Themenjahr 2016

Evangelische Kirche nimmt globale Dimension der Reformation in den Blick

Ein Tourist fotografiert die Thesentür an der Schlosskirche in Wittenberg. Hier soll Martin Luther 1517 seine 95 Thesen angeschlagen haben
Ein Tourist fotografiert die Thesentür an der Schlosskirche in Wittenberg. Hier soll Martin Luther 1517 seine 95 Thesen angeschlagen haben© epd-bild, Jens Schlüter

30. Oktober 2015 von Simone Viere

Straßburg. Die Kirchenreform im 16. Jahrhundert war eine europaweite Bewegung, und kein rein deutsches Ereignis. Neben Martin Luther (1483-1546) gab es weitere wichtige Reformatoren. Das letzte Themenjahr vor dem 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017, das an diesem Samstag in Straßburg eröffnet wird, will die Aufmerksamkeit auf die internationale Wirkung des dramatischen Wandels in Politik und Kirche am Beginn der Neuzeit lenken. Es steht unter dem Titel "Reformation und die Eine Welt".

In dem Festgottesdienst in der Thomaskirche hält EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann die Predigt, die Einleitung und Lesung übernimmt der pfälzische Kirchenpräsident Christan Schad, der auch Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen ist. Erwartet wird auch der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.

Mit der Lutherdekade bereiten Staat und Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) seit 2009 gemeinsam das Reformationsjubiläum vor.

 

 

Einige Protestanten der ersten Stunde in Kurzporträts:

John Knox (um 1514-1572) war ein Abenteurer. Er organisierte die Reformation in Schottland. Nach der Beteiligung an einem Aufstand im schottischen St. Andrews verbrachte er mehrere Monate in französischer Gefangenschaft auf einer Galeere. Nachdem die katholische Königin Maria Tudor 1553 den englischen Thron bestieg, flüchtete Knox auf den Kontinent. Er wirkte unter anderem in Genf als Schüler Calvins und als Pastor in Frankfurt am Main. Er galt als Polemiker, aber auch als einfühlsamer Seelsorger. Seine Kampfschrift gegen Frauen in Regierungsämtern machte ihn zum Feind von Königin Elisabeth I. von England, die mit seiner Kritik aber gar nicht gemeint war.

Der elsässische Theologe Martin Bucer (1491-1551) gilt als "Erfinder" der Konfirmation, die zuerst in Hessen eingeführt wurde. Es ist heute das wichtigste Familienfest unter Protestanten. Wie Martin Luther war Bucer zunächst Mönch. Nachdem er 1518 mit Luther zusammentraf verließ er seinen Orden, heiratete eine ehemalige Nonne, und wurde zunächst Hofprediger beim Pfälzer Kurfürsten. Danach war er Pfarrer bei Franz von Sickingen in Landstuhl, später im elsässischen Weißenburg, von 1523 an in Straßburg. Bucer ging später nach England, wo er auch starb. Er wurde in der Hauptkirche von Cambridge beigesetzt, wo er als Professor lehrte.

Der französische Gelehrte Guillaume Farel (1489-1565) war mit dem Zürcher Reformator Zwingli befreundet. In Straßburg wurde er zum Pastor für französischsprachige Flüchtlinge. Er verfasste die erste reformierte Liturgie in französischer Sprache. Er wirkte unter anderem in Bern und in der französischsprachigen Schweiz. Gemeinsam mit Johannes Calvin (1509-1564) organisierte er die Reformation in der Westschweiz. An Farel erinnert das 100 Meter lange Reformationsdenkmal in Genf. Eine der vier Figuren von fünf Metern Höhe zeigen Farel neben Calvin, Knox und Theodore de Bèze, einem weiteren Genfer Reformator französischer Herkunft.

An den Theologen und Bauernführer Thomas Müntzer (um 1489 bis 1525), eine der umstrittensten historischen Figuren des 16. Jahrhunderts, erinnert das Monumentalgemälde "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland" des Leipziger Malers Werner Tübke (1929-2004) auf dem Schlachtberg bei Bad Frankenhausen in Thüringen. Das Panorama wurde 1989 eingeweiht, also zur Zeit der politischen Wende in Deutschland. Auch Müntzer lebte in einer Zeit des politischen Umbruchs. Müntzer gilt als der große Gegner Luthers. Der Theologe Paul Tillich betont: "Beide Männer haben die Geschichte beeinflusst, und Amerika ist sogar von den Ideen, die Müntzer vertrat, stärker beeinflusst worden als von Luther."

Ende des 16. Jahrhunderts entstanden die Mennoniten. Die Religionsgemeinschaft ist nach dem niederländisch-friesischen Theologen Menno Simons (um 1496-1561) benannt. Die heutigen Mennoniten sind Nachfahren der Täufer-Bewegung, die auch als "linker Flügel" der Reformation gilt und - auch von anderen Protestanten - grausam verfolgt wurde. Die Täufer setzten sich für radikalere soziale Reformen im Christentum ein, als etwa die Reformatoren Luther und Zwingli. Heute sind die Mennoniten eine der historischen Friedenskirchen, weil sie schon früh gegen jede Form von Krieg und Gewalt ihre Stimme erhoben haben. Den Begriff "Wiedertäufer" weisen die Mennoniten als polemisch zurück. Im 19. Jahrhundert wanderten viele Mennoniten in die USA und nach Kanada aus.

 

Info

Reformationstag: Vor fast 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, verbreitete Martin Luther (1483-1546) in Wittenberg seine 95 Thesen gegen die kirchlichen Missstände seiner Zeit. Das Datum gilt als Beginn der Reformation, die weitreichende religiöse, politische, gesellschaftliche und kulturelle Folgen hatte.

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