13. Januar 2020 | Französische Friedrichstadtkirche Berlin

Entpflichtung des Direktors der Evangelischen Akademie zu Berlin

13. Januar 2020 von Kirsten Fehrs

Gottesdienst zur Entpflichtung von Dr. Rüdiger Sachau als Direktor der Evangelischen Akademie zu Berlin, Ansprache

Wunderbar, dachte ich, welch Segen ist so eine Geschichte von Abraham, wie sie eben zu hören war. Am Anfang des Gesprächs steht erst einmal ein genussvolles Essen, mit Kuchen! Und am Anfang des neuen Lebens steht ein Lachen. Das sind Aussichten!

So ist Rüdiger Sachau: Beim Abschied immer schon das Nächste in den Blick nehmen, sich freuen können voller Neugier, was kommt, und sich gekräftigt sehen durch das, was ist und war (in Berlin). Rüdiger Sachau, der auf unzähligen Symposien und Podien gewiss manch Engel beherbergt hat und sich auf großartige Gastfreundschaft versteht, voller Erwartung und Interesse am Fremden, zugleich behutsam und sensibel für das Geheimnis, das einer Begegnung innewohnen kann.

Du bist, so kenne ich dich bereits vom Studium, grenzenlos positiv unterwegs, auf entspannte Art, „in Spannung auf etwas hin“, selbst wenn alle anderen sich lustlos mit Griechisch quälen. Ein durch und durch auf Zukunft ausgerichteter Mensch, unerhört wach und aufmerksam, Ideengeber in unzähligen Gremien. Damals schon nicht nur Mitglied, sondern Vorsitzender des AStA, bis heute theologischer Querdenker und Friedensaktivist, in den Achtzigerjahren Trendsetter fürs gewagte Kombinat Punk plus Birkenstock – wild und gesund. Nicht zuletzt geschickter Reparateur von manch durchgerostetem R 4. Du hast mit der dir eigenen Leichtigkeit die schrägsten autonomen Seminare so geschickt moderiert, dass wir begeistert waren – von uns selbst und von diesem genialen Konzept, das letztlich allein du geschrieben hast. Was soll ich sagen: Du warst immer wie eine Art Zukunftsausschuss auf zwei Beinen – die EKD-Synode profitiert seit Jahren davon. Und nicht nur sie. Wir haben es eben von Christian Stäblein gehört.

Stets bist du mit der Frage unterwegs, was denn jetzt neu geboren werden möge in und mit einer Kirche, die ihren öffentlichen Ort in dieser Gesellschaft immer wieder neu sucht, findet, ja buchstäblich „er-örtert“ – sei es im nächtlichen Dialog oder in der täglichen Nachfolge Jesu. Licht, das uns die Welt (be)deutet.

Das Evangelium will hineingeliebt werden in diese Welt. Jetzt. Es geht um den Zuspruch von Freiheit und um die aufrichtige Würdigung jedes Menschen. In jedermanns Abschied und Neuanfang. Im Sterben und im Leben. Das ist dir Ziel und Ansporn zugleich. Nicht durchs Predigen zuerst, sondern durch Ermöglichungen. Durch Denk- und Sprechräume in diversesten Gemeinschaften, durchs Zweiergespräch auch, durch kommunikative Provokation und Verstehen. Politisch wach und theologisch mutig. Evangelische Akademiearbeit ist hier in Berlin vom Feinsten. Geprägt von einem großartigen Team, gemeinsam mit einem Direktor, der nach der Zukunft des Diskurses fragt. Denn es bewegt sich viel in dieser Gesellschaft. Es steht alles auf Umbruch – mit all seinen Konsequenzen für demokratische Prozesse. Die Jugend steht engagiert und klar und mit neuer Verve für Klimagerechtigkeit ein und Demokratie, gegen Rassismus und Antisemitismus. Gut so. Wir haben unlängst Worte gehört und Attacken erlebt, die wir glaubten, in diesem Land nie wieder hören und sehen zu müssen.

Und, ohne ins Pathos zu verfallen, es bleibt doch dabei, dass die Gerechtigkeit Gottes als Verheißung in die Gegenwart gedacht werden will. Damit sich die Wirklichkeit – jetzt – verändert. Es bleibt dieser Hoffnungsgrund, der dich treibt und trägt. Zukunftsmensch eben, der du in zahlreichen Kontakten mit Bundespolitikern, zu Medien, im Akademieverband und in der EKD-Synode Menschen, Themen und Hoffnungsideen großartig vernetzt hast. Dies übrigens auch international, interkulturell, interreligiös, interkonfessionell – überhaupt soviel inter – immer auf der Suche, was da zwischen den suchenden Nikodemus-Menschen an Geist entsteht. Und das ist möglich, ich bin sicher, weil du jemand bist, der meint, was er sagt und der sagt, was er glaubt. Mit der Folge, dass man bei allem Inter-esse auch dazwischen gerät, zwischen alle Stühle – und mag sein, genau dort ist angesichts der gesellschaftlichen Polarisierung unser Platz als Kirche. Zwischen den Stühlen.

Ich danke dir, lieber Rüdiger, für alles – fürs Zusammenhalten und den Mut zur Position, für deine Liebe zu deiner Kirche, für theologische Tiefenbohrungen und Unbequemlichkeiten, danke für Friedensklarheit, Freundschaft und Nachtsitzungen. Und ich danke Gott dafür, dass er dir für all dein Tun die Kraft geschenkt hat.

Danke aber auch dir, liebe Barbara, dass du so an Rüdigers Seite warst. Und zwar weniger, indem du den „Rücken frei gehalten“, sondern indem du mit nach vorn gedacht hast. Du hast zugehört, unterstützt, in deiner feinsinnigen Art nachgefragt, beraten, als Weggefährtin der Zukunft eben.

Zwischen den Zeiten – so seid ihr, so ist aber auch die Akademie in Veränderung. Und das ist ja zumeist mit mehr statt mit weniger Arbeit verbunden. Und so sei stellvertretend für viele noch einem von Herzen gedankt: Lieber Professor Nolte, ich danke Ihnen auch im Namen der EKD für all das, was Sie mit so viel Engagement und Liebe zur Sache als Präsident der Akademie gerade in den vergangenen Monaten geleistet haben. Viel Segen für alles, was kommt.

Segen, wie bei Abraham und Sarah zwischen den Zeiten. In ihrer Geschichte geht’s ja auch besonders weiter. Sarah nämlich wird, hochbetagt wie sie ist, von den Engeln ein Kind angekündigt. Und – sie lacht. Mit vielen Schwingungen. Mit Traurigkeit, mit ein bisschen Frechheit und voller guter Hoffnung, was alles möglich ist in dieser Welt.

Diese Hoffnung begleite euch hinein in unsere Nordkirche, liebe Barbara und lieber Rüdiger, mit den Hochbetagten und den Kindeskindern. Gute Hoffnung für alles, was kommt an dem Ort, von dem ihr herkommt, im Kirchenkreis Plön-Segeberg. Wir alle freuen uns riesig auf euch – wir Nordkirchler, in der Akademie, in Kultur und in Hamburg, und natürlich zuallererst in der Kirchengemeinde Klein Wesenberg und Hamberge, deiner ersten Wirkungsstätte. Am Anfang des neuen Lebens ein Lachen, ein nordkirchliches zuallererst: Geht und kommt an, gesegnet von Gott.
Amen

Datum
13.01.2020
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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