Dokumentation zeigt das Schicksal der Bausoldaten in der DDR
24. April 2015
Güstrow/Schwerin. Es war die einzige Möglichkeit, in der DDR den Dienst an der Waffe zu umgehen: ein 18-monatiger Dienst als Bausoldat, mit schwerer körperlicher Arbeit. In einer Dokumentation kommen jetzt ehemalige Bausoldaten zu Wort – unter ihnen ein Nordkirchen-Bischof.
Ein neuer Dokumentarfilm im Auftrag der Nordkirche thematisiert den Dienst der Bausoldaten in der DDR als Mahner für Frieden und Demokratie. Wie die Schweriner Bischofskanzlei mitteilte, hat der 30-minütige Streifen "Schwerter zu Spaten" des Dokumentarfilmers Johannes Meier (streetsfilm) am Dienstag, 28. April, in Güstrow Premiere. Sechs ehemalige Bausoldaten berichten in dem Film als Zeitzeugen von ihrem Erleben, darunter Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), der letzte DDR-Verteidigungsminister Pfarrer Rainer Eppelmann, der Schweriner Bischof Andreas von Maltzahn und Liedermacher Gerhard Schöne.
Die Berichte werden durch historische Film- und Fotoaufnahmen sowie aktuelle Aufnahmen von Einsatzstätten ergänzt. Außerdem werden einige der Protagonisten in ihrem heutigen Berufs- und Lebensalltag begleitet, insbesondere bei ihrem Engagement in der Friedens- und Versöhnungsarbeit. Gefördert wurde der Film unter anderem von den Landeszentralen für Politische Bildung in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Berlin, der Stiftung Aufarbeitung in Berlin und der Nordkirche.
Auch in Hamburg wird der Film gezeigt
Bei der Premierenvorstellung in Güstrow wollen Gymnasiasten nach dem Film unter anderem mit dem ehemaligen Bausoldaten und früheren Mecklenburger Synodenpräses Heiner Möhring und dem Filmemacher Johannes Meier diskutieren. Im Ökumenischen Forum HafenCity in Hamburg ist am Mittwoch (29. April, 19 Uhr) ein Filmabend mit Diskussion geplant, bei dem ein früherer Bausoldat, zwei Kriegsdienstverweigerer aus Südkorea und ein Friedensforscher diskutieren werden.
Nach Angaben von Pastorin Anne Freudenberg aus dem Ökumene-Zentrum der Nordkirche soll der Film einen histroischen Rückblick bieten und zugleich dazu ermutigen, "aus Gewissensgründen andere Wege einschlagen zu können, sich aus seinem Glauben heraus bewusst für den Dienst ohne Waffen zu entscheiden". Freudenberg habe sich oft mit ihrem Vater, der 1964 einer der ersten Bausoldaten auf dem Dänholm bei Stralsund war, ausgetauscht und letztlich den Impuls zum Film gegeben, hieß es.
Das waren Bausoldaten
Die DDR-Führung hatte 1964 aufgrund der Initiative des Leipziger Pfarrers Emil Fuchs und kirchlichen Drucks den Bausoldatendienst als einzige Möglichkeit der Waffenverweigerung eingeräumt. Als Alternative blieb nur die sogenannte "Totalverweigerung", die Gefängnisaufenthalt und eine mögliche Ausweisung in die Bundesrepublik zur Folge hatte. Unter Bausoldaten verstand man in der DDR einen Wehrdienstleistenden, der aus Gewissensgründen seinen Dienst zwar in der Armee, nicht aber an der Waffe ausübte. Etwa 15.000 Männer leisteten bis 1990 einen solchen 18-monatigen Dienst, der wegen langer Arbeitszeiten, schwerer körperlicher Arbeit und häufigen Schikanen von Vorgesetzten als besonders hart galt.
Info
WAS: Premiere des Films "Schwerter zu Pflugscharen" über Bausoldaten in der DDR
WANN: am Dienstag, 28. April, um 18 Uhr
WO: in Güstrow