8. Juni 2019 | Rissener Elbufer

Elbtaufgemeinde verbunden durch den Taufsegen

08. Juni 2019 von Kirsten Fehrs

Tauffest der Kirchenkreise in Hamburg, Predigt zur Stillung des Sturms, Markus 4,35-41

Moin, liebe Elbtauffest-Gemeinde, moin, liebe Hamburger Welt,

ich wünschte, Sie könnten alle von hier oben dieses bunte Gewimmel am Elbstrand sehen. Großartig! 5.000 Menschen sind hier, Kleine und Große, alle voller freudiger Erwartung. Viel munterer kann es vor 2.000 Jahren am Jordan auch nicht gewesen sein, als Jesus sich dort taufen ließ von Johannes dem Täufer. Taufe open air, so ging es ja los. Menschen wurden am Fluss getauft, weil der Fluss Leben bedeutet. Ohne Wasser kein Leben, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen.

Und was wäre Hamburg ohne all dies Wasser – zum Glück im Moment nicht von oben? Was wäre Hamburg ohne diese Elbe und ohne die Alster? Genau da, wo beide Ströme zusammenfließen, haben Menschen vor mehr als 1.000 Jahren die Hammaburg gegründet, aus der später Hamburg wurde. Die ganze Stadt ist auf das Wasser ausgerichtet, bis heute. Und so ist es kein Zufall, dass man unsere fünf Hauptkirchentürme von zwei Stellen aus besonders gut sieht: Einmal, wenn man von der Lombardsbrücke aus über die Alster schaut. Und noch besser sieht man sie, wenn man mit dem Schiff hier elbaufwärts in Richtung Stadt steuert.

Diese Kirchtürme waren immer auch Zeichen für die Seeleute, sie halfen bei der Orientierung. Denn das ist es, was Kirche und Glauben in unserem Leben und in dieser Gesellschaft sein soll: Leuchttürme. Ein Leuchtturm in der Nacht. Ein Licht, das den Weg zeigt, gerade wenn man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Ein Zufluchtsort für die Heimatlosen, die Flüchtenden und Schutzsuchenden. Und vielleicht ein Ziel für das eigene Leben. Manche vergleichen unsere Kirchtürme auch mit den Fingern, die nach oben zeigen in den Himmel und fragen: Was wäre dein Leben ohne Segen?

Danach haben sich auch die Jünger gesehnt: Nach Orientierung, nach Halt, nach einem Kompass. Wir haben es eben gehört: Da sitzen sie in einem ohnehin schwankenden Boot, und dann bricht auch noch ein Unwetter herein. Sie werden von dem Sturm hin- und her gewirbelt. – Wir können uns in diesem Moment doch besonders gut vorstellen, was das bedeutet, oder? (Anmerkung: Die Wetterlage während des Elbtauffestes war ausgesprochen stürmisch). Und klar haben die Jünger Angst bekommen. Denn auch das ist ja Wasser: gefährlich. Seeleute wissen das, aber auch wir in Hamburg haben schon erlebt, was passiert, wenn die Elbe ihr Bett verlässt und Land und Leute überflutet.

Die Jünger jedenfalls schauen sehnsuchtsvoll auf Jesus. Und was tut der? Er schläft. Um ihn herum tobt die Welt, und er schläft. „Herr, hilf uns!“ rufen die Jünger. Und Jesus öffnet die Augen, streckt die Hand aus und sagt, als wäre es nichts: Schweig! Und der Sturm wird still. Tatsächlich. Und dann guckt er die zitternden Jünger an und sagt: „Habt doch nicht solche Angst. Habt Vertrauen!“

Bei der Taufe geht es um genau dieses Vertrauen. Das eigene Leben Gott anvertrauen, der die Wogen glättet und es einmal leise werden lässt in mir. Wenn alles andere gerade nicht greifbar ist, kein Notausgang, kein Freund, keine Familie, kein Internet, wenn einen die Angst nicht loslässt in den Stürmen des Lebens: Dann hilft nur Vertrauen. „Herr, hilf uns!“ Das ist eigentlich ein Gebet. Manchmal, gerade wenn man ratlos ist und gar nicht so richtig versteht, was einen da durchwirbelt, ist das für viele wichtig: sich an Gott wenden.

Denn Gott ist da, im Himmel. Und mitten unter uns, neben dir, in dir, ganz im hier und jetzt. Als Geistkraft, die dich mutig macht. Auch deshalb feiern wir die Taufe draußen! Es sagt: Siehst du nicht? Der Himmel steht dir offen. Und wer den Himmel über sich offen weiß, kann aufrecht durch die Welt gehen. Kann sagen: „Moin Welt!“

Das ist deshalb so wichtig weil in unseren verunsichernden Zeiten die Gefahr groß ist, sich der Welt zu verschließen, sich zurückzuziehen und die Schotten dicht zu machen. Taufe aber meint genau das Gegenteil: Sie schließt nicht zu, sondern öffnet das „Tor zur Welt“, damit wir sie neugierig und mit großer Freiheit erkunden. Um ein Teil dieser Welt zu werden – denn nur so können wir sie doch auch verändern!

Klar ist dabei: Wir werden nie ganz ohne Probleme durchs Leben kommen oder immer auf Rosen gebettet sein. Die Taufe nimmt uns ja nicht aus dem Leben heraus, sondern stellt uns mitten ins Leben hinein. Und sagt zugleich: Deine Reise durch die Stürme des Lebens wird gelingen. Denn für jeden Menschen, der getauft wird, gilt Gottes Zusage: „Ich habe dich, ganz individuell dich, bei deinem Namen gerufen, du bist mein geliebtes Kind. Dir will ich meine Kraft mit ins Leben geben. Du sollst stark sein, Höhen und Tiefen zu bestehen. Du wirst nicht alleine sein, weil ich bei dir bin.“ Das ist der Segen der Taufe.

Und gleich geht‘s los, liebe Elbtaufgemeinde, in dieser großen Gemeinschaft der Verschiedenen. Verbunden durch den Taufsegen. Also schauen wir uns doch einmal um, mit wem wir hier feiern und grüßen die Tischnachbarn, und bilden ein Segensband, indem wir einander die Hände reichen, über die Tische hinweg. Ein Segensband aus 10.000 Händen, die wir einander reichen und die wir nun hochheben zum Segen.

Taufe an der Elbe, damit wünschen wir allen Getauften: Das Wasser dieses großen Stroms soll dir zur Quelle des Lebens werden. Lass dich ein auf das Wagnis deines Lebens, sei gestärkt durch die Kraft, die Gott dir schenkt. Und lass dich, wenn ihr später einmal hier am Strand spazieren geht, von deinen Eltern und Paten an diesen besonderen Elbtauf-Tag erinnern. Damit auch nicht eine deiner Hoffnungen je verloren geht und der Himmel dein Herz weit macht.
Amen.

Datum
08.06.2019
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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