Jubiläum

Kieler Unikirche feiert 60-jährigen Geburtstag

Die Kieler Universitätskirche am Westring. Im Hintergrund das Universitätshochhaus und rechts daneben das Audimax.
Die Kieler Universitätskirche am Westring. Im Hintergrund das Universitätshochhaus und rechts daneben das Audimax.© Jürgen Haacks / Uni Kiel

28. Oktober 2025 von Catharina Volkert

Ein markantes Dreieck aus Beton und Glas grenzt vom Kieler Campus an den Westring: die Universitätskirche. Am 2. November wird in einem Festgottesdienst ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert.

Dreieckig ist ihr Grundriss, dreieckig sind ihre Fensterscheiben, dreieckig sind ihre Lampen. So entwarfen die Architekten Herrmann Weidling und Erhart Kettner die Kieler Universitätskirche. Am Sonntag, 2. November, wird ihr 60-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsgottesdienst mit Bischöfin Nora Steen gefeiert.

Aufbruch, Neuorientierung, Suche

Info: Der Gottesdienst am Sonntag, 2. November, beginnt um 10.30 Uhr. Im Anschluss ist ein Empfang mit Podiumsgespräch geplant.

„Die Kirche ist Symbol des Aufbruchs der Stadt Kiel“, sagt Rolf Fischer, Vorsitzender der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. „Die Nachkriegsjahre waren erst in den 1960er Jahren richtig vorbei. Es kam eine Zeit des Aufbruchs, der Neuorientierung, der Suche“, erzählt er. Und dazu gehörte auch der Neubau der Universität mit ihren markanten Gebäuden: Audimax, Hochhaus, Kirche. Das architektonische Gegenteil der Lehrgebäude in der Altstadt, die durch die Bombardierung Kiels zerstört wurden.

„Provokant war die Kirche ganz bestimmt. In der Stadt selbst - als Ausdruck der Moderne - und innerhalb traditioneller Kreise der Kirche bestimmt auch“, sagt Rolf Fischer. Denn der brutalistische Sakralbau besteht aus etwa 2.000 Betonwaben für die 4.000 bunten Fensterscheiben, schätzt Architekt Erhart Kettner in einem Interview mit der Baufirma, die damals die Betonteile anfertigte.

Kirchraum von innen, die Wand besteht aus bunten Glasdreiecken, durch die das Licht fällt; in der Mitte ist der Altar mit zwei Kerzen
Die Universitätskirche in Kiel© Jürgen Haacks / Uni Kiel

Die dreieckige Form der Kirche lässt, ganz im Sinne der Stadt an der Förde, an ein Segel denken. Oder an die Trinität, die Dreieinigkeit Gottes.

Auch ihr heutiger Universitätsprediger, Oberkirchenrat Daniel Mourkojannis, verbindet sie damit. „Aber ich weiß mittlerweile, dass die Erbauer an die Dreiheit der Wissenschaft dachten: Ein alter aristotelischer Gedanke, wonach sich das Wissen in drei Kategorien teilen lässt, in eine theoretische, eine praktische und eine poetische Wissenschaft.“

Spitznamen: „Götterrutsche“ oder „Gebetsabschussrampe“

Ihrem markanten Grundriss hat die Kirche manche Spitznamen zu verdanken. „Götterrutsche“ oder „Gebetsabschussrampe“ zu Beispiel. Ihr Prediger hat einen weiteren Vorschlag: „Für mich ist die Unikirche ein Ort des Friedens, des Gesprächs, der Musik und des gemeinsamen Feierns. Vielleicht ist 'Gebetsprungschanze' schöner als 'Gebetsabschussrampe'?“.

Die Kirche ist eine Einrichtung der Nordkirche, gehört aber zum Gebäudebestand der Christian-Albrecht-Universität. Auch praktisch steht sie für das Miteinander von Kirche und Staat; Glaube und Wissenschaft. Durch Gottesdienste während der Semesterzeiten, für deren Organisation Mourkojannis verantwortlich ist. Durch Konzerte, Veranstaltungen, durch die Anbindung an die Studierendengemeinden. „Nicht nur Glaube und Wissenschaft haben hier ihr Zuhause, sondern auch die Studierenden und die Lehrenden, die sich hier begegnen und kennenlernen können“, sagt Mourkojannis.

Dr. Daniel Mourkojannis
Dr. Daniel Mourkojannis© Pressearbeit Kirchenkreis Ostholstein

Glaube und Wissenschaft brauchen einander laut Mourkojannis. „Glaube ohne intellektuelle Redlichkeit verengt sich zum Fundamentalismus, und Wissenschaft ohne Staunen über das Geheimnis des Lebens übersieht, dass Mensch und Natur mehr sind als das, was messbar ist.“

Nicht nur die Universitätskirche hat in diesem Jahr Grund zu feiern, sondern auch die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. Seit 150 Jahren gibt es sie. Für ihr Jubiläumslogo hätten sie nach fünf symbolträchtigen Gebäuden der Stadtgeschichte gesucht, erzählt Rolf Fischer. Sie entschieden sich unter anderem für das Rathaus, den Leuchtturm - und für die Universitätskirche.

 

 
 
 
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