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Frag' die Kirche per Whatsapp: "Wir wollen positiv überraschen"

Die "Segensente" aus dem Kirchenkreis Schleswig-Flensburg ist besonders für Familien mit Kindern gedacht, um zu zeigen: "Wir sind für Euch da".
Die "Segensente" aus dem Kirchenkreis Schleswig-Flensburg ist besonders für Familien mit Kindern gedacht, um zu zeigen: "Wir sind für Euch da".© Johannes Ahrens

15. November 2021 von Simone Viere

Der Kirchenkreis Schleswig-Flensburg probiert neue Wege in der Kommunikation. Per Whatsapp können Interessierte verschiedene Fragen rund um die Kirche stellen, egal wann, egal von wo. Ein multiprofessionelles Team aus neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern antwortet zeitnah, hilft, berät und vermittelt.

Seit Anfang März 2021 ist das Pilotprojekt "Frag die Kirche" online. Pastorin Birgit Lunde, Öffentlichkeitsreferentin Anja Ahrens und ihr Mann, der Flensburger Stadtpastor Johannes Ahrens, haben das Projekt mit auf die Beine gestellt und sind seit Anfang an mit großer Begeisterung dabei. Im Gespräch berichten sie über ihre Erfahrungen mit dem Messengerdienst und ihr Ziel, als Kirche positiv zu überraschen.

nordkirche.de: Ihr habt jetzt rund ein halbes Jahr Erfahrungen sammeln können. Wie wurde euer Projekt "Frag' die Kirche" bisher angenommen?

Anja Ahrens: Es ist losgegangen mit weniger Anfragen als wir dachten. Wir haben dann noch einmal nachgesteuert in unseren Zielen. Wir sind von einem Kommunikationsprojekt zu einem Missionsprojekt geworden. Wir sagen den Leuten, die sonst wenig mit Kirche zu tun haben, vielleicht aber einen Berührungspunkt zu uns haben: "Wir sind da. Wir sind als Kirche für euch da wenn ihr uns braucht und wollt."

Das Team

Neun Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beantworten die Fragen, die über Whatsapp, Telegram und den Facebook-Messenger im Kirchenkreis ankommen. 

Datenschutz   

In Deutschland kommunizieren etwa 58 Millionen Menschen täglich per Whatsapp. In der Nordkirche war diese Art der Kommunikation aus Datenschutz-Gründen lange nicht möglich. Durch das Business-System "MessengerPeople", eine Software-as-a-Service-Plattform (SaaS), die den sehr strengen Datenschutz-Bestimmungen der Nordkirche gerecht wird, wurde das Problem im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg gelöst. Dazu gehört etwa, dass alle Nachrichten nur mit End-zu-End-Verschlüsselung übermittelt werden und natürlich kein Zugriff auf die übrigen Kontaktdaten (Telefonbuch) der Nutzer möglich ist. 

Wie habt Ihr auf das Projekt aufmerksam gemacht?

Anja Ahrens: Wir haben uns gefragt: Wo gibt es Leute, die mit Kirche zu tun haben und das vielleicht gar nicht wissen? Zum Beispiel weil ihr Kind in einer Kita ist oder sie einen Delfi-Kurs bei der Familienbildungsstätte absolvieren. Dort werben wir gezielt.

Johannes Ahrens: Wir haben unter anderem Quietsche-Enten produzieren lassen. Unsere "Segensente" bekommen bei uns Kinder zur Taufe. Auch alle Kindergartenkinder in evangelischen Kitas im Kirchgenkreis haben eine bekommen. Und das  allein sind etwa dreieinhalbtausend. Auf der Ente sind ein QR-Code und unsere Internet-Adresse drauf. Aber wir haben auch Kühlschrankmagnete verteilt und ganz klassisch in den Schaukästen unserer Kirchengemeinden auf das Projekt aufmerksam gemacht. Da verzahnen wir die digitale mit der analogen Welt.

Anja Ahrens: Seit wir die Enten verteilt haben, haben wir signifikant mehr Anfragen aus dem Kitabereich bekommen. Das hat uns gezeigt, die Aktion hat funktioniert.

Birgit Lunde: Die Leute wenden sich mit allen möglichen Themen an uns, zum Beispiel auf der Suche nach Kitaplätzen. Aber wir hatten jetzt kürzlich eine Anfrage von einem Vater, der aus Versehen seinen Kitabeitrag zweimal überwiesen hat. Auch darum kümmern wir uns. In unserem Team ist auch jemand aus der Verwaltung.

Woher kommen die meisten Anfragen?

Anja Ahrens: Schon aus dem Bereich der Diakonie, aber auch dem Bereich Kindertagesstätten. Wir haben auch relativ Viele, die einfach einmal Hallo sagen wollen. Die einen kurzen Kontakt zu uns suchen, oder die jemanden suchen zum Schnacken über kirchliche Themen. Seelsorgeanfragen kommen auch über den Kanal zu uns. Da ist es gut dass wir so ein multiprofessionelles Team sind.

Ihr habt drei Pastorinnen und Pastoren im Team, Mitarbeiter aus Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit. Könnt Ihr alle Fragen direkt selber beantworten?

Birgit Lunde: Die Bandbreite der Fragen ist wirklich sehr groß. Es gibt natürlich welche, die können selbst wir nicht direkt beantworten, die sind zu speziell. Aber wir liefern immer den richtigen Ansprechpartner und suchen den Kontakt raus. Die Fragen laufen bei uns nie ins Leere.

Johannes Ahrens: Selbst wir müssen zum Teil ganz schön recherchieren. Wir hatten zum Beispiel gerade gleich zweimal die Frage, ob man seine Paten auch wieder loswerden kann, wenn man sich zerstritten hat. Bei Anfragen zu seelsorgerlichen Themen ist Whatsapp ein niedrigschwelliger Einstieg. Wir fragen dann, ob wir auch persönlich sprechen können, zum Beispiel am Telefon oder bei einem Treffen. Und es kommen manchmal auch Anfragen, da geht es wirklich ums Überleben. Da schreiben uns Menschen: "Ich werde morgen abgeschoben und weiß nicht was ich tun soll?" In solchen Fällen wenden wir uns an unsere Flüchtlingsbeauftragten und gucken, wie wir helfen können.  

Wie lange muss man bei Euch im Schnitt auf eine Antwort warten?

Anja Ahrens: Wir haben einen Bot, der in Sekundenschnelle antwortet. Dann übernimmt jemand aus dem Team die Anfrge. Wir haben keine Schichten festgelegt. Aber wir sind alle so identifiziert mit diesem System, dass diejenigen, die es sehen - und auch wenn das abends um halb 11 ist - einer von uns noch kurz antwortet. Die Menschen bekommen zeitnah ein Signal "Wir sind da". Wir wollen die Leute positiv überraschen.

Johannes Ahrens: Wir haben Anfragenspitzen am Wochenende, am Freitagabend oder Sonntagmittag. Eben wenn die Leute Zeit haben, darüber nachzudenken, wann sie heiraten wollen oder ihr Kind taufen lassen wollen. Das ist kirchlich gesehen natürlich zur Unzeit. Da ist kein Kirchenbüro geöffnet.

Birgit Lunde: Aber natürlich arbeiten auch wir nicht rund um die Uhr. Und unsere Mitarbeitenden im Team, die keine Pastoren sind, müssen natürlich auch nicht an den Wochenenden arbeiten. 

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Per QR-Code in den Kirchen-Chat, die Quietsche-Ente hilft bei der Kontaktaufnahme.© Johannes Ahrens

Warum eigentlich Whatsapp?

Johannes Ahrens: Sehr viele Menschen nutzen den Service. Dadurch ist das ein wirklich niedrigschwelliges Angebot. Bei Anfragen zu diakonischen Themen haben wir häufig auch Menschen, die haben gar kein Guthaben mehr, um überhaupt zu telefonieren. Da wird Whatsapp, weil kostenfrei, für alles Mögliche genutzt. Dazu zählen zum Beispiel Menschen, die in prekären Verhältnissen wohnen und auch Migranten. Die scheuen sich manchmal auch, jemanden anzurufen. Über unseren Chat ist die Kommunikation asynchron. Ich erlebe aber auch sonst in meinem Alltag als Pastor, dass immer mehr Anfragen auch über Facebook oder andere soziale Medien zu mir kommen.

Warum wird das Tool gebraucht?

Birgit Lunde: Wir als Pastorinnen und Pastoren müssen da auch selbstkritisch sein und überlegen, wie gut sind wir erreichbar für die Menschen? Und zwar als Gemeinde, als Pastoren, als Kirchenbüro, aber auch als Institution, als Kita-Werk, Diakonisches Werk oder Familienbildungsstätte. Ich erlebe es so, dass in vielen unserer Institutionen Teilzeitkräfte arbeiten, die sind dann eben nur am Vormittag da, manchmal nicht mal an allen Tagen. Um dann zeitnah  an Informationen zu kommen, muss man eigentlich schon Insider sein.  Das ist ein Problem, das noch nicht überall erkannt wurde.

Johannes Ahrens: Ich finde, da kann man unser Messenger-Tool auch als Unterstützung für Kirchengemeinden sehen. Wir sind so etwas wie eine Vermittlungs- und Übersetzungsstelle.

Anja Ahrens: Wir merken ja selbst, wie schwierig es manchmal ist, jemanden zu erreichen. Aber wir helfen immer weiter. Dafür kennen wir uns im Team eben auch gut in kirchlichen Strukturen aus.

Birgit Lunde: Und es funktioniert auch, weil wir alle motiviert sind und den Sinn darin sehen. Wir haben alle richtig Lust dazu.

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Zum Ausprobieren: Per QR-Code direkt in den Chat mit der Kirche.© Kirchenkreis Schleswig-Flensburg

 

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