Politik

EKD-Synodenpräses Irmgard Schwaetzer: Trumps Wahlsieg fordert Christen heraus

Irmgard Schwaetzer, Präses der EKD-Synode, sieht Christen durch den Wahlsieg Donald Trumps herausgefordert
Irmgard Schwaetzer, Präses der EKD-Synode, sieht Christen durch den Wahlsieg Donald Trumps herausgefordert© Norbert Neetz, epd-bild

09. November 2016

Die evangelische Synodenpräses Irmgard sieht Christen durch den Wahlsieg Donald Trumps herausgefordert. Christen trügen Werte wie Barmherzigkeit und Mitgefühl in die Gesellschaft, sagte Schwaetzer, die der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vorsteht, vor Beginn der abschließenden Beratungen der diesjährigen Tagung des Kirchenparlaments in Magdeburg. Erste Analysen des Wahlergebnisses hätten gezeigt, dass Trump vor allem Zustimmung von jenen bekommen habe, die sich in der amerikanischen Gesellschaft abgehängt fühlen. Darin sieht auch die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs einen Grund für den zunehmenden Populismus in Deutschland. Sie ruft in einem geistlichen Wort zur Besonnenheit auf.

Der Ratsvorsitzend der EKD, Heinrich-Bedford-Strohm, hat mit Fassungslosigkeit auf den Ausgang der US-Wahl reagiert. "Denn die Aussagen von Donald Trump im Wahlkampf waren so spalterisch und so abwertend gegenüber anderen Menschengruppen, dass man Sorge haben muss, wenn Donald Trump jetzt diese politische Macht hat", sagte Bedford-Strohm am Rande der EKD-Synodentagung.

Der bayerische Landesbischof forderte zugleich auf, in die Zukunft zu schauen. "Die Zeit des Spaltens ist jetzt vorbei", sagte er: "Wir müssen mithelfen, dass die klaren Grundorientierungen, für die wir als Christen stehen, in die öffentliche Debatte hineinkommen." Er hoffe, dass die von Trump im Wahlkampf angeschlagenen Töne nicht dieselben seien wie künftig als Präsident.

Werte wie Nächstenliebe und Empathie sollen in die Politik hineinstrahlen

Nach Bedford-Strohms Auffassung kommt auf Deutschland und Europa künftig eine größere Verantwortung zu. In der Welt müsse stärker für die Schwachen eingestanden werden. Werte wie Nächstenliebe und Empathie müssten auch in die Politik hineinstrahlen. Er hoffe, dass "alles Schüren von Hass endlich ein Ende hat und auch die Politik in dieser Hinsicht zur Vernunft kommt".

Der Theologieprofessor verwies darauf, dass er auch familiär stark Anteil an der Wahl in den Vereinigten Staaten genommen habe. Er ist mit einer US-Amerikanerin verheiratet und hat in den Vereinigten Staaten studiert. Auch seine drei Söhne haben einen amerikanischen Pass. Der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten wollte sich zunächst nicht zum Wahlergebnis äußern.

"Besonders sensibel sein, wo heute Mauern und Zäune gebaut werden"

Irmgard Schwaetzer ging auch auf die Bedeutung des 9. November in der deutschen Geschichte ein. "1918, 1938, 1989 - das sind drei Jahrestage, die in größter Spannung zueinander stehen", sagte die ehemalige FDP-Bundesministerin. Am 9. November 1918 war nach dem Ende der Monarchie in Deutschland die Republik ausgerufen worden, 1938 hatten die Nationalsozialisten die Novemberpogrome gegen die Juden inszeniert, und 1989 fiel an diesem Tag die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland.

"Uns haben Mauern und Zäune dann nicht mehr getrennt", sagte Schwaetzer: "Und auch das bringt uns dazu, besonders sensibel zu sein, wo immer heutzutage Mauern und Zäune wieder gebaut werden." Der designierte US-Präsident Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer errichten zu wollen, um Zuwanderer abzuhalten.

Hamburger Bischöfin Fehrs ruft zu Besonnenheit auf

Auch die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs ruft in einem geistlichen Wort zu Besonnenheit auf. „Natürlich steht es uns als Deutschen nicht zu, die demokratische Wahlentscheidung eines freien Landes zu kritisieren. Doch es muss erlaubt sein, Fragen zu stellen: Kann jemand verantwortlich Politik betreiben, der zuvor in menschenverachtender Weise über Schwarze und Hispanics hergezogen ist, der Frauen beleidigte und sich über Behinderte lustig machte? Wie wird wohl ein Mann seine Macht nutzen, der im Wahlkampf fragte, warum eigentlich Amerika seine Atomwaffen nicht einsetze? Und schließlich: Kann ein Präsident glaubhaft für die Werte der westlichen Welt eintreten, der bewusst den Eindruck erweckt hat, dass ihm Werte wie soziale Gerechtigkeit und Religionsfreiheit gleichgültig sind?“

Diese Fragen bewegen Kirsten Fehrs: „Ich spüre die Angst und Verunsicherung bei vielen Menschen. Denn wenn wir ehrlich sind, ist uns das alles ja nicht fremd: Auch hierzulande gewinnt der Populismus an Boden, werden die gesellschaftlichen Debatten und die Töne vor allem in den sozialen Medien immer aggressiver.“ Das habe viel mit dem Verlust von Heimat zu tun, so die Einschätzung der Hamburger Bischöfin.  

Verlust von Heimat ein Grund für Populismus

In einer unübersichtlich gewordenen Welt, in der alte Grenzen und Gewissheiten schwinden, sehnten sich viele Menschen nach Klarheit und nach festen Werten. Fehrs: „Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir die Antworten auf diese Sehnsucht nicht den Populisten überlassen dürfen. Wir müssen die Fragen der Menschen hören, ihre Verunsicherung wahrnehmen. Zugleich dürfen wir Werte wie Wahrhaftigkeit, Nächstenliebe, Barmherzigkeit jetzt nicht preisgeben – denn genau sie machen die Haltung aus, die uns unser christlicher Glaube lehrt.“ Es gebe eine Hoffnung, so die Bischöfin weiter, „dass sich Verhältnisse ändern. So bleiben wir also bei unseren Werten - bei  Glaube, Liebe, Hoffnung. Und vertrauen darauf, dass diese Haltung sich am Ende durchsetzt“.

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite