Gegen die Isolation: Neues Digitalangebot der Nordkirche sorgt für Augenkontakt
25. Februar 2021
Besuche in Pflegeheimen und Krankenhäusern sind bedingt durch die Covid 19-Pandemie momentan nur sehr eingeschränkt möglich. Manch einer weiß nicht einmal, ob und wann er seine Angehörigen wieder in die Arme schließen kann. Ein neuer digitaler Service soll helfen, Augenkontakt trotz Isolation herzustellen: ein Seelsorge-Angebot per Tablet.
"Mit unserem Angebot "Augenkontakt. Isolation überbrücken" möchten wir ermöglichen, dass Schwererkrankte und Heimbewohnerinnen wenigstens auf einem ausreichend großen Tablet-Bildschirm ihre liebsten Menschen sehen und sprechen können", sagt Prof. Dr. Kerstin Lammer, Leitende Pastorin des Hauptbereichs Seelsorge und gesellschaftlicher Dialog der Nordkirche.
Tablets sollen durch eine Crowdfunding-Aktion finanziert werden
Die Theologin hat das Projekt "Augenkontakt. Isolation überbrücken“ initiiert. Zehn Tablets hat ihr Bereich bereits zur Verfügung gestellt, für die Anschaffung weiterer Geräte soll es gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine Crowdfunding-Aktion geben. "Unsere ersten Geräte waren binnen Stunden vergeben. Wir sammeln jetzt noch bis zum 3. März 2021 die Bedarfe ein und geben Sie dann gebündelt weiter an die EKD".
Eines ist Kerstin Lammer besonders wichtig: "Wir wissen noch nicht, wie viele das Angebot am Ende wirklich nutzen werden. Aber auch wenn wir nur einigen helfen, in ihrer Einsamkeit und Sterbensangst einen Augenkontakt zu ihren Angehörigen herzustellen, dann hat es sich schon gelohnt".
Technik soll auch für Ältere einfach zu bedienen sein
Wichtig bei der Umsetzung der Idee war es auch an die Angehörigen zu denken. "Das sind ja auch oft schon hochbetagte Leute, die Zuhause keine Unterstützung mit der Bedienung der Technik haben", so die Pastorin. Daher sollte eben diese möglichst einfach sein.
Vermittelt werden die Video-Kontakte über die Klinik- und Heimseelsorger, die Zugang zu den Betroffenen haben und der Schweigepflicht unterliegen. Die Angehörigen bekommen nur einen Link per E-Mail oder SMS, auf den sie dann klicken müssen, und schon kann das Gespräch beginnen.
Um ihnen die Arbeit zu erleichtern, wurden die komplizierten Fragen rund um Servertechnik, Konferenzsoftware, Datenschutz und Hygiene im Vorfeld geklärt. "Wir haben den unübersichtlichen Programmmarkt gesichtet", berichtet Kerstin Lammer und ergänzt: "Die nun gefundene Lösung ist kostengünstig, technisch leicht handhabbar, datenschutzsicher, hygienisch unbedenklich und stört die Elektronik in den Einrichtungen nicht."
Routinierter Umgang mit Schutzkleidung und Hygiene
Anders als in der ersten Corona-Welle im März 2020 haben Seelsorgerinnen und Seelsorger in den meisten Pflegeheimen und Krankenhäusern Zutritt und dürfen, je nachdem wie die Regeln vor Ort sind, auch Covid-Patienten besuchen. "Mittlerweile sind alle viel routinierter und gut ausgestattet mit Schutzkleidung", so Lammer. Die Seelsorger müssen die Patienten, das Personal und sich selbst gut schützen, denn sie sind im Gegensatz zum Personal häufig nicht nur auf einer Station, sondern im ganzen Haus unterwegs.
Auch die verwendeten Tablets sollten aus hygienischen Gründen in den Häusern verbleiben. "Sie müssen nach jedem Gebrauch gründlich desinfiziert werden und dürfen nicht in einer Schutzhülle sein, damit keine Keime über das Tablet übertragen werden können", erklärt Lammer.
Tablet-Nutzung auch nach Pandemie-Ende sinnvoll
Sind die Tablets erst einmal angeschafft, sind sie auch nach der Corona-Pandemie weiterhin einzusetzen, zum Beispiel für Gespräche mit Angehörigen, die weiter entfernt leben.