Landesbischof begrüßt neues Forschungsprojekt der Kieler Uni zur Welternährung
10. Juni 2015
Schwerin/Kiel. Zu einem „kulturellen Wandel in den früh industrialisierten Ländern“ hat Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), vor dem Hintergrund der Welternährungslage aufgerufen. „Unsere Lebensweise auf dieser Seite der Erde ist mitverantwortlich für den dramatischen Klimawandel auf der anderen Seite der Erde“, sagte Ulrich heute (10. Juni) anlässlich der Eröffnung des Promotionsschwerpunktes „Ein Dritter Weg zur Ernährung der Einen Welt“ der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU).
Der Landesbischof verwies besonders auf Afrika, einen „ohnehin schon von Armut gebeutelten Kontinent“, auf dem die Folgen mit erschreckender Deutlichkeit zu sehen seien. „Angesichts knapper Agrarrohstoffe und der Suche nach Strategien zur weltweiten Ernährungssicherung sollen im Rahmen des neuen Promotionsschwerpunktes Lösungsansätze zur Welternährung entwickelt werden. Das Evangelische Studienwerk e.V. Villigst wird dabei über sieben Jahre 20 Forschungsstipendien fördern.
„Dritter Weg“ zwischen hochintensiver Bewirtschaftung und Öko-Landbau
Ulrich begrüßte ausdrücklich, dass die Christian-Albrechts-Universität und das Evangelische Studienwerk gemeinsam den neuen Promotionsschwerpunkt begründen, um unter anderem agrarpolitische Gegensätze zu überwinden. Dabei soll nach Angaben der Universität die Ökoeffizienz der Landwirtschaft in armen Ländern Afrikas und Lateinamerikas erforscht werden. Der „Dritte Weg“ stelle dabei die Suche nach vor Ort politisch umsetzbaren Kompromissen zwischen hochintensiver Bewirtschaftung und ökologischem Landbau dar, um so wenig umweltschädliche Emissionen zu erzeugen wie möglich. Zugleich sollen technische Probleme, menschliche Faktoren und ethische Fragestellungen berücksichtigt werden.
Nordkirche unterstützt nachhaltige Landwirtschaft in Tansania
Der Landesbischof berichtete von dem kirchlichen Landwirtschaftsprojekt, das er bei einem Besuch 2014 in der Pare-Diözese in Tansania, Partnerkirche der Nordkirche, kennenglernt hat. Dort werden Kleinbauern mit dem Anbau und der Verwertung von Amaranth vertraut gemacht, einer lange vergessenen Kulturpflanze. Ihre getreideähnlichen, sehr nahrhaften Früchte werden vor Ort verarbeitet und unter anderem an Kindergärten und Schulen geliefert – mit großem Erfolg: Die Folgen von Mangelernährung gehen meist in kurzer Zeit zurück.
„Darüber hinaus lernen die Kleinbauern die vielfältigen Vorteile nachhaltiger Landwirtschaft kennen“, erläuterte Ulrich. „Effiziente Wasserversorgung, ertragreiche Anbaumethoden und Biogasprojekte helfen langfristig bei der Existenzsicherung der Menschen im Norden Tansanias.“ Die Erfolge machten Mut und seien Anlass, ähnliche Projekte auch im Nachbarland Kenia zu initiieren, so Ulrich. Das Zentrum für Mission und Ökumene „Nordkirche weltweit“ unterstützt das Projekt mit seiner Konfirmanden-Aktion 2015 unter dem Motto „Kleine Körner für kluge Köpfe“.
„Als Christinnen und Christen dürfen wir uns nicht mit dem Skandal abfinden, dass noch immer 805 Millionen Menschen chronisch unterernährt sind“, sagte der Landesbischof und fügte hinzu: „Im Hungernden begegnet uns Jesus Christus selbst und fordert uns zu Barmherzigkeit und Solidarität heraus.“