Landesbischof Ulrich zur Bedeutung des Lutherischen Weltbundes

„Eine Weltgemeinschaft, die gelernt hat, sich auf Augenhöhe zu begegnen“

02. September 2017 von Maren Warnecke

Breklum. Zu einem stärkeren partnerschaftlichen Austausch mit ihren Schwesterkirchen hat Landesbischof Gerhard Ulrich heute (2. September) die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) aufgerufen. „In der Begegnung mit den Anderen, den manchmal so Fremden, lernen wir die Welt, uns selbst, unsere Kirche, unser Land mit anderen Augen zu sehen“, erklärte er vor der in Breklum tagenden Generalversammlung des Zentrums für Mission und Ökumene in der Nordkirche.

In einem Impulsvortrag würdigte der Landesbischof die Bedeutung des vor 70 Jahren gegründeten Lutherischen Weltbundes (LBW) für die Nordkirche: „Freiheit im Glauben gibt es nicht ohne Vielfalt. Der Lutherische Weltbund lebt aus der einen Bibel heraus und verdankt sich zugleich den kulturellen Kontexten seiner Mitgliedskirchen. Ein gro­ßer Schatz ist dies alles: Die lutherische Weltgemeinschaft ist eine Kirchengemeinschaft, die offen über Grenzen hinausschaut.“

Sie habe gelernt, sich auf Augenhöhe zu begegnen: „Lange war die Missionsbewegung der Neuzeit eine Einbahnstraße von Norden nach Süden. Wertemäßig von oben nach unten. Von den Wissenden zu den vermeintlich Unwissenden.“ Globale Krisen im 20. Jahrhundert, Erster und Zweiter Weltkrieg, Diktaturen hätten politische Ordnungen weltweit erschüttert und eine „europäische Hochkultur“ wie auch die „Absolutheit des Christentums“ in Frage gestellt. Nach dem Ende von Weltkrieg und Nationalsozialismus half die lutherische Weltgemeinschaft den deutschen Lutheranern, „sich aus dem Teufelskreis von theologischer Überheblichkeit und Nationalismus zu befreien, der das Denken in den Jahrzehnten zuvor beherrscht hatte“.

Netzwerke verstärkt nutzen

Die Folgen der Kolonialisierung seien bis heute nicht überwunden, Armut und Flucht nicht selten die Folgen. Deshalb gehörten Begegnungen mit den Partnerkirchen auf gemeindlicher und landeskirchlicher Ebene, internationale Friedensarbeit sowie Unterstützung durch wirksame Hilfs- und Entwicklungsstrukturen auf den verschiedenen Kontinenten zusammen: „Unsere Netzwerke sind nicht zu überschätzende Lernfelder, auch zum Lernen des Miteinanders der verschiedenen Kulturen in diesen Zeiten der Migrations- und Flüchtlingsbewegungen.“

Der Lutherische Weltbund sei „Anwalt der differenzierten Wahrheit“, so Ulrich: „Angesichts von Hass und Gewalt, Vertreibung und Hunger, Korruption und Abschottung werden die bewährten Netzwerke der lutherischen Weltfamilie dringend gebraucht in der Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit.“ Der Landesbischof mahnte: „Wir müssen noch besser verstehen lernen, dass unser Reichtum hier zur Armut dort beiträgt.“ Niemand könne das so klar sehen und verstehen wie diejenigen, die sich auf den Weg machten zu ihren Geschwistern: „Dem Klimawandel jedenfalls begegnet man nicht, indem man ihn ignoriert oder aus Abkommen aussteigt, sondern indem man hinguckt, hinhört dort und tätig wird hier.“

Differenzen als Herausforderung und Identität der lutherischen Weltgemeinschaft

Herausforderungen für die lutherische Weltgemeinschaft seien jedoch auch unterschiedliche Haltungen, beispielsweise zu Ehe, Familie und Sexualität. „Es gibt in vielen Mitgliedskirchen die Sorge, dass die Moderne das Evangelium selbst stört. Wir erleben, dass wir noch nicht am Ende unserer geschwisterlichen Auseinandersetzungen sind über die Frage der Schriftauslegung, über die Autorität der Schrift und des göttlichen Wortes“, sagte der Landesbischof. Er erinnerte daran, dass der LWB sich „zutiefst betrübt und besorgt“ gezeigt hat über den Beschluss der Evangelischen Kirche Lettlands (ELKL), Frauen nicht mehr zu ordinieren. Die lutherische Gemeinschaft sei keineswegs ein einfacher und gerader Weg des Lebens im Glauben, so Ulrich. Es sei zugleich Herausforderung und Identität der Weltgemeinschaft, sich nicht auseinanderbringen zu lassen: „Als Kirche, die durch das Wort und seine Auslegung geleitet wird, geht es immer natürlich angesichts aller zeitgebundenen Themen um das eine Thema: das Wort Gottes und seine Auslegung in die Zeit und in der Zeit.“

Landesbischof Ulrich ist Vorsitzender der insgesamt 73 von den Synoden, dem Bischofsrat, dem Missionskonvent und dem Verein der Freunde der Breklumer Mission gewählten Delegierten. Die Generalversammlung ist das höchste Leitungsorgan des selbstständigen Werkes.

Hintergrund:

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine weltweite Gemeinschaft von lutherischen Kirchen. Er wurde 1947 gegründet und zählt inzwischen 145 Mitgliedskirchen in 98 Ländern weltweit, denen über 74 Millionen Christinnen und Christen angehören. Sitz ist Genf (Schweiz). Alle sechs bis sieben Jahre kommen die Vertreter der LWB-Mitgliedskirchen zur Vollversammlung zusammen und entscheiden über die zukünftige Ausrichtung der Arbeit des LWB. Die vier größten Mitgliedskirchen sind die Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus (7,9 Millionen Mitglieder), die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania (6,5 Millionen Mitglieder), die Schwedische Kirche (6,3 Millionen Mitglieder) und die Protestantisch-Christliche Batak-Kirche in Indonesien (4,5 Millionen Mitglieder).

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