1. Oktober 2023 | Nikolaikirche Eckernförde

„Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“…

17. Oktober 2023

Predigt beim Landeserntedankgottesdienstes

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit Euch!

Liebe Festgemeinde,

Erntedank – das ist zuerst ein Fest der Fülle und der Farben. Hier im Alterraum sehen wir die Erntekrone und Gemüse und Früchte in allen Farben und Brot und einen Fisch. Schon der Umzug war geprägt von den kunstvoll geschmückten Wagen.

So kommen wir heute zusammen – in großer Dankbarkeit für die Ernte – also für das, was in den letzten Wochen geerntet werden konnten: ob im eigenen Garten oder auf den Feldern, auch auf den Feldern des eigenen Lebens. Und auch, wenn es ein herausforderndes Jahr war und der Klimawandel deutlich spürbar: im Frühsommer viel zu trocken, dafür später deutlich zu nass – insgesamt war es immer noch eine gute Ernte und wir müssen keinen Mangel fürchten.

Heute steht der Dank im Mittelpunkt:

Der Dank an Gott, den Schöpfer, der uns diese Erde mit allem, was wächst, anvertraut hat, damit wir auf ihr und von ihr leben können.

„Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“…

Und dazu kommt der Dank an diejenigen, die dazu unermüdlich beitragen, dass wir genug zu essen haben: an die Bäuerinnen und Bauern und an die Fischer und alle, die dafür gesorgt haben, dass die Ernte eingebracht werden konnte. Wir sollten auch Ihnen mit Dank und Respekt begegnen. Der Predigttext für den heutigen Sonntag ist die Erzählung von der Brotvermehrung, wie wir sie zuvor gehört haben. Keine Fülle oder Überfülle, sondern der Mangel an Brot steht am Anfang.

Sehr viele Menschen waren Jesus gefolgt, sie hingen an seinen Lippen und irgendwann spürten sie auch die knurrenden Mägen. Und obwohl es kaum Vorräte gab, wurden sie am Ende auf wunderbare Weise satt.

In allen vier Evangelien kommt diese Erzählung vor, in zwei Evangelien wird sogar zweimal davon erzählt. Sie hat offenbar einen großen Eindruck auf die Menschen gemacht.

Im Markusevangelium wird sie so berichtet:

Als Jesus bemerkt, dass die Menschen hungrig sind, ruft er die Jünger zu sich. Seit drei Tagen waren sie nun schon da. So viele Menschen hörten ihm konzentriert zu. Vielleicht haben sie auch miterlebt, dass Jesus Menschen geheilt hat:

Vom Reich Gottes hatte er gepredigt. Von einem Miteinander, wo Menschen gestärkt werden an Leib und Seele, einander achten und beistehen. Von Gottes Liebe zu den Menschen erzählte er ihnen und von Nächstenliebe.

Und über das aufmerksame Zuhören haben sie nach und nach allen Proviant, den sie mit sich trugen, aufgegessen. Und dann kam der Zeitpunkt, wo die Menge an  Menschen - Frauen, Männer, Kinder – nichts mehr zu essen hatten.

Und Jesus bemerkt das und ruft seine Jünger zu sich, er reagiert darauf : Es jammerte ihn – so heißt es in der Bibel. D.h.: Die Menschen tun ihm zutiefst leid. Man kann sie nicht hungrig nachhause schicken, Sie würden zugrunde gehen.

Denn sie sind von weit hergekommen, um ihn zu hören, und ihm nahe zu sein.

Aber die Jünger sind ratlos und fragen: Woher soll das Brot kommen in diesem Landstrich, wo nichts, aber auch gar nichts wächst, kein Bäcker – kein Brot weit und breit?

Jesus hört ihre Ratlosigkeit und fragt sie schlicht: Wieviel Brot habt ihr denn noch? Und sie antworten: Sieben Brote. Nicht viel für 4000 Leute. Den Jüngern ist klar, dass das nicht reichen wird. Darauf lässt Jesus die Menschen sich setzen. Und dann heißt es:  „Und er nahm die sieben Brote, brach sie und gab sie seinen Jüngern , dass sie sie austeilten. Und sie teilten sie aus.“ Und dann hatten sie noch einige Fische. Und Jesus sprach den Segen darüber und ließ auch diese austeilen. Und dann heißt es kurz und knapp: „Und sie aßen und wurden satt.“ Eigentlich war es aussichtslos, diese Menge satt zu kriegen. Doch nun gibt es genug für alle, ja es bleibt sogar noch etwas übrig: Sieben Körbe voll.

Das ist eine wunderbare, ja eine ermutigende Geschichte. Niemand soll an Hunger leiden. Niemand soll verloren gehen. Und daraus folgt auch eine Aufgabe für uns heute. Nicht zuerst auf das fixiert zu sein, was wir nicht haben. Sondern auf das, was wir haben. Darauf zu achten, dass nichts liegenbleibt, dass nichts achtlos weggeworfen wird. Und wo es möglich ist, aus Dankbarkeit zu teilen.  Auch da können wir heute noch viel lernen.

Ich habe Menschen kennengelernt, die weggeworfene oder abgelaufene Lebensmittel verwerten. Bei einen Empfang im Sommer haben uns diese engagierten jungen Menschen ein Bufett zubereitet, dass nur aus Lebensmittel-Resten bestand, die sie verarbeitet haben. Und es schmeckte sehr gut!  

Es gibt einen Ausspruch Mahatma Ghandis, der lautet:

Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnis,

aber nicht genug für jedermanns Gier“.

Ja, diese Erde hat genug für alle. Es liegt auch an uns, dafür zu sorgen, dass die Lebensmittel gerecht verteilt werden. Gott hat diese Erde geschaffen, damit alle Geschöpfe auf ihr leben können.

Jesus und die Menschen, die mit ihm zusammen waren – da in der Wüste, sie kannten den Mangel und den Hunger durch Krieg und Zerstörung, Krieg zerstört das Land. Äcker bleiben unbearbeitet zurück, Hunger breitet sich aus. Das ist eine Menschheitserfahrung. Missernten sind nicht nur die Folge von klimatischen Veränderungen, sondern auch von Krieg und Vertreibung, von Ausbeutung und Ungerechtigkeit. Damals wie heute. Der Krieg in der Ukraine ist dafür ein deutliches Beispiel, es verteuerten sich nicht nur Öl und Gas. Auch der Weizen wurde knapp und damit teurer und die Verteuerung und Verknappung betrifft in erster Linie viele, viele Menschen  in Afrika und Asien, die schon vorher unter Hunger und Dürre gelitten haben.

Auch daran erinnern wir uns heute. Und daran, dass Jesus uns die Bitte um das tägliche Brot geschenkt hat: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Auch in dieser Bitte wird unser Blick geweitet, es geht nicht nur um mich allein. Gott hat diese Erde gut geschaffen. damit alle Geschöpfe auf ihr leben können.

In der biblischen Schöpfungsgeschichte heißt es: Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und siehe es war sehr gut...

Wir kommen von diesem guten Anfang her. Menschen können immer wieder einen neuen Anfang machen. Die Geschichte von der guten Schöpfung ist nicht zu Ende. Und das ist bis heute auch eine Herausforderung für uns. Jesus hat den Menschen immer wieder die Gebote Gottes ausgelegt, sie aktualisiert und beschrieben, wie diese Erde zu einem guten Ort des Lebens werden kann. Wir merken, dass diese Geschichte viel mit uns heute zu tun.

Viele Menschen können sich alles kaufen, was sie brauchen. Und noch viel mehr.  Sie haben oft zu viel. Wir haben oft zu viel. Und andererseits gibt es Millionen von Menschen, die hungern und nicht wissen, wie sie überleben sollen. Auch in unserem Land wissen Menschen nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. Und die Schlangen vor den Tafeln sind lang.    

Vielleicht war ja das das eigentliche Wunder dieser Geschichte: Menschen teilen Brot und Fisch. Auch wenn es wenig erscheint: Sie teilen, die Nahrung, die diese Erde hervorbringt. Und dann geschieht das Wunder: alle werden satt und es bleibt noch etwas übrig.

Das Erntedankfest erinnert uns daran, dass Gott uns in seiner Schöpfung eine unbeschreibliche Fülle schenkt. In ihr ist genug für alle da.

„Butter bei die Fische“ – so lautet das Motto des diesjährigen Erntedankfestes in Eckernförde. Damit wird unsere Aufmerksamkeit auch auf den Fischmarkt mit seinen Früchten aus dem Meer gelenkt. Butter bei die Fische heißt aber auch: Komm auf den Punkt, komm zum Wesentlichen. Rede nicht nur, sondern tu auch etwas. Gottes Fülle und Gottes Liebe sollen alle spüren.  Und deshalb: Geht sorgsam mit den Mitteln zum Leben um und teilt, was irgend möglich ist.

Und wenn es heute auch um die Bewahrung der Schöpfung gehen muss und das Klima – dann heißt Butter bei die Fische: Wartet nicht, bis andere vielleicht handeln. Denkt auch nicht, wir können ja doch nichts bewegen. Sondern schaut, was Euer Beitrag sein kann, damit wir nicht nur reden, sondern auch handeln – für das Leben auf dieser wunderbaren Erde, für die Menschen, die im globalen Süden schon jetzt massiv leiden und für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder.

Und ihr werdet erleben:

Wo miteinander geteilt wird, wo wir nicht nur den Mangel sehen, sondern auch das, was da ist, - wo wir uns ermutigen und unterstützen, da wird Gottes Reich erfahrbar.

                    Amen

Datum
17.10.2023
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