Diakonie-Landespastor Naß: "Eine Welt ohne Hunger und Mangel ist möglich"
28. November 2016
Die evangelische Kirche hat am ersten Adventssonntag ihre vorweihnachtlichen Spendenaktion gestartet. Im Mittelpunkt der diesjährigen Kampagne von "Brot für die Welt" steht die Ernährung in den wachsenden Städten der Entwicklungsländer. Die 58. Spendenaktion trägt das Motto "Satt ist nicht genug - Zukunft braucht gesunde Ernährung". Die Entwicklung zeige, dass der Hunger in der Welt nicht mehr unbezwingbar sei, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig beim Eröffnungsgottesdienst in Heide.
"Jeder Einzelne kann seinen Teil der Verantwortung übernehmen." Die extreme Armut gehe zurück und alle, die "Brot für die Welt" unterstützen, hätten einen Anteil daran.
"Brot für die Welt" helfe, in Entwicklungsländern den Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln zu sichern, sagte Bischof Gothart Magaard. Dazu werden vor allem kleinbäuerliche Betriebe unterstützt. "Sie bilden das Rückgrat der Lebensmittelproduktion." Notwendig sei der Zugang zu Wissen und Krediten.
Diakonie-Landespastor Heiko Naß: "Eine Welt ohne Hunger und Mangel ist möglich"
Nach den Worten von Diakonie-Landespastor Heiko Naß helfen Spendengelder auch, Fluchtursachen zu bekämpfen. Viele Menschen seien auf der Flucht, weil sie zu wenig zu essen haben. "Eine Welt ohne Hunger und Mangel ist möglich."
Hilfe für Jugendliche in El Salvador Schwerpunkt der Hamburger Spendenaktion
Bischöfin Kirsten Fehrs hat am 1. Advent im Michel "Brot für die Welt" für Hamburg eröffnet. Schwerpunkt der Hamburger Spendenaktion sind in diesem Jahr Jugendliche in El Salvador, die durch "Brot für die Welt" eine Ausbildung zum Bäcker erhalten. Mitgestaltet wurde die Feier von Diakonie-Landespastor Dirk Ahrens, Vokal-Klassen des Albert-Schweitzer-Gymnasiums und der Tanztheatergruppe des Gymnasiums Klosterschule.
Ein kleines Land wie El Salvador dürfe trotz der großen Krisenherde wie Syrien oder Irak nicht vergessen werden, mahnte Fehrs. Hier würden täglich Menschen durch ganz alltägliche Gewalt auf den Straßen sterben. El Salvador sei zerrissen von brutaler Gewalt, von Kriminalität und von Jugendgangs. Fehrs: "Kein Land auf der Welt hat eine höhere Mordrate." Ursachen seien die extreme Armut, die lange Geschichte der Ausbeutung und die Unfähigkeit der Regierenden.
"Leidtragenden sind die Ärmsten der Armen in den Elendsvierteln, die erschossenen Jungen und Mädchen", sagte die Bischöfin. Mit einer Ausbildung zum Bäcker würden Jugendliche eine Chance bekommen, auf eigenen Füßen zu stehen. "Brot backen statt Blut vergießen." Im vergangenen Jahr hat "Brot für die Welt" alleine in Hamburg rund 1,26 Millionen Euro Spenden erhalten.
Eröffnungsgottesdienst mit Diakonie-Landespastor in Mecklenburg-Vorpommern
Beim Eröffnungsgottesdienst in Neukirchen bei Bützow (Landkreis Rostock) für Mecklenburg-Vorpommern forderte Diakonie-Landespastor Martin Scriba in der Pfarrkirche ein gemeinsames Eintreten für Recht und Gerechtigkeit. Weltweit hungerten 795 Millionen Menschen. Zwei Milliarden Menschen litten unter chronischem Vitamin- und Nährstoffmangel. Besonders gravierend wirke sich das bei Kindern aus. Deshalb komme der Versorgung mit gesunden Lebensmitteln eine Schlüsselrolle zu.
"Eintreten für Recht und Gerechtigkeit in den Ländern des Südens"
Die familienbetriebene Landwirtschaft erzeuge etwa 80 Prozent aller Nahrungsmittel weltweit, sagte Scriba. "Um dies auch in Zukunft leisten zu können, braucht sie Unterstützung." Es gehe nicht mehr nur um ausreichende und gesunde Ernährung für den "fernen Nächsten", sondern auch um ein geschwisterliches Eintreten für Recht und Gerechtigkeit in den Ländern des Südens.
Im Einsatz gegen Hunger und Mangelernährung fördert "Brot für die Welt" in Asien, Afrika und Lateinamerika Projekte der kleinbäuerlichen agrarökologischen Landwirtschaft. Dazu gehören der Erhalt traditioneller, oft besonders nährstoffreicher, alter Sorten sowie der Einsatz für das Recht, Saatgut frei zu nutzen und weiter zu züchten.
Hintergrund
"Brot für die Welt" wird getragen von evangelischen Landes- und Freikirchen und ist im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung in Berlin angesiedelt. Seit 1959 bittet die Aktion in jedem Jahr zu Beginn der Adventszeit um Spenden für Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Traditionell ist die Weihnachtskollekte in evangelischen Gemeinden für "Brot für die Welt" bestimmt.
Aus Spenden und der traditionellen Weihnachtskollekte der rund 14.000 evangelischen Gemeinden in Deutschland stehen "Brot für die Welt" den Angaben zufolge jährlich etwa 57 Millionen Euro zur Verfügung. Mit den Spenden werden etwa 2.000 Projekte weltweit unterstützt.