Zeitumstellung

„Da hab ich eine Stunde Zeit zum Aufräumen” – Die Kirchturmuhr St. Gertrud Altenwerder

Der ehrenamtliche Kuester Georg Schindler steigt einmal in der Woche auf den Kirchturm von St. Gertrud im Hamburger Stadtteil Altenwerder, um die Uhr aufzuziehen
Der ehrenamtliche Kuester Georg Schindler steigt einmal in der Woche auf den Kirchturm von St. Gertrud im Hamburger Stadtteil Altenwerder, um die Uhr aufzuziehen © epd-bild / Philipp Reiss

22. Oktober 2018 von Julia Reiß

Wenn Georg Schindler am 28. Oktober die Turmuhr der Hamburger Kirche St. Gertrud Altenwerder auf die Winterzeit umstellt, hat er eine Stunde Zeit zum Aufräumen. Im wörtlichen Sinn.

Die Zeiger der großen Uhr lassen sich nämlich nicht zurück drehen, sondern nur vorwärts. Also hält er das etwa ein Meter große Pendel an und hat dann eine Stunde Zeit für andere Dinge. „Langweilig wird mir bestimmt nicht, es gibt immer was zu tun”, sagt der ehrenamtliche Küster. 

Einmal in der Woche klettert Georg Schindler die schmalen, steilen Holztreppen in den zweiten Stock des Kirchturms hinauf. Das Uhrwerk von 1895 steht in einem Gehäuse ähnlich einem Wandschrank. Drei Trommeln gilt es aufzuziehen. Dafür muss er die axtgroße eiserne Kurbel 40 bis 80 Mal anschieben. Dünne Drähte führen aus dem Uhrwerk und durch die Holzdecke bis hoch in den Turm zu den Glocken. Und am anderen Ende hängen Gewichte. Zieht Schindler die Uhr nicht auf, würde sie immer langsamer gehen und bliebe schließlich stehen.  

„Die Uhrzeit muss stimmen“

Hauptberuflich ist Schindler, der kurz vor der Rente steht, Elektrotechniker. Er geht meist morgens vor der Arbeit zur Uhr. Auch am 28. Oktober wird er erst am Morgen kommen. "Aber rechtzeitig, wenn die Gottesdienst-Besucher eintreffen, muss die Uhrzeit stimmen", sagt er. Der Gottesdienst beginnt um 9.30 Uhr.

Die Kirche an der Autobahn A7 südlich des Elbtunnels gehört seit 1978 der Stadt Hamburg. Alle zwei Wochen findet hier noch ein Gottesdienst statt. Dazu gibt es Konzerte, Trauungen und besondere Gottesdienste wie einen jährlichen für Seefahrer. Auch Trauerfeiern werden noch von Pastor Dirk Outzen gehalten. Die Beerdigung findet dann allerdings auf einem anderen Friedhof statt. Der Friedhof Altenwerder ist seit Juni offiziell geschlossen. Bestattungen haben schon seit den 1970er Jahren nur noch in Ausnahmefällen stattgefunden. 

Früher hatte das Fischerdorf auf der damaligen Elbinsel Altenwerder bis zu 2.500 Bewohner. Es wurde vor 40 Jahren abgerissen, um Platz für den Containerterminal zu machen, und die Bewohner wurden umgesiedelt. Die 1831 gebaute Kirche St. Gertrud blieb als einziges Gebäude stehen. Gemeinsam mit dem Friedhof ist sie heute im Besitz der Hamburg Port Authority (HPA). Die Gemeinde wurde damals mit der Thomasgemeinde Hausbruch zusammengelegt. 

Vielseitige Aufgaben

Georg Schindler, der zuvor Küster in der Thomaskirche Hausbruch war, übernahm vor zehn Jahren die vielseitigen Aufgaben von der damaligen Küsterin Elisabeth Schwartau. Die hatte das Amt 30 Jahre lang inne, jeder kannte sie. "Ich war zwei Jahre lang Azubi bei Elisabeth Schwartau", erzählt Schindler und lächelt. "Ich musste viel mehr lernen als nur das Aufziehen der Uhr, wo der Schalter für die Heizung ist oder wo die Gesangbücher hinkommen." Er traf eine Menge Menschen, die regelmäßig in die Kirche kommen, und lernte viel über die Geschichte von Altenwerder, St. Gertrud und der Natur drumherum.   

Vier Stockwerke über dem Uhrwerk brüten seit 2012 Turmfalken. Sobald die Tiere den dort installierten Brutkasten bezogen haben, zieht Schindler nur noch eine der drei Trommeln im Uhrwerk auf. "Während der Brutzeit läuten die Gebetsglocke und der Stundenschlag nicht", sagt er. "Die Gebetsglocke wiegt 800 kg - wenn die läutet, vibriert der ganze Turm." Er beobachtet die Falken gern vom Boden aus und weiß: "Sie sitzen gern auf dem Hammer der Stundenglocke."

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