Beziehungen für neue Themenfelder vertiefen

Delegation der Nordkirche besucht Partnerkirchen in Indien

Indien: mobiler ländlicher Gesundheitsdienst der Jeypore-Kirche.
Indien: mobiler ländlicher Gesundheitsdienst der Jeypore-Kirche.© Zentrum für Mission und Ökumene

10. Oktober 2015 von Stefan Döbler, Claudia Ebeling, Maren Warnecke

Schwerin/Jeypore. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) baut die Zusammenarbeit mit ihren indischen Partnerkirchen weiter aus. Dazu reist eine Delegation der Nordkirche unter der Leitung von Landesbischof Gerhard Ulrich vom 11. bis 27. Oktober nach Indien. Sie wird sich zunächst in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Assam im Nordosten des Landes über Dialog- und Migrationsprojekte informieren.

Die Delegation reist anschließend zu Konsultationen mit der Evangelisch-Lutherischen Jeypore-Kirche. Daran werden auch Fachleute des Frauenwerks und des Jugendwerks der Nordkirche teilnehmen. Höhepunkte der Reise sind die Eröffnung des diesjährigen Jugendkongresses, den die Jeypore-Kirche zum dritten Mal in Jeypore (Bundesstaat Orissa/Odisha) ausrichtet, und offizielle Gespräche zur weiteren Entwicklung der Partnerschaft mit der Kirche im Osten Indiens.

Landesbischof Ulrich erklärt dazu: „Aus einer bereichernden und tragfähigen Jugendarbeit gehen wichtige Impulse für den künftigen Weg unserer Kirchen hervor. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Indien ist unter 25 Jahre alt, gemeinsame Themen wie Klimaschutz, Familienbilder oder Jugendarbeitslosigkeit gibt es genug. In Begegnungen können wir viel voneinander lernen. Dies wollen wir auch für neue Themenfelder vertiefen. Die Beziehungen zu unserer indischen Partnerkirche sind auf allen Ebenen intensiv und herzlich, ich freue mich auf unsere Gastgeber.“

Seit fünf Jahren gemeinsame Jugendarbeit mit Jeypore-Kirche

Zu dem Jugendkongress werden rund 700 Jugendliche auch aus anderen lutherischen Kirchen des Landes erwartet. Die gemeinsame Jugendarbeit der Nordkirche und ihrer indischen Partnerkirche gilt als gelungenes Beispiel ökumenischer Beziehungen: Vor fünf Jahren unterzeichneten die damalige Nordelbische Kirche und die Jeypore-Kirche eine Vereinbarung zur Jugendpartnerschaft. Zwei Mal bereits konnten so Jugendgruppen aus Indien an dem Bildungsprojekt „KlimaSail“ und am Jugendfestival der Nordkirche „heaven/“ teilnehmen. „Die Jugendarbeit hat sich mittlerweile fest in der Arbeit der Jeypore-Kirche etabliert, das stärkt auch die wichtige Schul- und Bildungsarbeit der Kirche“, erläutert Indienreferent Dr. Axel Siegemund vom Zentrum für Mission und Ökumene in der Nordkirche, das die Beziehungen koordiniert und fördert.

Lebens- und Bildungssituation von Frauen verbessern

Für eine intensive Kooperation in der kirchlichen Frauenarbeit sind Gespräche zwischen Pastorinnen der Jeypore-Kirche und Mitgliedern des Frauenwerks der Nordkirche geplant: „Durch unseren Besuch erhoffen wir uns eine Stärkung der Frauenarbeit innerhalb der Jeypore-Kirche. Die dafür notwendigen Strukturen gibt es schon seit längerem, dennoch ist in weiten Teilen Indiens die rechtliche Stellung der Frau prekär. Auf Grund der sehr hierarchisch strukturierten Gesellschaft sind Beteiligungsmöglichkeiten für Frauen in Indien oft äußerst eingeschränkt“, sagt Pastorin Ulrike Koertge, die Leiterin des Frauenwerks der Nordkirche. „Angebote, die die Lebens- und Bildungssituation von Frauen verbessern, wirken sich langfristig auf die gesamte Gesellschaft in Indien aus“, betont auch Axel Siegemund.

Auf dem Programm der Nordkirchendelegation stehen außerdem ein Besuch des Christlichen Krankenhauses in Bissamcuttak sowie Schul- und Bildungsprojekte in Litiguda und Doliambo. Die Jeypore-Kirche unterhält dort unter anderem Wohnheime, um Kindern aus entlegenen Dörfern den Schulbesuch zu ermöglichen.

Am Schluss der Reise sind politische Gespräche in Neu-Delhi geplant, unter anderem mit der deutschen Botschaft in Indien. Dabei werde es um Visa-Fragen gehen, heißt es aus der Delegation: „Seit einiger Zeit gibt es Probleme mit der Erteilung von Visa nach Deutschland für ökumenische Gäste. Die Kontakte unserer Kirchen sind jedoch für die Beziehungen zwischen unseren Ländern von großer Bedeutung.“

Hintergrund:

Die Beziehungen zur indischen Jeypore-Kirche gehören zu den ältesten Partnerschaften der heutigen Nordkirche: Bereits 1881 sandte die Breklumer Mission Missionare nach Indien. Heute hat die Jeypore-Kirche 140.000 Mitglieder. Insgesamt sind Christen in Indien mit 2,3 Prozent der Bevölkerung eine Minderheit. Die Kirchen haben aber großen Anteil am Aufbau von sozialen Einrichtungen. Das Gebiet der Jeypore-Kirche gehört zu den ärmsten Regionen Indiens.

Zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Assam gehören 8.000 Mitglieder. Gegründet wurde sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Arbeitskräfte zu Hunderttausenden für die Teeproduktion im Nordosten Indiens angeworben und eingesetzt wurden. Darunter waren auch etliche Gemeindeglieder der Jeypore-Kirche.

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