Kieler Uni-Kirche – „ein Ort zum Lüften, wenn die Köpfe rauchen“
24. Mai 2015
Kiel. Der 50.Geburtstag der Kieler Universitätskirche ist mit einem Gottesdienst gefeiert worden. Für die Nordkirche gratulierte Bischof Magaard, der gleich mehrere Deutungen für die besondere Form der Kirche präsentierte.
Mit einem Festgottesdienst ist am Pfingstsonntag das 50-jährige Jubiläum der Universitätskirche Kiel gefeiert worden. Bischof Gothart Magaard (Schleswig) bezeichnete sie in seiner Predigt als einen "Ort pfingstlicher Erfahrungen". Kirche inmitten der Uni sei "keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Zeichen, das zu denken gebe". Pfingsten vermittele "Aufbruchsstimmung". Inmitten der Wahrheitsansprüche unterschiedlichster Fakultäten wünschte der Bischof der Universität "viele begeisterte Grenzgänge mit der Theologie".
Bemerkenswert sei, wie sich der Kirchbau mit den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs auseinandersetze, sagte Magaard weiter. Das sei auch 1965 nicht selbstverständlich gewesen. Mit dem Anklang an die Berliner Gedächtniskirche und dem Nagelkreuz aus Nägeln der im November 1940 von deutschen Bomben zerstörten Kathedrale von Coventry mahne die Uni-Kirche noch heute, auch unbequeme Fragen zu stellen.
Wo Grenzen überschritten werden
Die dreieckige Form der Kirche lasse verschiedene Deutungen zu, sagte Magaard. Das Dreieck sei ein Symbol für die Wahrheitssuche der Wissenschaft. Für Theologen könne es auch ein Hinweis auf die Trinität (= Dreieinigkeit Gottes) sein. Doch das Dreieck ließe sich auch als Segel interpretieren, als "maritimer Anklang" einer Uni-Kirche am Meer, "hart am Wind der Wissenschaften".
An der Universitätskirche würden Grenzen erfahrbar und überschritten. Hier träfen Studenten und Lehrende in Gebet und Musik zusammen, die im Alltag ihre verschiedenen Wissenschaftssprachen sprechen. Magaard: "Mit diesem Ort verbinden sich pfingstliche Erfahrungen, für die ich dankbar bin, und denen Zukunft beschieden sein möge." Die Uni-Kirche sollte "ein Ort zum Verweilen, zum Fragen und Zweifeln, zum Singen und Beten und zum Durchatmen bleiben - und zum Lüften, wenn die Köpfe rauchen".