25 Jahre Waldgottesdienst und Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Landesbischof Ulrich: „Gott will, dass Menschen und Natur zusammenleben“

Von der zerbrechlichen Freiheit angesichts der Fülle der Schöpfung handelte die Predigt von Landesbischof Ulrich an der Buchhorster Maase bei Prerow
Von der zerbrechlichen Freiheit angesichts der Fülle der Schöpfung handelte die Predigt von Landesbischof Ulrich an der Buchhorster Maase bei Prerow© Nordkirche / Stefan Döbler

03. Juli 2015 von Maren Warnecke

Schwerin/Prerow. Als Aufbruch für Natur und Menschen würdigte Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), heute (5. Juli) auf dem Darß die Gründung des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft vor 25 Jahren: „Damals haben hier Menschen gesagt: Wir machen etwas anders. Wir prägen Natur nicht mehr um, wir drücken ihr nicht mehr unseren menschlichen Stempel auf.“ Dieser Entschluss zeuge auch von dem Vertrauen, „dass Mensch und Natur zusammengehören, weil Mensch und Natur beide Schöpfung sind“, so Ulrich in seiner Predigt im Waldgottesdienst an der Buchhorster Maase im Darßwald.

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  • <link file:3681>Predigt von Landesbischof Gerhard Ulrich zum 25. Waldgottesdienst

Der traditionelle Freiluftgottesdienst wurde ebenfalls vor 25 Jahren zum ersten Mal auf der Waldwiese nahe Prerow gefeiert. Beide Jubiläen beging die Evangelische Kirchengemeinde Prerow am Sonntag mit zahlreichen Gästen. Die Glückwünsche des Landes Mecklenburg Vorpommern überbrachte Christoph Linke, Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte.

Widerstand gegen den "Herrscherblick auf die Natur"

Landesbischof Ulrich erinnerte in seiner Predigt an die wechselvolle Geschichte des Darßes. Dieser war im 19. Jahrhundert Jagdgebiet für preußische Prinzen, bevor ihn die Nationalsozialisten zum Staatsjagdgebiet erklärten, in dem der "Herrscherblick auf die Natur" dominierte. "Ein Hirsch hatte nur dann ein gewisses Lebensrecht, wenn er die ästhetischen Kriterien seines Jägers erfüllte. Der Mensch schuf den Hirsch nach seinem Bild - Schöpfung verkehrt", kritisierte der Landesbischof.

Die Machthaber in der DDR, führte Gerhard Ulrich aus, setzten diese Tradition fort. Der Darß blieb der Erlebnisraum für eine privilegierte Minderheit. Ulrich mahnte: "Wie in einem Brennglas wird hier in der Jagdgeschichte des Darßes sichtbar, wodurch große Teile unseres Umgangs mit den Tieren geprägt sind. Wir formen die Tiere nach unserem Bild und merken dabei gar nicht: Wir sind nicht der große Schöpfer."

Dagegen, so Ulrich weiter, formierte sich in der Wendezeit Widerstand, der schließlich zur Gründung des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft führte. Ähnlich wie in der biblischen Erzählung vom Fischzug des Simon Petrus' (Lukas 5, 1-11) sei auch die Entstehung des Nationalparks eine Geschichte von Vertrauen, Aufbruch und Neubeginn. "Ein Nationalpark entsteht, ein Ort der Naturbeobachtung - vielleicht auch der Andacht. Der Mensch schaut zu, bewahrt, entwickelt Ehrfurcht - möglicherweise."

Eigenwert und Würde der Natur anerkennen

Landesbischof Ulrich: "Gott will, dass die Natur lebt. Er will, dass Menschen und Natur zusammenleben. Wir brauchen sie und sie braucht uns. Doch die Natur kann nur für uns da sein, wenn wir sie nicht benutzen, wenn wir sie nicht als Instrument für unsere Interessen ausnutzen. Wenn wir ihren Wert, ihren Eigenwert und ihre Würde anerkennen." Nicht erst mit dem Abholzen ganzer Wälder, dem Vergiften von Gewässern oder der Vernichtung von Arten fange die Ausbeutung der Natur an, so Ulrich weiter: "Die Ausbeutung der Schöpfung fängt im Kopf an, mit der Entscheidung: Ich bin der Herr der Natur. Ich: der Herr. Du: der Knecht, der mir dient."

Der Landesbischof lud zu einem neuen Miteinander zwischen Mensch und Natur, aber auch in der Gesellschaft ein: "Wir brauchen eine Willkommens-Kultur! Das ist es, was wir brauchen in dieser brennenden, sehnsuchtsgefüllten Welt, die hungert nach Frieden und Gewissheit. Und Gemeinde in der Nachfolge Jesu, Kirchengemeinde auf Jesu Spuren, die brauchen wir auch: die Willkommens-Kultur lebt, die sensibel wahrnimmt, wo etwas nicht stimmt, wo Menschen leiden, wo Gemeinschaft zerbricht, wo sich der Mensch von der Natur entfremdet, von der Schöpfung verabschiedet. Darum geht es Gott: dass alle teilhaben an der Fülle. Gott lädt ein, offen und unbegrenzt. Gehen müssen wir selbst."

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