Gottesdienst an einem „verletzten See“

Landesbischof Ulrich predigte zu Christi Himmelfahrt im Müritz-Nationalpark

Landesbischof Gerhard Ulrich predigte am 14. Mai 2015 im Gottesdienst zu Himmelfahrt am Jugendwaldheim Steinmühle (Carpin) am Ufer des Grünower Sees im Müritz-Nationalpark. Foto: Döbler
Landesbischof Gerhard Ulrich predigte am 14. Mai 2015 im Gottesdienst zu Himmelfahrt am Jugendwaldheim Steinmühle (Carpin) am Ufer des Grünower Sees im Müritz-Nationalpark. Foto: Döbler© Stefan Döbler

14. Mai 2015 von Stefan Döbler

Schwerin/Steinmühle. „Wir sollen Zeugen von Jesus sein und hier und heute etwas verändern.“ Dazu hat Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) heute (14. Mai) vor rund 300 Menschen am Jugendwaldheim Steinmühle im mecklenburgischen Müritz-Nationalpark in seiner Predigt zu Christi Himmelfahrt aufgerufen.

Der Landesbischof war damit einer Einladung der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Grünow-Triepkendorf mit ihrer Pastorin Friederike Pohle gefolgt, die hofft, dass auf diese Weise auch die Landeskirche für die Gemeinden in der Region stärker erlebbar werde.

Seit mehr als 20 Jahren versammeln sich Menschen aus der Region Neustrelitz, Feldberg, Grünow-Triepkendorf am Himmelfahrtstag zum Gottesdienst unter freiem Himmel am Ufer des Grünower Sees. Hier bietet das Jugendwaldheim Steinmühle als Bildungsstätte des Müritz-Nationalparks Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen den Ort und die Zeit, sich auf die Natur einzulassen, biologische Vielfalt selbst zu beobachten und zu untersuchen.

Glaubensantennen auf Jesus ausrichten und die Realität verändern

In seiner Predigt erinnerte Landesbischof Ulrich daran, dass mit „Himmel“ in der Bibel nicht der Weltraum gemeint sei, sondern der Bereich Gottes, in dem „die Uhren anders gehen“. Deshalb würden die Jünger im biblischen Bericht von der Himmelfahrt Christi keine Weltraumteleskope aufstellen, „die den naturwissenschaftlichen Himmel durchforschen nach einer Spur von Jesus hinter dem Sirius“, sagte der Landesbischof. Stattdessen richteten sie ihre Glaubensantennen im Gebet auf Jesus: „Er ließ die – angebliche – Realität nicht so, wie sie ist. Er veränderte sie, machte etwas mit ihr: Er akzeptierte Außenseiter, richtete Gedemütigte auf, sprach Rechtlosen Würde und Rechte zu. Und er nahm sie alle in die Gemeinschaft mit sich auf.“

Jesus sei der Erde und den Menschen in seiner Umgebung treu geblieben, betonte Ulrich. „Hier ließ er Gottes Welt Wirklichkeit werden. In seiner Gemeinschaft entstand ein Stück Himmel auf Erden. Das gleiche will diese Geschichte uns sagen. ‚Bleibt der Erde treu!‘ ist ihre Botschaft. Darum geht es: um Erdverbundenheit, um Weltzugewandtheit und um Weltgestaltung.“

Jesus an der Seite von Flüchtlingen und Menschen, die Herzen und Häuser öffnen

Heute sei der auferstandene Jesus „an der Seite der Flüchtlinge, die zu Millionen ihre Heimatländer verlassen, die fliehen vor Angst und Schrecken, vor Hass und Gewalt, vor Völkermord und Bürgerkrieg“, so der Landesbischof. „Er ist an der Seite der Menschen bei uns, die ihre Herzen und Häuser öffnen für Flüchtlinge.“

Landesbischof Ulrich warnte davor, zu „spekulativen Himmelsstürmern“ zu werden: „Nicht in die höchsten Höhen sollen wir uns verirren, sondern in der Tiefe der Not, der Not der Menschen, der Tiere, der ganzen Natur. Mit der Himmelfahrt des Herrn beginnt die Erdenfahrt seiner Gemeinde.“ Nicht immer sei dabei klar zu erkennen, welcher Weg der richtige sei.

Am „umgekippten“ Grünower See nach Schöpfungsbewahrung fragen

Ulrich verwies auf die Diskussionen über den umgekippten, im Sommer von gefährlichen Blaualgen verseuchten Grünower See: „Wenn wir an dem Ufer dieses Sees unseren Gottesdienst feiern, können wir das nicht tun, ohne uns der Frage nach der Bewahrung der Schöpfung zu stellen und zu fragen, was verantwortungsvoller Umgang mit Gottes Natur hier und heute bedeutet.“ Die Antwort im Lichte der Geschichte von Himmelfahrt laute: „Bleibt der Erde treu und bleibt eurem See treu. Engagiert Euch. Helft ihm!“

Der in der Bibel „Himmel“ genannte Bereich Gottes sei „kein rosarotes Märchenschloss, kein Schlaraffenland, in dem alles heil und gut ist und keiner etwas von Leid und Not weiß“. Gottes Welt beginne dagegen klein und zerbrechlich, so der Landesbischof. „Darum ist es kein Widerspruch, dass hier ein verletzter See ist und wir an seinem Ufer einen schönen Gottesdienst feiern, der Zeichen einer versöhnten Welt ist. Aber es wäre ein Widerspruch, wenn wir die Hände in den Schoß legten!“

Gerhard Ulrich: „Der Auferstandene will unsere Welt verändern und möchte, dass wir daran mitarbeiten, Wir sollen seine Hände und Füße sein. Und wie seine Gliedmaßen von Wunden gekennzeichnet sind, sind auch wir verletzlich und unvollkommen, kennen Rückschläge und machen Fehler. Mit unseren Antennen auf Gott gerichtet und in Gemeinschaft untereinander bekommen wir die Kraft, Dinge zu verändern. Miteinander und nicht gegeneinander.“

Datum
14.05.2015
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation der Nordkirche
Von
Stefan Döbler
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