EKD-Ratsvorsitzender warnt vor Brexit
18. Januar 2019
"Wir wollen auf Euch nicht verzichten!" Mit eindringlichen Worten hat der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm vor einem Austritt Großbritanniens aus der EU gewarnt.
Die Chancen für einen Exit vom "Brexit" in Großbritannien stehen derzeit denkbar schlecht. Ein Zeichen wollte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, trotzdem setzen.
In seinem Grußwort bei dem Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing am Donnerstagabend hielt er ein leidenschaftliches Plädoyer für den Verbleib Großbritanniens in der EU und rief die Kirche in Europa zu einer Unterstützung des "Friedensprojekts Europa" auf.
Gefährliche Entwicklungen
"Es geht um viel", so Bedford-Strohm. Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Großbritannien scheine alles, was nach zwei Weltkriegen an Zusammenhalt zwischen den Völkern Europas entstanden ist und die Möglichkeit von neuen tiefen Konflikten der alten Feinde einfach undenkbar gemacht hat, in Gefahr zu geraten. Bedford-Strohm rief dazu auf, anti-britischen und anti-europäischen Stimmen entschieden zu widersprechen.
Briten "unverzichtbar" für die EU
„Die klare Botschaft an die Briten muss jetzt erst recht sein: Wir wollen auf Euch als ein zentrales Stück Europa nicht verzichten. Sowieso nicht, wenn es um die gemeinsamen Werte und die historisch gewachsene gemeinsame Kultur geht. Aber auch nicht, wenn es um die institutionellen Zusammenhänge geht, die diesen gemeinsamen Werten eine äußere Stütze geben und unverzichtbar sind, wenn es um die Bewältigung der großen Herausforderungen für die Zukunft heute geht“, so der Ratsvorsitzende.
Kirchen in der Verantwortung
Bedford-Strohm hob dabei die Rolle der Kirchen hervor: „Ich bin davon überzeugt, dass sich die Verantwortung für das Friedensprojekt Europa gerade auch den Kirchen stellt. Als Kirchen stehen wir für die radikale Liebe Jesu Christi, die allen Menschen gilt und die alle nationalen und kulturellen Grenzen sprengt.“ Dort wo Hass oder Nationalismus geschürt würden, seien die Kirchen zum Widerspruch aufgefordert: „Wir sind gerufen, für Solidarität und Kooperation über nationale Grenzen hinweg einzutreten, für die Versöhnung gerade zwischen Völkern, die eine lange und traurige Geschichte von Krieg und Gewalt hinter sich haben.“
EKD wünscht sich starkes Europa
Bereits im November vergangenen Jahres hatten sich der EKD-Ratsvorsitzende und die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, zusammen mit dem Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, für Europa starkgemacht: „Als Spitzen unserer Kirchen sind wir miteinander verbunden im Bekenntnis um ein starkes Europa, das dem gemeinsamen Wohl und dem Respekt gegenüber der Würde aller Menschen dient“, hieß in einer anlässlich eines Treffens in London veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.
Brief an die Briten
Bedford-Strohm gehört auch zu den Unterzeichnern eines heute in der britischen Zeitung „The Times“ erscheinenden Aufrufs von Politikern und gesellschaftlichen Repräsentanten zum Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union. Der Wortlaut ist hier (allerdings hinter einer Paywall) abrufbar.