10 Jahre Gedächtniskirche Rosow

Ein Mahnmal gegen den "dumpfen Nationalismus"

Der Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Sprengel Mecklenburg und Pommern)
Der Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Sprengel Mecklenburg und Pommern) © Hernandez / Nordkirche

12. Juni 2017 von Lena Modrow

Sie ist ein Zeichen der Verständigung und der deutsch-polnischen Begegnung - die Gedächtniskirche Rosow. Zum zehnjährigen Jubiläum ihrer Restauration predigte Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit. „Unter dem Kreuz kann Versöhnung geschehen und ist ein Neuanfang möglich, auch wenn beides aus menschlicher Sicht unmöglich erscheint."

Seit der Restaurierung dient die Kirche des kleinen Grenzorts in der östlichen Uckermark auch als „deutsch-polnische Gedenkstätte für Flucht, Vertreibung und Neuanfang“, so Abromeit. „In dieser Region, wo Deutsche und Polen zunehmend enger zusammen leben, ist die kleine Rosower Kirche zugleich Mahnmal vor wieder erstarkendem dumpfem Nationalismus und Zeichen der Hoffnung.“ Die Kirche erinnere daran, dass das Zusammenleben immer wieder von neuem in den Horizont von Gottes Vergebung und Gnade gestellt werden müsse.

Ein Ideenwettbewerb führte zum neuen Turm

Die Rosower Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhunderts wurde noch in den letzten Kriegstagen 1945 zerstört. In den 1950er Jahren notdürftig restauriert schien die Kirche knapp 60 Jahre später dem Verfall preisgegeben. Das wollte der damalige Bürgermeister, heutige Ortsvorsteher und langjährige Kirchenälteste Karl Lau nicht hinnehmen. Er gründete 2003 einen Förderkreis, dem bis heute 20 Mitstreiter angehören. Aus einem Ideenwettbewerb entstand der neue Turm: Eine moderne Stahlkonstruktion, die die ursprüngliche Form aufnimmt und neu interpretiert.

Die Kirche als Zeichen der Hoffnung

„Wenn die Kirche stirbt, stirbt auch das Dorf“, erzählt Karl Lau. „Dieses Gefühl hatten wir damals.“ Auch wenn es in der Region immer weniger Kirchenmitglieder gibt, soll es einen Ort geben, an dem Gottesdienste gehalten werden, wo getauft und getraut werden kann. „Das ist für uns auch ein Zeichen der Hoffnung“, so Lau.

Die Menschen erzählen ihre Geschichte

Die Idee zu einer Gedächtniskirche lag nahe: 1945 war die östliche Ortsgrenze von Rosow unversehens zur Staatsgrenze geworden. Viele Flüchtlinge aus Ostpreußen und Pommern ließen sich in der Gegend nieder, Menschen aus der Ukraine und dem Baltikum wurden auf polnischer Seite angesiedelt. „Wir sind mit ganz einfachen Aufnahmegeräten losgezogen und haben die Menschen besucht, die ihre Heimat durch den Krieg verloren haben“, berichtet Lau. „Ihre Geschichten haben wir aufgeschrieben und mit Fotos und persönlichen Dokumenten ergänzt.“ Die 50 Berichte können nun von den Kirchenbesuchern eingesehen werden. „Als wir das vor zehn Jahren gemacht haben, hätte keiner gedacht, dass das Thema Flucht und Vertreibung bald wieder solch eine große Rolle spielen würde“, erzählt Karl Lau. 

Inzwischen ist die Gedächtniskirche ist ein Ort deutsch-polnischer Begegnung. Regelmäßig finden dort Konzerte mit deutschen und polnischen Musiker statt. Besucher der Kirche kommen vor allem aus dem Berliner Raum.

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