatsphilosophie Immanuel Kants“ und habilitierte an der Juristischen Fakultät der Georg-August-Universität zu Göttingen. Peter Unruh ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bischof Gerhard Ulrich schrieb dem neuen Präsidenten in seiner Einführungsansprache als Tugend eine „leidenschaftliche Vernunft“ als Grundhaltung im Reden und Handeln zu. Strukturiertheit, Klarheit in der Aussage und ein außerordentlicher Schatz an Fachwissen verbinde sich in seiner Person mit Ironie und heiterer Gelassenheit, so Bischof Ulrich. Als vordringliche neue präsidiale Aufgabe sieht Unruh die Schaffung der „Identität eines Landeskirchenamtes und eine verstärkte Kommunikation zwischen den Ebenen der Nordkirche“.
Die Juristin und Oberkirchenrätin Susanne Böhland (48) übernahm zum 1. Juni diesen Jahres die Leitung des Dezernats für Dienst- und Arbeitsrecht der Nordkirche. Sie war seit 1991 als Juristische Referentin der Landeskirche Mecklenburgs tätig. Die Verbindung mit der Kirche sei ihr bereits in die Wiege gelegt worden, sagte Bischof Dr. Andreas von Maltzahn in seinem schriftlichen Grußwort mit dem Verweis auf ihren Vater, der Pastor an der Heiligen-Geist-Kirche in Wismar war. "In den Fusionsverhandlungen habe ich Sie als engagierte und loyale Gesprächspartnerin erlebt, die mit ihrer Kompetenz besonders in arbeitsrechtlichen Fragen für Klarheit in den anstehenden Sachfragen gesorgt hat. Diese Qualitäten werden Ihnen bei der Leitung des neu entstandenen Dezernates für Dienst- und Arbeitsrecht helfen", so Bischof von Maltzahn. Susanne Böhland ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Seit August 2012 ist der Jurist und Oberkirchenrat Dr. Winfried C. J. Eberstein (44) Leiter des Rechtsdezernats der Nordkirche. Auf ihn werde, so Bischöfin Kirsten Fehrs, eine bedeutende Herausforderung zukommen. „Das Recht der Nordkirche zu entwickeln und nach und nach die notwendigen Rechtsgrundlagen für unsere neu gegründete Kirche zu schaffen, wird zu den vordringlichen Aufgaben des Rechtsdezernats gehören“, so Bischöfin Fehrs. Eberstein habe ausdrücklich bei vielen Anlässen in der Vergangenheit – insbesondere im Fusionsprozess – unter Beweis gestellt, dass er die besten Voraussetzungen für diese Aufgabe mitbringe. Mit juristischem Rat und Tat habe er den Ausschüssen und Arbeitsgruppen beigestanden. Auch als Berater des Präsidiums der Verfassunggebenden Synode habe er mit fachlicher Qualität und humorvoller Gelassenheit überzeugt. Dr. Winfried Eberstein ist verheiratet und hat vier Kinder. Er stammt gebürtig aus Berlin.
Der neue Leiter des Baudezernats der Nordkirche, Oberkirchenrat Jan Simonsen (52), habe lebensgeschichtlich das Gebiet der Nordkirche sozusagen von West nach Ost und von Ost nach West durchquert, hob Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit in seiner Einführungsansprache hervor. Jan Simonsen ist gebürtiger Schleswiger und studierte Architektur am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Kiel. Im Jahr 2000 wurde er Leiter der Bauabteilung und Baureferent des Konsistoriums der Pommerschen Evangelischen Kirche in Greifswald. Jan Simonsen sei für Erhaltung und Neugestaltung von Gebäuden, für Denkmalpflege und den angemessenen Umgang mit Kunst- und Kulturgütern verantwortlich gewesen, so Bischof Dr. Abromeit. Dabei habe er stets einen Blick über den fachbereichlichen Tellerrand gehabt und gesamtkirchliche Verantwortung wahrgenommen. Dies sei eine unverzichtbare Voraussetzung für sein neues Amt als Baudezernent der Nordkirche. Jan Simonsen ist verheiratet und vierfacher Familienvater.