Sonnabend, 8. März 2020 | 14 Uhr | Christkirche Rendsburg

"Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus."

Prädikantinnen und Prädikanten im Sprengel Schleswig und Holstein, Foto: Wendt/Nordkirche
Prädikantinnen und Prädikanten im Sprengel Schleswig und Holstein, Foto: Wendt/Nordkirche

29. April 2020 von Gothart Magaard

Predigt im Rahmen der Prädikantenbeauftragung zu Röm 12, 3-8

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch. Amen.

Liebe Prädikantinnen, liebe Prädikanten, liebe Festgemeinde,

heute ist ein Festtag für uns alle: Mit dem heutigen Gottesdienst feiern wir mit Ihnen, den zehn neuen Prädikantinnen und Prädikanten, den Beginn eines neuen Wegabschnitts und zugleich den Abschluss eines besonderen Weges.

Sie werden heute beauftragt, in Ihren Gemeinden oder auch Regionen als Prädikantin oder Prädikant selbstständig Gottesdienste zu feiern und leiten. Damit wird Ihnen ganz offiziell eine neue Aufgabe übertragen. Für Sie und Ihre Gemeinden beginnt etwas Neues.

Wir sind dankbar, dass Sie durch kluge und erfahrene Pastorinnen und Pastoren ausgebildet wurden und auf Ihrem Weg gut begleitet wurden. So haben Sie sich alle für Ihren Dienst notwendigen Fähigkeiten angeeignet.

Als Gruppe schauen Sie zurück auf die wertvolle gemeinsame Zeit der Ausbildung, so haben Sie es in der Vorbereitung auf den heutigen Tag zum Ausdruck gebracht. Wir freuen uns mit Ihnen über die Gemeinschaft, die Sie in den letzten Jahren erlebt haben. Eine wichtige Lebensphase, die Ihnen neue Perspektiven auf Ihren Glauben, die Kirche und sich selbst eröffnet hat, liegt hinter Ihnen und kommt mit der Beauftragung zu seinem Ziel.

Wir feiern diesen Festgottesdienst vor allem, weil wir uns darauf freuen, dass das Gottesdienstleben in vielen Gemeinden mit Ihren Stimmen reicher, bunter und vielfältiger wird.

Für diese wichtige Aufgabe bringen Sie vielfältige Erfahrungen aus Ihren Lebens- und Berufsbereichen mit und das wird wertvolle Spuren in Ihren Gottesdiensten hinterlassen. Menschen, die auch etwas davon verstehen, was in der Seefahrt und beim Schiffbau, im Krankenhaus oder in der Kindertagesstätte los ist, haben noch einmal einen ganz anderen Zugang dafür, wie das Wort Gottes zum Alltag in Beziehung tritt.

Andere von Ihnen haben Kenntnisse im Maschinenbau, wissen, was der Büroalltag mit sich bringt, kommen aus der Landwirtschaft oder Gastronomie. All diese Erfahrungen und noch viel mehr sind in dieser Gruppe der neuen Prädikantinnen und Prädikanten versammelt.

Ihre Beauftragung ist ein Fest der Vielfalt für unsere Kirche.

Die christliche Gemeinde lebt seit ihren Anfängen davon, dass in ihr unterschiedlichste Menschen ihre Gaben einbringen und die Vielfalt Gestalt gewinnt. In den Lesungen haben wir gehört, was Paulus der Gemeinde in Rom schreibt -  ein Lob der Vielfalt:

Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus.

Das paulinische Bild von den vielen Gliedern an einem Leib beschreibt ein wunderbares Ideal, wie Vielfalt und Einheit dynamisch aufeinander bezogen sind. Aus der Einheit, dem einen Leib, entwickelt sich eine ganze Fülle von Begabungen, Aufgaben und Ämtern. Alles ist füreinander bestimmt und miteinander verbunden und das eine greift ins andere – ganz organisch, eben wie in einem Leib.

Dieses Bild erinnert uns daran, dass es keine Einheit ohne Vielfalt und keine Vielfalt ohne Einheit geben kann. Für ein gelingendes Leben als Kirche brauchen wir beides: Einheit und Vielfalt!

Es ist ein Bild, das uns in all unserer Unterschiedlichkeit ernst nimmt, gerade dann, wenn uns selbst der Blick für das Verbindende und Einende verloren geht oder verschwimmt. Denn selten genug erleben wir uns in einer organischen Einheit.

Ist vielleicht das Bild vom Leib Christi nur für überschaubare Gruppen gedacht? Etwa für eine Ausbildungsgruppe im Prädikant*innen-Kurs oder den Vorbereitungskreis für den Weltgebetstag?

Jedenfalls bieten diese Gruppen, wenn sie mit ihren unterschiedlichen Begabungen und Interessen für ein gemeinsames Ziel zusammenwachsen, Orte und Räume, in denen das Zusammenspiel von Vielen erfahrbar wird und die Vielfalt Gestalt gewinnt.

Ich bin mir sicher, dass vielen von uns diese Erfahrungen einer gelungen Gemeinschaft vertraut sind. Für die Ausbildungsgruppe der Prädikantinnen und Prädikanten schien es mir solch eine Erfahrung gewesen zu sein, die Sie in Ihrem Kurs über die Zeit miteinander verbunden hat. Andere blicken möglicher Weise auf die Jugendzeit zurück, auf Pfadfinder- oder Jugendgruppen oder gemeinsames Musizieren oder eben auf das gemeinsame Erleben auf Zeit, wie Jahr für Jahr beim Vorbereiten und Feiern des Weltgebetstages.

Überall in diesen wertvollen Gemeinschaftserfahrungen, wird das Bild vom Leib Christi sichtbar. Doch es trägt noch viel weiter. Schließlich ist es nicht nur ein Bild für die Kleingruppe oder ein Plädoyer für die kleine Ortsgemeinde, in der noch jede jeden kennt. Der Leib Christi verbindet uns weltweit mit Christinnen und Christen, ganz egal, ob wir uns leibhaftig begegnen oder nicht – auch davon wissen die Weltgebetstaggruppen zu erzählen. Er verbindet uns auch mit den Nachbargemeinden in der Region oder auch unter den Gemeinden im deutsch-dänischen Grenzland.

Die Einheit, von der Paulus schreibt, ist uns wie eine Gabe geschenkt und verbindet Menschen wie durch ein zartes unsichtbares Band.

Sie zeigt sich, wo Menschen beginnen im Geist Jesu Vielfalt zu gestalten.

So freue ich mich, dass Sie sich in Ihrer Unterschiedlichkeit, in Ihrer Ernsthaftigkeit und in Ihrer Fröhlichkeit entschieden haben, als Ehrenamtliche den Verkündigungsdienst in Ihren jeweiligen Gemeinden zu übernehmen!

Und Ihre Kirche, Ihre Gemeinden, die Menschen, die Sie begleitet haben und weiterhin begleiten werden, freuen sich mit Ihnen und auf Sie und wir trauen Ihnen diesen Dienst zu.  

Sie werden heute beauftragt, Jesus Christus in den Gemeinden, in kleinen und großen Gottesdiensten zu verkündigen – von ihm zu erzählen, von seiner unkonventionellen Liebe zum Kleinen, von seiner Parteinahme für die Ausgegrenzten, seiner Leidenschaft für unser Leben und von seinem unbändigen Willen, keinen Menschen jemals aufzugeben.

Kirche kann – in welchen Strukturen auch immer – so zu einem Bild für die ganze Gesellschaft werden, wenn es gelingt, Menschen miteinander zu verbinden.

Das Verbindende und die Einheit der Kirche ist die Hoffnung, dass Gott selbst uns in seiner Liebe verbindet.

Der Glaube und die Sehnsucht nach Einheit und Gemeinschaft öffnen uns die Augen und die Ohren für den anderen. So kann ich mutig die Vielfalt loben und darf darauf vertrauen, dass sich Vielfalt gestalten lässt, nicht nur in der Kirche, sondern auch mit allen, die ihre Sehnsucht nach Einheit und Gemeinschaft vielleicht ganz anders beschreiben würden.

Ja, ich glaube, dass die vielen wertvollen Erfahrungen, die wir als Christinnen und Christen im bereichernden Umgang mit der Vielfalt machen, auch ein Hoffnungszeichen für eine vielfältige, auch religiös vielfältige Gesellschaft sind.

Im Gespräch mit Ihnen, liebe Prädikantinnen und Prädikanten, haben Sie auch benannt, wie die Kirche als Stimme in der Gesellschaft hörbar werden sollte:

Als eine Stimme, die offen für andere ist,
als eine Stimme, die sich für die Vielfalt einsetzt und
als eine Stimme, die Widerspruch leistet, wenn Menschen ausgegrenzt werden und wenn die Gesellschaft gespalten wird. Auch  da, wo die menschenverachtenden Ideen rechtsnationaler Stimmen von Identität und Einheit reden und dabei andere ausschließen und Vielfalt nur als Bedrohung wahrnehmen.

Christenmenschen sollen sich zu Wort melden als eine Stimme, die sich für andere einsetzt, für Einsame, für die Armen und für Geflüchtete.

Und natürlich werden unsere Stimmen nur dann gehört, wenn wir als Kirche  Vielfalt leben, uns öffnen für die Begegnung und den Dialog mit anderen und Zeichen der Hoffnung sind in einer Welt, die immer unsicherer zu werden scheint.

Mitten drin in dieser Welt mit all ihren Herausforderungen und Anfechtungen erzählen wir von unserem Glauben und unserer Hoffnung, von den Sehnsüchten nach Zusammenhalt, Gemeinschaft und Liebe.

Mit der Beauftragung als Prädikantinnen und Prädikanten werden Sie es in dieser ganz besonderen Rolle tun – in den Gemeinden, ob sie klein und überschaubar sind oder groß und in sich schon eine vielfältige Geschichte abbilden oder sogar in einer Kirchenregion – immer geht es darum, wie sich die Liebe Gottes, die alle Menschen auf unsichtbare und wunderbare Weise miteinander verbindet, und die Vielfalt der Lebensgeschichten sich berühren.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie dies mit Freude tun können. Und gemeinsam beten wir heute um Gottes Geist und seinen Segen für Ihr Wirken. Er schenke Ihnen Glauben, Hoffnung und Liebe, den Grund, der auch den Apostel Paulus in seinem Wirken getragen hat. Amen.

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