18. Juni 2012 - Ökumenisches Forum Hafencity

Einsegnung der Kapelle Shanghaiallee 12-14

18. Juni 2012 von Kirsten Fehrs

Liebe Schwestern und Brüder,

um es nun aus gegebenem Anlass doch einmal dem Fußballjargon zu entlehnen: Wir haben fertig! Die Zeit des Planens und Bauens ist vorbei. Das Ökumenische Forum HafenCity ist Wirklichkeit! Es ist ein besonderes Haus: Die geschwungene Fassade, die Glocke und das Kreuz, inzwischen auch von innen einigermaßen sauber und aufgeklart. So, dass die nervlichen Anstrengungen der letzen Wochen und Tage hoffentlich in Vergessenheit geraten.

Es ist ein besonderes Haus. Denn hier leben und wirken Menschen, die sich im christlichen Glauben verbinden. Sehr vielfältig und allemal durchdrungen von ökumenischer Weite und der Lust, christliches Leben neu ausprobieren wollen. Gleichzeitig setzen sie ein Zeichen. Ein Zeichen, als Christen da zu sein für die Stadt. Für sie zu beten, und deshalb natürlich auch zu handeln. Für der Stadt Bestes, wie es beim Propheten Jeremia heißt. Denn im Wohl der Stadt liegt unser Wohl – sagen wir natürlich auch als Nordkirche. Und in diesem Zusammenhang möchte ich ausdrücklich betonen, wie sehr wir uns freuen, dass Sie, sehr geehrter erster Bürgermeister, zur Eröffnung gekommen sind. Es ist uns eine Freude und Ehre!

So ein Haus inmitten der Hafencity ist nicht nur ein Zeichen, es stellt auch eine Frage. Was glaubt Ihr bloß, fragt es inmitten der gläsernen Fassaden. Nehmt euch doch einmal einen Augenblick Zeit. Zeit, um inmitten der schnellen und tösenden Welt den Grund zu finden, auf dem und für den ihr lebt.

Worauf baust du? - Wer ist dein Fels? - Dein Schirm und Trost, wenn es turbulent wird und nervenaufreibend? - Auf wen, hörst du und was leitet dich in deinem Tun? – Das Haus fragt uns danach, was uns trägt, aber auch was uns treibt. Und trifft uns damit im Innersten. Denn dass das Lebenshaus, das persönliche wie das ökumenische wie auch das der Weltgemeinschaft, erschüttert werden kann, wissen wir doch. Durch Krisen. Stürme. Ungerechtigkeit.

Gott ist der Fels in den Orkanen der Seele, spricht dieses Haus.

Gott ist der Stern, der deine Nacht durchbricht.

Gott ist der Himmel, der uns am Ende in die Arme schließt.

Gott ist der Grund, der dein Lebenshaus trägt.

Wer auf Gott traut, hat nicht auf Sand – und Hafenschlick - gebaut.

Unterhalb dessen, was man in seinem Leben aufbaut, gibt es etwas, an das man glaubt. Ein Fundament, das man nicht sehen kann, und das dennoch alles trägt. 

Bei uns Christen ist das Jesus Christus.

Paulus sagt das so: Einen anderen Grund kann niemand legen, außer Jesus Christus.

Das Fundament ist also klar.

Aber die Detailzeichnung und die Ausführung, die hat Interpretations-Spielraum. Denn gewiss: Christenmenschen, die sich hier engagieren, bleiben ja alle in ihrer eigenen Konfession: russisch-orthodox oder römisch-katholisch oder ganz frei oder evangelisch-lutherisch und reformiert und überhaupt – 34fach verschieden! Doch vereint uns doch immer diese eine Idee: Zeugnis zu geben von der Gnade Gottes. Von dem, was uns beschenkt und was nicht aus uns selbst heraus kommen kann. Von der Wahrhaftigkeit einer Liebe, die unbeirrt liebt. Das darf und muss hier offenbar, also öffentlich werden, und zwar als Teil der weltweiten Christenheit. Damit sichtbar, hörbar, erfahrbar wird, dass dies ein Ort ist, wo Gottes Ehre wohnt. Wo deshalb die Würde eines jeden Menschen respektiert wird. Wo das Flüchtlingskind in den Arm genommen wird, wo an Gerechtigkeit geglaubt und für den Schalom gemeinsam mit allen Religionen zweifelsfrei gebetet wird.

Wer hier wohnt, will Hunger stillen und Friedenssehnsucht. Wer hier wohnt, hofft, dass sich die Welt ändert. Und deshalb wohnen und arbeiten hier bewegte Menschen. Sie können, wir können, die wir aus Christi Worten leben, lebendige Steine dieses Hauses sein. Kostbare Steine, so, wie wir eben sind - fragend, gewitzt, vernünftig, unvernünftig, visionär, nicht kompatibel. Wir können lebendige Steine sein, die etwas bewegen in der Stadt. Gewissermaßen Rolling Stones im Namen des Herrn.

Seid gesegnet in diesem Tun. Denn es gibt keinen Grund, der gelegt ist, außer Jesus Christus. Diese Zusage steht stabil wie ein Fundament. Das hält, wenn es gilt, die Türen zu öffnen, auch innere. Und so möge es gelingen, dass dieser Ort offen ist für die Fragen der Stadt und die Sehnsüchte der Menschen. Und dass er die einlädt, die Grund suchen zu leben.

So sei nun das ökumenische Forum Hafencity unter den Schutz und Segen Gottes gestellt. Gott segne alle, die hier aus und eingehen. Im Namen des Vaters- und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

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