Gottorfer Gespräche: "Wie kann der Zusammenhalt zwischen den Generationen gelingen?"
23. September 2021
Kirche und Wirtschaft haben zum vierten Mal zu den "Gottorfer Gesprächen" auf die Schlossinsel in Schleswig eingeladen. Vor Gästen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Kirche ging es um die Frage, wie der Zusammenhalt der Generationen gelingen kann.
Dr. Philipp Murmann, Vorsitzender der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e.V., Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche, und der Gastredner Ulrich Reinhardt, Professor für Empirische Zukunftsforschung an der Fachhochschule Westküste in Heide, widmeten sich dem Thema.

In seiner Begrüßung bezog sich Philipp Murmann auf die Überlegung, wie das Verhältnis der Generationen zueinander sei: "Wie ist es um den Zusammenhalt der Altersgruppen, um die vielzitierte Generationengerechtigkeit bestellt? Es gibt sicherlich viele Beispiele, die belegen, dass der Zusammenhalt der Generationen schwindet – und es gibt Beispiele dafür, dass sich unsere Gesellschaft hin zu einem von Toleranz und Akzeptanz geprägten Miteinander entwickelt. Ein Miteinander, in dem Verantwortung für andere und für das Gemeinwesen zum Ausdruck kommt und der Gedanke der Generationengerechtigkeit an Bedeutung gewinnt." Es gelte daher, darüber zu sprechen, welche Wege gegangen werden sollten und könnten, um dieses Miteinander in unserer Gesellschaft weiterzuentwickeln.
"Wir müssen die jungen Menschen ernst nehmen"
"Die Frage, wie das Zusammenleben der Generationen gelingen kann, ist nicht neu", griff der Bischof in das Thema auf. "Es steht vor vielen Herausforderungen: Da sind der Generationenvertrag in unserer Gesellschaft, der den Ausgleich zwischen den Altersgruppen regelt, oder das globale Klima und die Verantwortung für nachfolgenden Jahrgänge." Auffällig sei, so der Bischof, dass Alt und Jung nur an wenigen Stellen über die wichtigen Themen ins Gespräch kämen. Er fuhr fort: "Wir müssen die jungen Menschen ernst nehmen, denn es geht um ihre Zukunft auf unserer Erde. Deshalb ist wichtig, dass wir über den Zusammenhalt der Generationen in einen Dialog eintreten und neue Perspektiven entwickeln."
Was ist im Leben wirklich wichtig?
Gastredner Ulrich Reinhardt stellte in seinem Vortrag fest: "Wichtiger als die Frage, wie wir morgen leben werden, ist eine Antwort, wie wir morgen leben wollen.“ Entsprechend lautete der Grundsatz des Zukunftswissenschaftlers: "Die Welt im Wandel – der Mensch im Mittelpunkt". Er gab einen Überblick, welche Rahmenbedingungen und Entwicklungen unser Leben prägen – heute und morgen. Hierbei ging er neben der aktuellen Pandemie auch auf die Ängste der Bevölkerung, die Möglichkeiten und Risiken der Digitalisierung und die Frage, was im Leben wirklich wichtig ist, ein. Von besonderer Bedeutung sei für ihn ein soziales Miteinander – in der Familie und im Freundeskreis.
Mit Zuversicht und Hoffnung in die Zukunft
Fazit seiner Ausführungen: Früher war nicht alles besser – im Gegenteil: "Wir können mit Zuversicht und Hoffnung auf die Zukunft blicken. Jedoch wird diese nicht für uns, sondern von uns gemacht, weshalb der Dreiklang aus Vertrauen, Verlässlichkeit und Verantwortung entscheidend sein wird. Dieses gilt für Unternehmen, ebenso wie für Institutionen – von der Kirche über die Medien bis hin zur Politik – aber auch für jede Bürgerin und jeden Bürger selbst."
Der Vortrag des Zukunftswissenschaftlers animierte viele der Anwesenden zu Diskussionsbeiträgen. Vor allem die auf Zahlen und Entwicklungstendenzen beruhende, zuversichtliche Haltung des Vortragenden führte zu Fragen. Prof. Reinhardt verwies auf die grundsätzlich positive Entwicklung, die die Geschichte eigentlich immer nähme, sah aber auch kritische Punkte wie den Verlust von Vertrauen in die Politik, die auffällige Ängstlichkeit in der deutschen Gesellschaft oder die Undurchlässigkeit des deutschen Bildungssystems.
Fokus auf Bildung setzen
Bildung, so Prof. Reinhardt, sei unsere einzige Ressource, auf die wir uns entsprechend fokussieren sollten. An die Anwesenden appellierte er, dass sie die Generation derjenigen seien, die die Zukunft in Händen hätten. Daher spornte er dazu an, mehr als Vorbilder aufzutreten. Gerade den Vertreterinnen und -vertretern aus Wirtschaft und Kirche sprach er eindringlich Mut zu. Optimismus, so der Wissenschaftler, sei Pflicht für sie. Der Kirche prognostizierte er eine zunehmende Bedeutung, da sie für Verlässlichkeit und Vertrauen stehe.