Krankenhaus-Pastorin schult Hamburger Imame
04. Juni 2012
Hamburg. Elf Imame aus Hamburg bilden sich derzeit bei der evangelischen Pastorin Christina Kayales (48) in der Krankenhausseelsorge fort. Auf dem Programm stehen die Kommunikation mit Patienten und ihren Angehörigen sowie der theologische Austausch über den Umgang mit Schuld, Scham und Trauer. Es ist der erste Fortbildungskurs dieser Art und wird an der Asklepios Klinik St. Georg angeboten, teilte der Kirchenkreisverband Hamburg mit.
Darüber hinaus werden praktische Fragen aus dem Krankenhausalltag besprochen. Im Herbst ist eine Fortbildung für Ehrenamtliche aus Hamburger Moschee-Gemeinden vorgesehen.
Die elf Imame stammen aus sechs Nationen aus Europa, Afrika und Asien. Mit soviel Resonanz habe sie nicht gerechnet, räumt Kayales ein. Zehn Wochen lang kommen die Teilnehmer einmal wöchentlich für zweieinhalb Stunden im Konferenzraum der Klinik zusammen. "Wir wollen die Qualität der Seelsorge steigern", sagt Fatih Yildiz (39), Vorstandsassistent der Hamburger Schura, dem Rat der Islamischen Gemeinden.
Für islamische Geistliche oder Ehrenamtliche zählt es zu den Pflichten, Erkrankte aus ihrer Gemeinde regelmäßig im Krankenhaus zu besuchen. Doch die Imame sind weitaus weniger mit dem Krankenhausalltag vertraut als christliche Seelsorger, die ihr Büro vor Ort haben.
Zuwendung, Trost und praktische Beratung für Patienten
"Kulturelle Missverständnisse erschweren die medizinische Betreuung", sagt Kayales, die den Kurs konzipiert hat und als interkulturelle Beraterin auch Pflegende schult. Im Krankenhaus entdeckten viele Patienten den Glauben neu. Manche wollten sich plötzlich an muslimische Essensvorschriften halten oder sich nicht mehr vor einem Arzt des anderen Geschlechts entblößen. "Es ist gut, wenn jemand da ist, der ihnen erklären kann, dass im Islam das Gesundwerden an erster Stelle steht", sagt Fatih Yildiz. "Man lädt keine Schuld auf sich, wenn man in dieser Situation bestimmte Regeln nicht beachtet." Zudem würden viele Muslime, die in dritter Generation in Deutschland leben, die muslimischen Rituale von Trost und Trauer nicht mehr kennen. Hier könnten Imame Hilfe anbieten.