Fachtag im Kirchenkreis Nordfriesland

Kitas sind frühe Schule gegen Ausgrenzung und Fundamentalismus

Beim zweiten Fachtag der evangelischen Kindertagesstätten in Husum beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Fragen der Vielfalt in Kitas.
Beim zweiten Fachtag der evangelischen Kindertagesstätten in Husum beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Fragen der Vielfalt in Kitas.© Elisabeth Most-Werbeck/Nordkirche

19. Februar 2015 von Klaus-Uwe Nommensen/Maria-Elisabeth Most-Werbeck

Husum. Mehr als 300 pädagogische Fachkräfte haben sich heute (19. Februar) in Husum (Kirchenkreis Nordfriesland) beim zweiten Fachtag der Evan¬gelischen Kindertagesstätten intensiv in Vorträgen und 17 Workshops mit Fragen der Vielfalt in den Kitas und einer vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung befasst.

„Vorurteile, Annahmen, Vorstellungen – die lassen sich nur abbauen, wenn wir aufeinander zugehen, wenn wir offen miteinander sprechen, wenn wir einander begegnen. Tun wir dies nicht, kommt es zu Ausgrenzungen, und Vorurteile verfestigen sich“, sagte Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, der den Fachtag mit einer Andacht eröffnete. In der Begegnung Jesu mit Aussätzigen seiner Zeit werde deutlich, wie wichtig, ja lebensverändernd es sei, aufeinander zuzugehen – und wie unmenschlich sich Isolation auswirke. Jesus habe die strengen Vorschriften für den Umgang mit Aussätzigen durchbrochen, „er hat auf die Rufe von Aussätzigen reagiert, er ließ es zu, dass sie in seine Nähe kamen, mehr noch, er berührte sie und ließ sich berühren“, so der Bischof. 

Gothart Magaard weiter: „Wenn wir offen aufeinander zugehen, wenn wir einander fragen, was die oder der andere wirklich braucht, dann kann viel in Bewegung kommen. Wenn wir dies als Erwachsene untereinander einüben, so wird das auch Auswirkungen auf unseren Umgang mit den uns anvertrauten Kindern haben.“

Respekt braucht Grenzen

Über den „Ansatz vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung als inklusives Praxiskonzept in Kitas“ referierte Petra Wagner, Direktorin des Instituts für den Situationsansatz (ISTA), und Leiterin der Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung im Hauptvortrag der Veranstaltung. Bei der vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung gehe es darum, sich der Ursachen und Wirkungen von Vorurteilen und Diskriminierung in Kindertageseinrichtungen bewusst zu werden und pädagogische Praxis gezielt zu verändern, so die Referentin. „Respekt für die Vielfalt findet eine Grenze, wo unfaire Äußerungen und Handlungen im Spiel sind. Dann ist eine Intervention gefordert, mit der man sich deutlich gegen Abwertung und Ausgrenzung ausspricht.“ Etwa im dritten Lebensjahr zeigten Kinder Unbehagen gegenüber äußeren Merkmalen und Besonderheit von Menschen. Sie wollen nicht mehr neben bestimmten Kindern sitzen, sie nicht an der Hand halten oder schließen sie von ihrem Spiel aus, weil sie dick sind, komisch reden, komisch aussehen. Erwachsene seien aufgefordert, hier vorurteilsbewusst einzugreifen.

Gelebte Vielfalt in Gemeinschaft

„Kinder sollen erleben, dass sie ein wichtiger Teil der Gemeinschaft sind, dass sie dazugehören. Unterschiede von Menschen sollen sie als Bereicherung erfahren“, das erklärte Propst Dr. Kay-Ulrich Bronk (Kirchenkreis Nordfriesland) in seinem Grußwort. „Damit uns das in den Kindertagesstätten gelingt, müssen unsere pädagogischen Mitarbeiterinnen gut geschult werden. Sie müssen achtsam im Umgang mit den unterschiedlichen Kindern und ihren Eltern sein. Und sie müssen zudem wissen, wo Schwellen und Hindernisse entstehen können, die Kindern und Eltern das Gefühl geben, außen vor zu sein“, so Bronk. Evangelische Kindertagesstätten seien die unentbehrlich frühe Schule für Teilhabe an Gemeinschaft und gelebter Vielfalt in Gemeinschaft. Ein Gegengewicht gegen Ausgrenzung und jede Art von Fundamentalismus.

Die gute Resonanz zeige, wie wichtig das Thema sei, so Vanessa Harting, Pädagogische Fachberaterin des Kirchenkreises. „Unterschiedlichkeiten sind kein Problem, sondern der Normalfall: Täglich besuchen Kinder und ihre Familien mit ihren verschiedenen Fähigkeiten, Interessen, Lernbedürfnissen und unterschiedlichen Erfahrungen die Evangelischen Kindertagesstätten“, erklärte sie. Der Fachtag solle die pädagogischen Fachkräfte darin stärken, diese Normalität professionell zu gestalten.

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