Geburtstagssymposium zum 80. Geburtstag von Peter Cornehl
11. November 2016
Hamburg. Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), hat heute (11. November) Peter Cornehl, Professor für Praktische Theologie mit Schwerpunkt Homiletik/Liturgik an der Universität Hamburg, anlässlich der Feier in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen zu seinem 80. Geburtstag gratuliert. In Generationen von Theologinnen und Theologen habe Cornehl „das Bewusstsein für die Bedeutung von Kontexten geweckt“, würdigte Ulrich seinen ehemaligen Professor. „Treue zur Tradition und waches Interesse an den Ereignissen und Einflüssen, die das Leben der Menschen prägen, sind immer zusammen zu sehen. Ohne den Horizont der Kontexte findet das Evangelium keinen Halt.“
Gerhard Ulrich überbrachte beim Fachsymposium zum Thema „Gottesdienst im Kontext vorhandener oder sich ausbreitender Konfessionslosigkeit“ auch die Glückwünsche der Nordkirche. 1977 gehörte Peter Cornehl in der ersten Wahlperiode der gerade gegründeten Nordelbischen Synode an und setzte sich insbesondere für die Bildung eines Gottesdienstinstitutes in der ehemaligen Nordelbischen Kirche ein. Verbunden blieb Cornehl auch der späteren Nordkirche, deren Gründungsprozess er begleitete. „Mit deinem ermutigenden Impuls ‚Fremde – Heimat – Nordkirche‘ von 2011 hast du uns Zuversicht gegeben, auf dem richtigen Weg zu sein“, dankte Ulrich dem Weggefährten.
Landesbischof Ulrich sagte in seinem Vortrag an Peter Cornehl gerichtet: „Du warst ein werbender Lehrer, einer, der die Begeisterung für ‚die Sache mit Gott‘ weitergeben konnte. Ein Spurensucher und darin immer ein Gemeinschaftsmensch. Bescheiden, selten etwas ablehnend. Genau, werbend um jede und jeden.“
Theologischer Austausch auf Augenhöhe
Ulrich erinnerte an die „Studierendenkanzel“ in Hamburg-Wellingsbüttel, bei der Studentinnen und Studenten ihre ersten Predigten vor der Gemeinde hielten und sich im Anschluss der präzisen Analyse Peter Cornehls stellten. Auf Augenhöhe verliefen auch die Abende im Hause Cornehl, bei denen die Studierenden mit Dorothee Sölle, Fulbert Steffensky, Rolf Christiansen und anderen darüber diskutierten, wie praktische Theologie aussehen könnte. Ulrich: „Das waren Denkwerkstätten des freien Geistes.“
Auch der von Peter Cornehl gegründete Vorbereitungskreis der Universitätsgottesdienste in St. Katharinen prägte viele Lernbiografien, so der Landesbischof weiter. „Dort habe ich gelernt, was die Dramaturgie eines Gottesdienstes, was die Inszenierung der Begegnung mit Gott in der Liturgie bedeutet.“
Landesbischof Ulrich: Neutralität keine Option für Christen
Als praktischer Theologe habe Cornehl in den vergangenen Jahrzehnten wie kaum ein anderer „ein seismografisches Interesse an gesellschaftlichen und mentalen Prozessen und Veränderungen entwickelt“, so Ulrich. Ein Beispiel dafür sei Cornehls Aufsatz „Das Reformationsjubiläum im vierten Kriegsjahr 1917. Ein kritischer Rückblick angesichts aktueller Herausforderungen“, in dem das Weltkriegs- geschehen von 1914 bis 1945 im Hinblick auf religiöse Voraussetzungen beleuchtet wird.
Ulrich: „Das ist zugleich ein Aufruf an die Kirchen, heute ihren Öffentlichkeitsauftrag ernst zu nehmen und Demokratie zu stärken angesichts ihrer aktuellen Infragestellung durch Rechtspopulisten und -extremisten. Hier neutral zu bleiben: das ist keine Option für Christen.“
Zur Person:
Peter Cornehl wurde 1936 in Magdeburg geboren und wuchs in Hamburg auf. Nach dem Abitur studierte er Evangelische Theologie in Tübingen, Heidelberg, Wuppertal und Hamburg. 1966 promovierte Cornehl in Mainz im Fach Systematische Theologie zur neueren Geschichte der Eschatologie und wechselte zur Praktischen Theologie. 1968 wurde er ordiniert, 1971 folgte die Habilitation. Von 1976 bis 2000 war Peter Cornehl Professor für Praktische Theologie mit Schwerpunkt Homiletik und Liturgik und Universitätsprediger an der Hauptkirche St. Katharinen. Er engagierte sich beim Deutschen Evangelischen Kirchentag und war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Kirchenmitgliedschaftsstudien der EKD (KMU II bis IV), zeitweise als Leiter. Im Jahr 2000 emeritierte Cornehl und arbeitete in der Pfarrerfortbildung der damaligen Nordelbischen Kirche weiter.