Der Pfadfinderpastor verabschiedet sich
08. Dezember 2017
Er hat den Ring Evangelischer Gemeindepfadfinder (REGP) vor mehr als 20 Jahren mitbegründet. Seit 2009 war er erst REGP-Beauftragter Nordelbiens, dann der Nordkirche. Nun gibt Ulli Schwetasch, „Vater“ von rund 6700 Gemeindepfadfindern, diesen Posten ab.
Wenn Ulli Schwetasch von "seinen" Pfadfindern erzählt, dann spricht sein ganzer Körper: Die Hände gestikulieren, die Augen leuchten, die Muskeln federn, als hielte es ihn kaum noch auf dem Sofa. Kein Wunder. Gilt der Pastor von Krummesse (bei Lübeck) doch landläufig als Vater der rund 6700 evangelischen Gemeindepfadfinder in 120 Kirchengemeinden der Nordkirche, zwischen dänischer und polnischer Grenze.
Der Beginn einer Bewegung
Am 3. Advent (17.12., 16 Uhr) wird Ulli Schwetasch als Pfadfinderpastor im Friedenslichtgottesdienst in der Anscharkirche Neumünster verabschiedet. Dazu werden rund 1000 Pfadfinder aus ganz Schleswig-Holstein und Bischof Gothart Magaard erwartet.
Grube in Ostholstein, Kirchbarkau im Kreis Plön und jetzt Krummesse bei Lübeck: Nicht gerade die typischen Orte, um die Karriereleiter hochzusteigen. Darum ging es Ulli Schwetasch auch nicht, als der junge Pastor 1984 seine erste Pfarrstelle in Grube antrat. "Da lag die Kinder- und Jugendarbeit völlig brach", sagt der heute 61-Jährige. Und weil das nicht so bleiben konnte, streifte er sich ein Fahrtenhemd über, lieh er sich ein paar Zelte und fuhr mit Kindern ins Ferienlager. Das sollte der Beginn einer Bewegung werden, welche heute die ganze Nordkirche erfasst hat und bis nach Indien reicht: die evangelischen Gemeindepfadfinder.
Denn diese Idee breitete sich rasant aus, zuerst im benachbarten Grömitz, dann in Husberg bei Neumünster, in Schenefeld (Kreis Steinburg) und in Brokstedt (Kreis Steinburg). "Uns ging es um Gemeindeaufbau, wir wollten junge Menschen zu Christen machen und sie darin bestärken, mit dem Ziel, dass sie selbstständig werden und einmal Verantwortung übernehmen", beschreibt Ulli Schwetasch.
Kirchengemeinde als Heimat
Abenteuer, Natur und Gemeinschaft: Die Faszination dafür hat ihn schon mit 14 Jahren gepackt, als der Arbeitersohn aus einfachen Verhältnissen mit Freunden im Jahr 1969 eine Pfadfindergruppe im Kieler Stadtteil Wellingdorf aufgebaut hat. "Die Kirchengemeinde war für uns eine Heimat, wo wir was machen durften und gleichzeitig fromm sein - ohne dass es jemand komisch vorkam", sagt Schwetasch.
Die ersten Gemeindepfadfinderstämme in Schleswig-Holstein schlossen sich Anfang der Neunzigerjahre zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen, tauschten ihre Erfahrungen aus. Hauptsächlich um finanzielle Förderung zu erhalten, gründeten sie schließlich 1996 einen Verband, den Ring Evangelischer Gemeindepfadfinder (REGP). "Gremien, Satzungen, damit haben wir uns schwer getan, wir wollten doch eine kreative Bewegung sein", sagt Schwetasch. Doch im Nachhinein bereue er diesen Schritt nicht. Trotz einiger fester Regeln, entwickeln sich die Gemeindepfadfinder stetig weiter.
"Ich möchte weitergeben, was mich bis heute trägt"
In Zukunft allerdings ohne Ulli Schwetasch. "Ich bin alt genug zu gehen", sagt er. "Nicht mehr diese Gesamtverantwortung in der Nordkirche zu tragen, das entlastet mich schon sehr." Sicherlich, in seiner Kirchengemeinde Krummesse will er sich als Pastor weiterhin mit den Kindern und Jugendlichen in den Matsch schmeißen, die Natur entdecken und zur Gitarre am Lagerfeuer singen. "Ich möchte, dass sie die Wärme in der Gemeinde erfahren, und ich möchte weitergeben, was mich bis heute trägt."