Bornplatzsynagoge: Bischöfin Fehrs und Landesrabbiner Bistritzky unterstützen Wiederaufbaupläne
10. Dezember 2020
Hamburg. „Ich gehöre zu Hamburg wie der Michel“ – unter diesem Motto haben sich heute (10. Dezember) Landesrabbiner Shlomo Bistritzky und Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), getroffen. An der Hauptkirche St. Michaelis unterzeichneten beide den Aufruf für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge, für die sich die Kampagne „Nein zu Antisemitismus. Ja zur Bornplatzsynagoge“ einsetzt.
Die Initiatorinnen und Initiatoren der Kampagne wollen bis zum 27. Januar 2021 die Unterstützung möglichst vieler Hamburgerinnen und Hamburger für den Kampf gegen Antisemitismus und für den Wiederaufbau der Synagoge gewinnen.
Landesrabbiner Shlomo Bistritzky: „Hamburg hat seit Jahrhunderten auch eine jüdische Identität, die von der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten jäh beendet wurde. Von jeher war das Grindelviertel Zentrum jüdischen Lebens, und Herz dieses Zentrums war die Bornplatzsynagoge. Wir freuen uns umso mehr, dass jetzt eine klaffende Wunde in Hamburg geschlossen wird und die Bornplatzsynagoge wiederaufgebaut wird. Möge sie wieder zu einem bedeutsamen Zentrum werden, für die jüdische Gemeinde genauso wie für alle Hamburgerinnen und Hamburger.“
Bischöfin Kirsten Fehrs: „Jüdisches Leben gehört zu Hamburg. Der Wiederaufbau der Synagoge am Bornplatz ist dafür ein starkes Zeichen, über das ich mich sehr freue. Jüdinnen und Juden signalisiert sie religiöse Heimat, allen anderen ist sie Symbol des Friedens und der Verständigung zwischen Völkern und Religionen. Macht sie doch auch deutlich, dass der nationalsozialistische Terror nicht das letzte Wort behalten wird. Gerade in einer religiös und kulturell vielfältigen Stadt wie Hamburg brauchen wir solche Zeichen: In hohem Respekt voreinander stehen die Religionsgemeinschaften zusammen und fühlen sich gemeinsam für den Frieden in unserer Stadt verantwortlich.“
Initiator Daniel Sheffer: „Rathaus und Elphi, Millerntor und Volkspark sowie Michel und Bornplatzsynagoge – gemeinsam gehören sie zu Hamburg. ‚Ich gehöre zu Hamburg‘ gilt für den Hamburger Michel ebenso wie für die Hamburger Bornplatzsynagoge. Die Bornplatzsynagoge wird das Wahrzeichen Hamburger Weltoffenheit und jüdischer Identität.“
Das jüdische Gotteshaus im neoromanischen Stil war seit seiner Fertigstellung 1906 die größte Synagoge Norddeutschlands mit Platz für mehr als 1.000 Besucher. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde die Synagoge von NS-Anhängern verwüstet und schwer beschädigt. Ein Jahr später ließ die Stadt Hamburg das Gebäude auf Kosten der jüdischen Gemeinde abreißen. Der einstige Bornplatz heißt heute Joseph-Carlebach-Platz und wurde benannt nach dem Hamburger Rabbiner Joseph Carlebach (1883-1942).