Grußwort auf dem Symposium "Das Herrenmahl"
09. August 2012
Grußwort beim Empfang zum Abschluss des Internationalen Symposiums „Das Herrenmahl – Ursprung und Kontexte“ an der Theologischen Fakultät der Christian Albrechts Universität zu Kiel.
Sehr geehrte Herren Professoren Sänger und Popkes, meine sehr verehrten Damen und Herren!
Herzlichen Dank möchte ich sagen für die Einladung an mich, heute Abend in dieser Form von „Table Fellowship“ mit Ihnen zusammen zu sein!
Ich weiß es wohl: Es ist keineswegs sicher, dass das „Communal Meal“, zu dem wir heute Abend freundlicherweise eingeladen sind, allein schon dadurch zu einem „Sacred Meal“ wird, dass Sie einen leibhaftigen lutherischen Bischof dazu geladen haben. Von so einer hohen Erwartung sollten wir unser „Table Fellowship“ lieber gleich freihalten – was nicht heißt, dass ich mir in Sachen „Table Fellowship“ von Vornherein in irgendeiner Weise Zurückhaltung verordnen möchte. Jedenfalls – Sie alle sind hier zum Abschluss Ihres Internationalen Symposiums zum Essen und Beisammensein geladen – und zu einem Gastmahl gehören ja auch Gäste – und sei es von den Hecken und Zäunen.
Ich will zunächst sagen, dass ich mich auch im Namen der neuen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland sehr herzlich für die Einladung bedanke! Sie ist Ausdruck einer traditionell engen Verbundenheit zwischen der sich zwar unterschiedlich nennenden, aber immer Lutherischen Kirche hier und den Universitäten, genauer den Theologischen Fakultäten, die sich hier im Norden Deutschlands befinden. In bester lutherischer Tradition stehend hat Karl Barth gelegentlich das Wort geprägt: „Wer Kirche sagt, der muss auch Theologie sagen!“ Kirche und Theologie, Theologie und Kirche gehören unverzichtbar zusammen – bei aller notwendigen Unterscheidung, die auch hier um der jeweiligen Freiheit willen dringend geboten bleibt. Dank also für dieses partnerschaftliche Gegenüber – und für alle Aktivitäten, die dieses mit Leben füllen seit Jahrzehnten, wenn nicht gar seit Jahrhunderten!
In den Confessio Augustana als einer der entscheidenden Bekenntnisgrundlagen unserer Kirche findet sich zur Kirche der nahezu unüberbietbare Satz: Kirche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden“ Das ist alles – satis est! So CA, Artikel 7.
Das Herrenmahl – The Eucharist – gehört also fundamental zur Kirche – und die Kirche der Gegenwart ist eben auch ein Kontext des Themas, das Sie alle in diesem Symposium in diesen Tagen verhandelt haben.
Erlauben Sie mir aus meiner Sicht dazu drei kurze Bemerkungen:
1. Ich bin dankbar für die neue Sensibilität mit und gegenüber dem Abendmahl, die sich seit einigen Jahren auch in der gottesdienstlichen Praxis der evangelischen Kirche in Deutschland zeigt. Bei aller theologischen Wertschätzung war die Feier des Heiligen Abendmahls in vielen Gemeinden doch de facto im wahrsten Sinne des Wortes sehr an den Rand gedrängt worden. Es wurde im Jahreszyklus sehr selten gefeiert, oder aber höchsten einmal im Monat und dann oft nur für diejenigen, die nach dem Segen noch bleiben wollten in der Kirche... All das war nicht schön, finde ich, und nicht richtig – umso besser, dass hier so etwas wie eine Wiederentdeckung der Heilkraft des Sakraments sich vollzogen hat!
2. Wir wissen es alle – aber es gehört eben auch zum Thema: Am Tisch des Herrn geht ein Riss durch die Christenheit. Der Ort der Einheit und der Versöhnung ist zugleich der Ort der Trennung und der konfessionellen Zwietracht. Viele, viele Christenmenschen – ob römisch-katholisch oder evangelisch – erleben das leider immer wieder schmerzlich. Dass der Ort der Einheit leider auch der Ort der Trennung ist, das ist für mich unverändert ein Skandalon, ein Ärgernis! Und das, so meine ich, soll um Gottes und der Menschen willen, nicht ewig so bleiben! Es will mir da – zum Glück! – einfach nicht aus dem Kopf, das schöne Abendmahlslied von Johann Andreas Cramer, der bereits 1780 dichtete: „Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen: Wir sind, die wir von einem Brote essen, aus einem Kelche trinken, Jesu Glieder, Schwestern und Brüder. // Wenn wir in Frieden beieinander wohnte, Gebeugte stärkten und die Schwachen schonten, dann würden wir den letzten heilgen Willen des Herrn erfüllen.“
3. Der katholische Theologe Johann Baptist Metz hat die Christenheit immer wieder davor gewarnt, dass sie sich am Tisch des Herrn eben nicht versammeln dürfe mit dem Rücken zu den Hungernden! Im Gegenteil: Die memoria passionis Jesu ist untrennbar verbunden mit der tätigen Zuwendung zu den Hungernden, zu denen die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit Gottes. Was dieser Aspekt für eine der Sache allein angemessene Theologie und Praxis des Abendmahls bedeutet, kann ich hier nicht ausführen. Aber eines ist sicher: Da wird sicher für die Kirche – und aus meines Sicht auch für die Theologie – eine Aufgabe von hoher Dringlichkeit bleiben. Denn es ist von dem, der einlädt an seinen Tisch verheißen, dass von ihm das Brot des Lebens in Fülle für alle zu bekommen ist – und ebenso Ströme lebendigen Wassers für alle.
Soweit, meine sehr verehrten Damen und Herren, das, was ich gerne als Redner vorab zu unserer „Table Fellowship“ beitragen möchte.
Die „Fellowship“ von Kirche und Theologie möge bitte auch bei uns und mit Ihnen allen an den Orten weiter gehen, wo Sie zu Hause sind. Das ist gut für die Kirche und gut für die Theologie.
Herzlichen Dank!