Bischof Magaard: „Es geht um die Frage, woran wir unser Herz hängen“

Europäischer Stationenweg zum Reformationsjubiläum macht Station in Kiel

Die Landeshauptstadt Kiel war am 29. April 2017 der einzige Halt des Multimedia-Trucks, der Geschichten zur Reformation präsentiert und sammelt, in der Nordkirche.
Die Landeshauptstadt Kiel war am 29. April 2017 der einzige Halt des Multimedia-Trucks, der Geschichten zur Reformation präsentiert und sammelt, in der Nordkirche. © Jürgen Schindler / Kirchenkreis Altholstein

30. April 2017 von Maren Warnecke

Kiel. Rund 500 Menschen besuchten am Sonnabend (29. April) in Kiel den Reformationstruck, der seit November 2016 Geschichten Europas zur Reformation sammelt und präsentiert. Im Rahmen des Europäischen Stationenweges der Evangelischen Kirchen war die Landeshauptstadt der einzige Halt des Multimedia-Trucks in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche).

An den Bildschirmen folgten die Besucher im Truck den Erzählungen von Menschen aus der Region. Auch der Schleswiger Bischof Gothart Magaard besuchte den Reformationstruck und setzte sich die Kopfhörer auf: „Letztlich geht es um die Frage, woran wir unser Herz hängen. Darum, wie wir unser Leben gestalten, unsere Gesellschaft, unser Miteinander.“ Der Bischof erklärte, dass diese Fragen bereits Martin Luther und viele seiner Zeitgenossen umgetrieben hätten.

„Im Grunde ging es schon damals darum, was die richtigen, die wichtigen Dinge sind, die zählen“, sagte der Kieler Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer, den die Leidenschaftlichkeit der Diskussionen vor 500 Jahren noch heute beeindruckt. „Manchmal wünsche ich mir dieses Feuer zurück“, sagte das Kieler Stadtoberhaupt.

Buntes Rahmenprogramm für Kieler Besucher

Einer der Zeitgenossen Martin Luthers stand in Kiel besonders im Fokus: Melchior Hoffman. Eine eigens für den Europäischen Stationenweg produzierte Fernsehdokumentation stellte den Laienprediger vor, der 1528 in Kiel für Aufruhr sorgte. Als sogenannter Schwärmer gehörte er dem radikalen Flügel der Reformation an. Von der Kanzel der Kieler St. Nikolaikirche prangerte er die sozialen Missstände in der Stadt an und scheute nicht davor zurück, Mitglieder des Rates persönlich anzugreifen.

Zum Rahmenprogramm des Europäischen Stationenweges gehörten Miriam Buthmann und ihre Band, die mit Songs über Psalmentexte die Besucher zum Mitsingen von Kirchentagsklassikern ansteckten. Dazu zählte zum Beispiel „Du bist ein Gott, der mich anschaut“, das offizielle Eröffnungslied für den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2017, der Ende Mai in Berlin und Wittenberg stattfinden wird. Weitere Programmpunkte waren die Poetry-Slammerin Lena Iwersen und die thematische Stadtführung „Freiheitsimpulse“ mit Uwe Trautsch. Für die Verpflegung auf dem Rathausplatz sorgte das inklusive Projekt „Pausenboot“.

Schon am Vorabend war das Kieler Programm des Europäischen Stationenweges in der St. Nikolaikirche eröffnet worden. Unter anderem lasen dabei Schauspieler aus einem Briefwechsel zwischen Martin Luther und anderen Akteuren der Reformation.

Präses Tietze: Mit den Menschen über Europa ins Gespräch kommen

Mit Reden und einem Impulsreferat fand der Sonnabend seinen Abschluss bei einem Empfang  im Ratssaal, zu dem  die Landeshauptstadt Kiel, der Kirchenkreis Altholstein und die Arbeitsstelle Reformationsjubiläum der Nordkirche eingeladen hatten. Auf die Bedeutung der Reformation für Europa wies vor den rund 100 Gästen der Präses der Landessynode der Nordkirche, Dr. Andreas Tietze, eindrücklich hin. Er forderte auf, mit Begeisterung für Europa einzutreten: „Es lohnt sich, mit den Menschen über Europa und die Reformation ins Gespräch zu kommen.“ Das gelte umso mehr angesichts von Brexit oder nationalistischen Bestrebungen in einzelnen Ländern. Der Präses dankte dem Team des Europäischen Stationenwegs für seine Arbeit und dafür, dass der Reformationstruck die „Europastadt Kiel“ besucht hat.

Die indische Pastorin Anupama Hial aus der Evangelisch-Lutherischen  Jeypore-Kirche gab einen Einblick,  welche Bedeutung die Reformation in ihrem Heimatland bis heute hat. „Das Luthertum hat vielen Dalits, also den Unberührbaren in der indischen Gesellschaft, eine Identität gegeben“, hob Hial hervor. Denn auch sie könnten sich als Gottes Ebenbild fühlen. Die Pastorin zeigte auf, wie stark die Lutherischen Kirchen in Indien das Land bewegen, obgleich sie nur eine Minderheit darstellen. „Wir werden als Vorreiter derer wahrgenommen, die die alten Traditionen, insbesondere das Patriarchat reformieren“, erläuterte Hial.

Protestbewegung Luthers als permanente Veränderung begreifen

Martin Luther und seine Werte seien bis heute in vielen Lebensbereichen präsent. Die Pastorin forderte, dass die Reformation, die als Protestbewegung vor 500 Jahren begonnen hat, in Gesellschaften, Kirchen, Nationen und politischen Institutionen fortgesetzt werden sollte, im Sinne einer permanenten Veränderung. „Keine kirchliche und weltliche Macht kann den Geist der Reformation, die Prinzipien von Verantwortung, Transparenz und Gerechtigkeit unterdrücken“, schloss Anupama Hial unter anhaltendem Applaus der Gäste.

Am Sonntag endete der Besuch des Europäischen Stationenwegs mit dem Partnerschaftsgottesdienst in der St. Nikolaikirche. Danach brach der Geschichtentruck zu seiner nächsten Station, Lemgo, auf. Seine Tour durch 19 Länder endet am 20. Mai in der Lutherstadt Wittenberg zur Weltausstellung Reformation „Tore der Freiheit.“ Der Europäische Stationenweg ist ein internationales Projekt der Evangelischen Kirchen zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“.

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