Unterstützung in Lebenskrisen

Hansebarcamp 2025: Digitale Seelsorge per Chat

Achim Blackstein stellte die Digitale Seelsorge und Beratung der Landeskirche Hannovers vor. Dort ist er als Pastor Beauftragter für den Bereich.
Achim Blackstein stellte die Digitale Seelsorge und Beratung der Landeskirche Hannovers vor. Dort ist er als Pastor Beauftragter für den Bereich. © Bente Stachowske

04. Februar 2025 von Antje Wendt, Simone Viere

Seelsorge per Chat – wie das geht, berichtete Pastor Achim Blackstein, Beauftragter für digitale Seelsorge und Beratung in der Landeskirche Hannovers, auf dem Hansebarcamp der Nordkirche in Hamburg.

Eine Gruppe von insgesamt 35 Seelsorgerinnen und Seelsorgern bietet dreimal wöchentlich diese Unterstützung an und versucht, den Hilfesuchenden in etwa 1.000 Einzelgesprächen pro Jahr gerecht zu werden.

„Care-Arbeit“ für die Seele nennt Blackstein diese Arbeit. Ohnmachtsgefühle, der Eindruck fehlender Selbstwirksamkeit, Einsamkeit und das Gefühl, nicht mehr so leben zu wollen wie bisher, sind Gründe, warum Menschen sich an die Chat-Seelsorge wenden. Auch Schulden, Trauer oder Traumata gehören zu den Problemen, die die Menschen belasten.

„Wir beobachten, dass die physischen Krisen der Menschen zunehmen. Fast die Hälfte aller jungen Menschen fühlt sich immer mal wieder einsam“, weiß der Pastor. „Und in rund jedem dritten Gespräch, das wir führen, geht es auch um Suizidgedanken.“

Schreiben statt Schweigen - Chatseelsorge in der Nordkirche

Für junge Menschen: Chat-Beratung für junge Menschen -  Junge Menschen will die Junge Nordkirche mit Sorgen und Problemen nicht alleine lassen. Die seelsorgliche Begleitung durch den Chat www.schreibenstattschweigen.de kann die Bewältigung persönlicher Krisen unterstützen.

Für Menschen im Krankenhaus: Auch die Krankenhausseelsorge der Nordkirche ist mit "Schreiben statt Schweigen" digital via Chat erreichbar. Das Angebot richtet sich in erster Linie an Patientinnen und Patienten, aber auch an Angehörige und auch an die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern. Mehr dazu in unserem  Archiv

Der digitale Chatraum kann in persönlichen Lebenskrisen einen Raum für soziale Verbundenheit schaffen – trotz oder gerade weil es kein Face-to-Face-Gespräch der klassischen Art ist. Die Hilfesuchenden bleiben anonym, sodass die Angst vor sozialem Druck oder auch Scham ausgeklammert ist – niemand muss Konsequenzen befürchten. Vielen Menschen fällt es dadurch leichter, ihre Probleme offen zu kommunizieren, sie aus der Tabuisierung zu holen und anzunehmen. Zudem ist der schriftliche Austausch im digitalen Raum für viele Menschen ein vertrauter und alltäglicher Weg geworden.

Beim Hansebarcamp 2025 ging es um achtsame Kommunikation und echte Beziehungen im KI-Zeitalter. Organisatoren waren die Nordkirche, der Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde, der Kirchenkreis Schleswig-Flensburg und die Landeskirche Hannovers.© Bente Stachowske

Bei der Chatseelsorge der Kirche ist jede und jeder willkommen. Wer sich hier einwählt, findet einen offenen, empathischen Gesprächspartner, Hilfe zur Selbsthilfe und praktische Unterstützung – und nur, wer möchte, auch ein Gebet, eine gemeinsam praktizierte Symbolhandlung oder einen Segen.

Das war das Hansebarcamp 2025

Hansebarcamp

Beim Hansebarcamp 2025 ging es um ein zentrales menschliches Bedürfnis und seine Verortung im KI-Zeitalter: achtsame Kommunikation und echte Beziehungen. Dabei wurde ein Bogen von Mental Health über digitale Seelsorge bis hin zu Künstlicher Intelligenz gespannt.

Neben der Chatseelsorge ging es auch um kirchliche Rituale in der heutigen Zeit, Apps zur Seelsorge und psychologischen Unterstützung in Krisen, Künstlicher Intelligenz und Teamführung in digitaler Zusammenarbeit. 

Ritualagentur st. moment

Für die Ritualagentur der Nordkirche, st. moment, haben Pastorin Meike Barnahl und Mitarbeiterin Almut Seyberth gesprochen. Sie machen besondere Lebensmomente möglich, von der Taufe in der Elbe zur Trauung in der Kiez-Kneipe. "Wir brechen mit Vorurteilen und verstaubten Bildern von Kirche", das biete Reibungsfläche, aber eben auch einen sicheren Ort für Menschen, die der Institution misstrauten.

"Wir zeigen was möglich ist, wir machen das Fenster weit auf", so Meike Barnahl, die st.moment auch als Erprobungsraum versteht. "Wir haben den Auftrag, Segen zu verschenken".

Ulrich und Leonie Wilken sind Vater und Tochter. Mit ihrer App myndpaar haben sie eine Möglichkeit zur digitalen Therapie für Paare entwickelt.  Psychologe Ulrich Wilken, der auch Pastor:innen in Seelsorge fortbildet, sprach beim Hansebarcamp gemeinsam mit seiner Tochter über die Möglichkeit, KI in der Psychotherapie einzusetzten.

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