20. Dezember 2016 | Hauptkirche St. Petri Hamburg

Das Böse mit dem Guten überwinden

20. Dezember 2016 von Kirsten Fehrs

Die Sehnsucht nach dem anderen Advent, Ökumenisches Gedenken an die Anschlags-Opfer in Berlin, Musik - Einzug der Sternensinger, Anmoderation und Interview: Dr. Thomas Kroll, Erzbistum Hamburg

Liebe Schwestern und Brüder,

Wir hören diese Sternensinger – Kinder mit ihrer Hoffnung auf Frieden. Licht. Lebensfreude. Das eben, was wir gerade in der Weihnachtszeit ersehnen. Stern, über Bethlehem, zeig mir den Weg…

Und dann dieser brutale Anschlag in Berlin. So viele wurden von einer Sekunde zur anderen aus dem Leben gerissen, wurden buchstäblich niedergewalzt, schwer verletzt, furchtbar das Leid für die Familien. Wir stehen erschüttert davor und sind unendlich traurig. Gut, dass Sie alle gekommen sind und dass wir der Opfer gemeinsam gedenken. Dass wir innehalten und der Trauer auch ihren Raum geben: Zwölf Menschen sind in Berlin gestorben. Menschen, die gelacht haben und sich unterhalten und gegessen und getrunken. Getötet von einem Moment auf den anderen.

Unsere Gedanken und Gebete gehen zu den Opfern und ihren Angehörigen in Berlin. Und sie gehen zu denen, die Tag und Nacht im Einsatz sind, um zu helfen.

Wir wissen noch nicht genau, was geschehen ist. Vieles spricht für einen Terroranschlag, wie es etliche gab im vergangenen Jahr.  Gezielt an Orten gemeinschaftlicher Feier und Lebensfreude, wie auf Konzerten, am Nationalfeiertag, auf dem Weihnachtsmarkt. Orte der Freiheit, die den Menschen ja gerade dort so verwundbar machen ...

Als Christinnen und Christen wissen wir um die Existenz des Bösen, von jener absoluten Negation des Lebens, der Liebe und der Menschlichkeit. Zugleich aber gilt, mit Worten aus dem Römerbrief gegenzuhalten: Lasst euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem!

Wenn es etwas gibt, worauf wir uns besinnen sollten in diesen Tagen, dann auf dieses Wort. Es ist wie ein Stern in der Nacht und besagt drei Dinge:

Lasst uns das Leben lieben. Und es leben. Gerade auch in dieser Weihnachtszeit. Nicht als flaches Idyll, sondern als eine Verheißung von einer besseren Welt, die über das hinausweist, was jetzt ist. Und so werden wir weiterhin Feste feiern und Gottesdienste besuchen, wir werden reisen, wir werden sagen und schreiben, was wir denken. Und wir werden singen von der Hoffnung, die in uns ist.

Denn es gilt - zweitens - das Böse zu überwinden. Und das heißt: niemals dürfen wir dem Terror unsere Werte opfern. Haben wir den Mut und die Besonnenheit, die zu bleiben, die wir sein wollen. Und das heißt: wir werden uns nicht in einen Kulturkampf zwischen Christentum und Islam hineinziehen lassen. Lassen uns nicht vom Terror gegeneinander aufhetzen. Wir werden weiterhin für den Dialog unter den Religionen eintreten, besonders zwischen Juden, Muslimen und Christen. Wir werden für die Religionsfreiheit eintreten, eines der höchsten Güter in unserer Demokratie. Genauso wie für Werte wie die Gleichberechtigung der Geschlechter, für den fairen Wettstreit unterschiedlicher Meinungen und für die Aufnahme von Flüchtlingen. Alles Sterne einer aufgeklärten Gesellschaft.

Und schließlich halten wir fest an dem Wichtigsten, was Jesus uns gelehrt hat: der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten. Sie ist die Grundlage für alles andere und schließt jeden Menschen ein. Jesu Stern leitet uns dabei. Leitet uns wie damals die drei heiligen Könige aus dem Morgenlande durch die Dunkelheit.

Gehen wir mit. Halten wir uns nicht zurück!

Nichts ist weniger dran, liebe Geschwister, in dieser verstörenden Zeit. Vielmehr dies: Gedenkt der Opfer, auch derjenigen, die schwer verwundet noch zwischen Leben und Tod schweben in den Krankenhäusern. Tröstet die Trauernden. Stärkt die Verunsicherten. Trauert mit dem Protest derer, die sich nicht abfinden wollen mit Terror, Diktatur und Gewalt - in Berlin - aber auch in Aleppo, Ankara und Bethlehem.

Dorthin wird uns der Stern führen, morgen und übermorgen. Heute aber nehmen wir die Verwundeten in unsere Gedanken und Gebete. Unbeirrbar vertrauend, dass es einen Friede gibt, der höher ist als alle Vernunft. Er bewahre unsere Herzen und Sinne, in ihm, Christus Jesus, kleiner Friedefürst, auf den wir sehnlichst warten.
Amen

 

Worte, Gesten, stille Gedanken – all dies ist wie ein Stern in der Nacht. Lassen Sie uns dazu auf den Weg machen und im Gedenken an die Opfer des Anschlages in Berlin eine Kerze anzünden. Für die Toten, Verletzten, ihre Angehörigen. Wir tragen das Licht hier in den Altarraum, dorthin, wo Trauer und Verzweiflung ihren Ort hat, tragen es mit unserem Mitgefühl, aber auch unserem Hoffen und Sehnen, dem Nein zur Gewalt und dem Ja zum Leben. 

Lichterprozession

Gedenkminute

„Wir denken an die Menschen, die Opfer wurden von Gewalt, wir denken an ihre Angehörigen, die Partner, Eltern, Geschwister, Großeltern, Paten, Kinder – wir gedenken ihrer und nehmen alle in unser Schweigen der Würde hinein.“


Fürbitten

Gnädiger Gott, Licht unseres Lebens,

es sind oft dunkle Stunden, die wir überwinden müssen –

wie gut ist es, dir zu begegnen auf der Suche nach Trost, Klarheit, Frieden. Dir vertrauen wir uns an, mit unserer Klage und unserer Suche:

Wir beten für die Opfer des Anschlages in Berlin, für ihre Angehörigen, für sie, die verletzt sind an Leib und Seele.  So furchtbar ist diese Gewalt!  Sei ihnen nahe durch Menschen, die das Leiden mittragen. Die das richtige Wort zur rechten Zeit finden. Worte wie Licht in der Nacht. Und wir bitten dich für die Kriegsopfer in Syrien, Aleppo, jetzt, all die Kinder. Steh ihnen bei, wir bitten dich, gib ihnen Trost und Kraft.

Gott, Barmherziger

Wir beten für die, die den Opfern beistehen. Für die Ärztinnen und Krankenpfleger, für die Seelsorger und Feuerwehrleute. Wir beten auch für die Polizisten und Sicherheitskräfte, die jetzt in der Kälte unsere Weihnachtsmärkte bewachen. Und wir bitten dich: Schütze ihre Seelen, dass sie nicht schaden nehmen bei all dem Leid. Gib ihnen allen Kraft, wir bitten dich, immer wieder neu.

Christus, Versöhner des Lebens

Wir beten für die, die gefangen sind in ihrem Teufelskreis von  Gewalt und Ideologie. Die zu Tätern werden und sich nicht zu retten vermögen vor sich selbst und ihrer Zerstörungswut. Fall den Fanatikern in den Arm. Dringe zu ihnen durch mit deinem Licht, damit ihnen klar wird, was sie tun. 

Jesus Christus, Friedenskönig,
rühre uns mit deiner Liebe an -
jede Seele auch im Dunkeln,
jeden Menschen in seiner Würde,
jede Nation und Religion in ihrer Fähigkeit zum Frieden.
Alles, was uns auf dem Herzen liegt, vereinen wir jetzt in dem Gebet, das Jesus uns geboten hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung
Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen

So segne und behüte dich der barmherzige Gott, er lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig, er erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.

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