Frieden

Friedenskundgebung für Christchurch mit Bischöfin Fehrs

Bischöfin Kirsten Fehrs
Bischöfin Kirsten Fehrs© Marcelo Hernandez / Nordkirche

23. März 2019 von Klaus Merhof, Thomas Kärst

Zu einer Friedenskundgebung anlässlich der Anschläge auf zwei Moscheen mit 50 Toten in Christchurch (Neuseeland) haben sich am Sonnabend in Hamburg über 1.000 Menschen auf dem Rathausmarkt versammelt.

Als "Zeichen der Solidarität" nahm auch Bischöfin Kirsten Fehrs an der Kundgebung teil. "Viel zu oft werden gläubige Menschen zur Zielscheibe von Mördern", sagte sie.

Die Bischöfin rief zu einem beherzten Einsatz gegen Hassideologien jeder Art auf. Hass und Menschenverachtung kleideten sich in beliebige Ideologien, egal, ob man sie rechtsextremistisch oder islamistisch nenne.

"Wer einen wehrlosen Menschen hinterrücks tötet, ist ein Mörder", sagte Fehrs. Wer sich dabei auf religiöse Werte berufe, erliege in Wirklichkeit "teuflischen Wahnvorstellungen". 

"Wir müssen dagegen zusammenstehen"

Fehrs erinnerte an den Überfall auf eine Synagoge in Pittsburgh vor fünf Monaten, wo ein Mörder elf Menschen tötete. Vor zwei Monaten hätten Mörder eine Kirche auf den Philippinen überfallen und 23 Gläubige umgebracht.

"Wir müssen dagegen zusammenstehen und falsche Ideologien austrocknen und entblößen", sagte die Bischöfin. Sie sei überzeugt, "dass die Menschen guten Willens in der Überzahl sind". Sie seien "vereint im Leid und in der Hoffnung, dass die Welt eine bessere werden kann".

Fehrs ist auch Vorsitzende des Interreligiösen Forums Hamburg. Sie überbrachte Grüße des jüdischen Landesrabbiners Shlomo Bistritzky: "Er würde hier neben mir stehen, wäre heute nicht Sabbat", sagte sie. Veranstalter der Kundgebung war der Rat der Islamischen Gemeinschaften (Schura) in Hamburg.

Die Ansprache im Wortlaut

Liebe Freundinnen und Freunde,

wie gut dass Ihr alle da seid! Es ist ein wichtiges Zeichen  -  und es ist mir wichtig, als Bischöfin in aller Solidarität und als Vorsitzende des Interreligiösen Forums Hamburg heute das Wort an Euch zu richten. Ich tue dies ausdrücklich auch im Namen des stellvertretenden Vorsitzenden, des Landesrabbiners Shlomo Bistritzky. Er würde hier neben mir stehen, wäre heute nicht Sabbat.

Man könnte meinen, Neuseeland ist weit weg. Es gibt geografisch keinen Ort, der weiter von Deutschland entfernt wäre als diese Inseln auf der anderen Seite der Erde.

Und doch ist Neuseeland uns derzeit ganz nah. Denn wir haben mit Entsetzen und Erschütterung verfolgt, was dort vor acht Tagen geschehen ist. Wie ein Mörder ohne Hemmungen 50 Menschen umgebracht hat. Innerhalb von Minuten starben Menschen, die friedlich gebetet haben. Muslimische Männer, Frauen und Kinder wurden hinterrücks ermordet.

Das zu sehen, geht uns ans Herz. Wie unendlich traurig ist dieser 15. März! Und es geht uns noch aus einem anderen Grund nahe: Weil wir wissen, dass die Ideologie des Hasses auch in vielen anderen Ländern verbreitet ist. Vor fünf Monaten überfiel ein Mörder eine Synagoge in Pittsburgh und tötete elf Menschen. Vor zwei Monaten überfielen Mörder eine Kirche auf den Philippinen und brachten 23 Gläubige um.

Es ist genug! Viel zu oft werden gläubige Menschen zur Zielscheibe von Mördern. 

Denn  - Klartext ! - Mörder sind es. Ja, man kann sie als Rechtsextremisten oder als Islamisten einsortieren, aber der Hass und die Menschenverachtung kleiden sich in beliebige Ideologien. Wer einen wehrlosen Menschen hinterrücks tötet, ist ein Mörder. Punktum. Wenn er sich dabei religiöse Werte beruft, erliegt er in Wirklichkeit teuflischen Wahnvorstellungen.

Umso wichtiger ist es, dass wir anderen zusammenstehen. Dass wir die falschen Ideologien austrocknen und entblößen. Dass wir es nicht schweigend hinnehmen, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder ihrer Religion beleidigt oder misshandelt werden. Viel zu oft geschieht es auch in Deutschland, dass muslimische Frauen auf der Straße angepöbelt werden. Oder dass jüdische Schüler in der Schule beleidigt werden. Oder dass christliche Flüchtlinge in ihrer Unterkunft von anderen bedrängt werden.

All das kann durch keine Glaubenstradition der Welt begründet werden. Der Kern jeder Religion ist es, dass wir unseren Mitmenschen kein Leid zufügen sollen. Und der gemeinsame Kern unserer Religionen ist Friedensliebe und achtsame Barmherzigkeit. Das wollen wir leben und zeigen, hier in Hamburg und auch anderswo.

Neuseeland ist weit weg und uns heute sehr nah - weil wir wissen, dass auch dort das Land trauert so wie wir heute hier. Aber auch weil wir wissen, dass die Menschen guten Willens in der Überzahl sind. Und weil wir vereint sind im Leid, aber auch in der Hoffnung, dass die Welt eine bessere werden kann.

Vielen Dank.

(Es gilt das gesprochene Wort)

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