Ein Kleinod mit Sternenhimmel
15. Februar 2013
Es sieht noch sehr nach Arbeit aus in der Schweriner Schlosskirche: Leuchter und Bänke sind mit Plastikplanen umhüllt, und im Kirchenschiff steht ein Gerüst für die Restauratoren. Ende Februar kommt das Gerüst raus, sagt Bauleiter Laszlo Ignacz. Dann sind die Wandmalereien unter den Emporen gereinigt und ergänzt. Bis Mitte April soll das auch mit den Wandbildern auf den Emporen geschehen sein. Der erste reformatorische Kirchenbau in Mecklenburg, die Schweriner Schlosskirche, wird am Pfingstsonntag (19. Mai) feierlich wieder eingeweiht.
Auch der hölzerne Altar aus dem 19. Jahrhundert muss noch überarbeitet werden. Die Renaissance-Kanzel wurde zwar schon gereinigt, etwas retuschiert und von Rissen befreit. Doch an einigen Stellen muss sie noch ergänzt werden. Beispielsweise fehlt einer Figur ein Arm. Die Schuke-Orgel von 1950 befindet sich derzeit zur Restaurierung in Potsdam bei ihrer Erbauerfirma. Im April soll sie in die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns zurückkehren.
Obwohl die Sanierung andauert, macht die Schlosskirche schon jetzt einen frischen und freundlichen Eindruck. Das liegt, sagt Michael Bleyder vom landeseigenen Betrieb für Bau und Liegenschaften, neben den neuen LED-Leuchtmitteln daran, dass der Sakralbau innen vom Ruß befreit wurde. Für diesen Ruß sei auch die alte Luftheizung mitverantwortlich gewesen - die habe viel Dreck eingeblasen.
8.758 Sterne über dem Kirchenraum wurden symbolisch verkauft
Alles wird überstrahlt vom leuchtend blauen Sternenhimmel, der Mitte des 19. Jahrhunderts ans Gewölbe gemalt wurde und bis heute raumbestimmend und zudem nicht allzu oft im Nordosten anzutreffen ist. In Benz auf der Insel Usedom und in Japenzin (beide Kreis Vorpommern-Greifswald) gibt es noch größere Sternenhimmel in Kirchen. Hingegen wurde der Sternenhimmel der Kirche im mecklenburgischen Ivenack bei Stavenhagen nach Angaben der Bauabteilung der Nordkirche vor einiger Zeit übermalt.
Die 8.758 goldenen Sterne am Gewölbe der Schweriner Schlosskirche werden seit 2005 in einer symbolischen Spendenaktion verkauft. Über 331.000 Euro kamen dadurch bislang für die Grundüberholung der Kirche zusammen. Diese Sanierung wird insgesamt rund 4,6 Millionen Euro kosten. Da die Schlosskirche Eigentum des Landes Mecklenburg-Vorpommern ist, musste sich die evangelische Schlosskirchengemeinde um die Finanzierung der Arbeiten keine großen Sorgen machen.
Gottesdienst im Exil - Schlosskirchengemeinde seit zwei Jahren "ausgesperrt"
Nach der Abschaffung des Herzogtums Schwerin im Jahr 1918 wurde aus der früheren Schweriner Hofgemeinde eine Gebietsgemeinde, die heute Teile der Altstadt, den Schlossgarten, Ostorf und die Gartenstadt umfasst. 1919 wurde die evangelische Schlosskirchengemeinde gegründet. Zu ihr gehören derzeit etwa 750 Christen.
Die Gemeinde darf die Schlosskirche laut einem Vertrag mit dem Land von 1990 gebührenfrei nutzen. Alle anderen Nutzungen müssen mit der Kirchengemeinde abgesprochen werden, sagt Gemeindepastor Holger Marquardt. Beispielsweise lädt der Landtag vor seinen Sitzungen regelmäßig zu Andachten in die Kirche ein.
Seit zwei Jahren ist die Kirchengemeinde allerdings wegen der Sanierungsarbeiten "ausgesperrt" und feiert Gottesdienste in ihrem Gemeindezentrum im ehemaligen Kinderkrankenhaus "Anna-Hospital". Wenn die Gemeinde die restaurierte Schlosskirche am Pfingstsonntag wieder in Gebrauch nimmt, wird sie die "kleinste, modernste Kirche in Schwerin" nutzen können, sagt Michael Bleyder.
Das wird wohl zumindest insofern stimmen, weil der Gottesdienst dann per Lautsprecher in die Gemeinderäume unterhalb der Kirche übertragen werden kann. Mütter mit Kindern könnten dies beispielsweise nutzen, sagt Pastor Marquardt.
Veranstaltungsreihe zum 450-jährigen Jubiläum geplant
Die Kirchengemeinde will den Sakralbau nach seiner Wiedereinweihung zu den Öffnungszeiten des Schlossmuseums offen halten "für alle, die da sind", erklärt der Theologe. Zudem ist anlässlich des 450-jährigen Jubiläums der Schlosskirche eine Veranstaltungsreihe geplant, die am 20. Februar mit einer Ausstellung im Staatlichen Museum Schwerin eröffnet wird.