Wo Lebensfragen wachsen und gedeihen

Der Perlengarten in Breklum

Vor vier Jahren, 2021, wurde der Perlengarten erstmals angelegt. Mittlerweile blüht und wächst er üppig.
Vor vier Jahren, 2021, wurde der Perlengarten erstmals angelegt. Mittlerweile blüht und wächst er üppig. © Antje Wendt, Nordkirche

24. Juli 2025 von Antje Wendt

Der Garten der Sinne im Christian Jensen Kolleg in Breklum ist ein beliebter Ort zum Verweilen und Genießen. Seit 2021 gehört der „Perlen des Glaubens-Garten“ als eigenständiger Bereich dazu. Angelegt von einer Gruppe des Frauenwerks in Nordfriesland, widmet er sich mit seiner außergewöhnlichen Gestaltung einem ganz besonderen Thema: den Perlen des Glaubens.

Ein Staktenzaun und ein Holztor führen in einen sommerlich blühenden kleinen Garten
Mit seinem Staketenzaun und seinem Eingangstor ist der „Perlen des Glaubens-Garten“ als eigenständiger Bereich ausgewiesen (Foto 2022). © Antje Wendt, Nordkirche

Die Perlen des Glaubens

Das aus 18 Perlen bestehende Armband wurde 1995 von dem schwedischen Bischof Martin Lönnebo ersonnen. Mit verschiedenen Perlen soll es beim Gebet begleiten und zum Nachdenken anregen. Die Perlen tragen Namen wie „Perle der Liebe“, „Geheimnisperle“ oder „Gottesperle“ – Themen, die zur Reflexion oder zur Versenkung einladen. Im Perlengarten in Breklum haben die Frauen die kreisförmige Grundform des Armbands aufgegriffen. Am Ende schließt sich der Kreis – um wieder von vorn zu beginnen.

Mit Reihen von Buchsbüschen ist ein Garten eingeteilt wie ein Torte
Aufgeteilt in Segmente – wie bei einer Torte – widmet sich jedes Teilstück einer der Hauptperlen. Foto 2022© Antje Wendt, Nordkirche

Ein Garten als Glaubensort

Für Claudia Hansen, Leiterin der Evangelischen Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland, war dieser Garten das Ergebnis ihrer persönlichen Auseinandersetzung mit den Perlen des Glaubens. Für sie stand schnell fest, dass sich diese Inhalte ideal mit einem Garten verbinden lassen. „Wer auf einem Berg steht oder am Meer, der erfährt unmittelbar, dass nicht alles von Menschen gemacht ist. Deshalb ist für mich die Natur der Ort, an dem ich mich mit Glaubensthemen befassen kann. Hier werden Menschen noch einmal ganz anders erreicht“, erklärt sie.

Der Garten nimmt Gestalt an

Das kleine Grundstück von ca. 100 qm, das ihr und den ehrenamtlich beteiligten Frauen zur Verfügung gestellt wurde, forderte sehr viel Einsatz von allen. Mit großem Zeit- und Arbeitsaufwand musste es zunächst umgegraben und über Wochen von Unkraut und Bewuchs befreit werden.

Der kreative Prozess begann mit jedem Segment, das die Frauen gemeinsam bepflanzten. So nahmen nach und nach alle Bereiche bei den monatlichen Treffen Gestalt an. Dabei bemerkten die Beteiligten, dass es nicht egal war, mit welcher Perle sie sich gerade befassten.

ein Platten weg führt durch ein sehr kleine Gartenanlage zur Gottesperle
„Unser erster Abschnitt war die Gottesperle. Also haben wir sehr viel über Gottesvorstellungen gesprochen.© Antje Wendt, Nordkirche

Gedanken und Gefühle

Was sind unsere Gottesvorstellungen? Sind sie gleich oder verschieden? Und wie können wir das darstellen? Das waren die Fragen, die uns bei der Arbeit begleiteten“, erinnert sich Claudia Hansen.  So galt es, mit der Auswahl der Pflanzen dem Thema Ausdruck zu verleihen. Welche Blütenfarben, welche Kräuter sind passend? Welche Elemente versinnbildlichen das Motiv? „Jedes Perle macht etwas mit uns – und mit den Menschen, die den Garten besuchen. Jede und jeder von uns verbindet etwas damit – Gedanken und Gefühle entstehen oder werden geweckt“, beschreibt es die Frauenbeauftragte.

Menschen besuchen den Perlengarten
Was anfangs noch ein wenig als altmodisch belächelt wurde, ist mittlerweile ein echter Anziehungspunkt. © Antje Wendt, Nordkirche

Ein Langzeitprojekt entwickelt sich

Zunächst war der Perlengarten nicht als dauerhaftes Projekt für die Teilnehmerinnen geplant. Er sollte nach der Fertigstellung dem Christian Jensen Kolleg überlassen werden. Doch die Verbundenheit, die sich unter den Frauen und mit dem Garten entwickelte, ließ diesen Gedanken bald verblassen. Mittlerweile ist der Perlengarten ein spirituelles Langzeitprojekt geworden. Und auch Männer gehören nun zu den Menschen, die die Anlage pflegen und gestalten – anfangs, weil eine der Frauen gerne ihren Partner mitbringen wollte.

Acht Personen stehen im Sommer in einem Garten und blicken in die Kamera
Eine Gruppe von Frauen und Männern rund um Claudia Hansen (re.) betreut und pflegt den "Perlen des Glaubens-Garten" in Breklum.© Frauenwerk Nordfriesland

Gemeinschaft und Offenheit

Die Mitglieder der Gruppe beteiligen sich am Perlengarten ganz so, wie es für sie passt. Wer länger pausieren möchte oder nur unregelmäßig dabei sein kann, ist ebenso willkommen wie diejenigen, die sich regelmäßig engagieren. Die offene Gemeinschaft heißt alle willkommen – unabhängig vom eigenen Glauben – oder Nichtglauben.

Doch Claudia Hansen erlebt immer wieder, dass hier spirituelle Fragen auf sehr persönliche Weise ausgetauscht und besprochen werden – beispielsweise zu Themen wie Tod, Alleinsein oder Liebe. So wird die grüne Oase für viele zu einem Ort des Glaubens.

Ein rot blühender Rosenbusch und eine Platte mit der Beschriftung: Perle der Liebe
Als Anregung für eigene Lebens- oder Glaubensfragen ist in jedem Abschnitt eine Keramikplatte mit dem Namen der Perle und mehreren Fragen zu finden.

„Fühle ich mich geliebt? Wen liebe ich?“ heißt es beispielsweise bei der Perle der Liebe.

© Antje Wendt, Nordkirche

Die Perlen stellen Lebensfragen

„Inzwischen nehmen wir uns in jedem Jahr ein Teilstück vor und arbeiten daran“, sagt Claudia Hansen. „Dabei merken wir, dass immer wieder Veränderungen stattfinden. Was wir uns anfangs ausgedacht haben, muss nicht so bleiben. Manche Dinge entwickeln sich oder entstehen durch Zufall – wie zum Beispiel das Bruchstück eines Grabsteins, das ich bei einem Steinmetz aus dem Schutt gezogen habe. Es liegt jetzt bei der Perle der Nacht.“

 

Auf der Platte mit der Perle der Nacht sind keine Fragen zu finden.
Nur bei der Perle der Nacht fehlen die Worte – statt der Fragen ist hier eine leere Platte zu finden.© Antje Wendt, Nordkirche

Die Tür zu einer Gemeinschaft

Der Perlengarten in Breklum ist längst kein Geheimtipp mehr. Auch Anfragen zur Gestaltung oder zum Pflanzplan erreichen Claudia Hansen. „Aber das ist nicht das Wesentliche – jede Gruppe muss sich selbst damit auseinandersetzen. Nur dann kann es gelingen“, ist sie überzeugt.

„Für mich ist der Perlengarten wie eine Tür, die sich öffnet“, erzählt eine der Frauen, die von Anfang an dabei waren. „Eine Tür zu einer Gemeinschaft, in der jeder Mensch willkommen ist.“

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