Zukunftskonferenz zur interkulturellen Öffnung in der Nordkirche

Landesbischof Ulrich: Wesen des Christentums ist von Anfang an interkulturell

Landesbischof Gerhard Ulrich (rechts) hielt den Impulsvortrag der Konferenz zum Thema „Nordkirche im Zeichen interkultureller Öffnung – Erfahrungen und Perspektiven des Prozesses“. Pastor Dr. Hauke Christiansen (links), Referent im Dezernat Mission, Ökumene, Diakonie des Landeskirchenamtes, moderierte die anschließende Gesprächsrunde.
Landesbischof Gerhard Ulrich (rechts) hielt den Impulsvortrag der Konferenz zum Thema „Nordkirche im Zeichen interkultureller Öffnung – Erfahrungen und Perspektiven des Prozesses“. Pastor Dr. Hauke Christiansen (links), Referent im Dezernat Mission, Ökumene, Diakonie des Landeskirchenamtes, moderierte die anschließende Gesprächsrunde.

27. August 2018 von Stefan Döbler, Claudia Ebeling

Hamburg. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) will die gewachsene Vielfalt an Kulturen und Religionen in der Gesellschaft stärker in den Blick nehmen. Rund 140 haupt- und ehrenamtlich Engagierte aus Kirchengemeinden, Kirchenkreisen sowie Diensten und Werken haben dazu heute (27. August) in Hamburg auf der „Zukunftskonferenz zur interkulturellen Öffnung in der Nordkirche“ über Ideen und Anregungen auf diesem Weg beraten, die in ein Gesamtkonzept einfließen sollen.

Bei interkultureller Öffnung gehe es nicht nur um Wertschätzung und Handlungskompetenz gegenüber Menschen anderer kultureller Traditionen; auch auf die Stärkung der eigenen Sprachfähigkeit über den christlichen Glauben komme es dabei an, heißt es in einem Grundsatzpapier der Nordkirche.

Landesbischof Gerhard Ulrich betonte: „Interkulturalität ist für die Kirche nie etwas Fremdes gewesen. Sie ist dem Wesen des christlichen Glaubens von seinen Anfängen an eingeschrieben. Das Evangelium vom gnädigen Gott beschränkt sich nicht auf eine Region oder Tradition, sondern spricht in jede Kultur hinein, gilt jedem Menschen.“ Bei dem Prozess, den die Nordkirche anstoße, gehe es „nicht um eine naive Hinwendung zu anderen Kulturen und Religionen“, sondern um eine Auseinandersetzung mit eigenen Traditionen, die für andere ebenfalls fremd sind: „Die Sehnsucht nach klar abgrenzbarer, christlicher Kultur wächst zwar aus der Angst, sich in der Vielfalt der Kulturen zu verlieren; sie wurzelt aber vor allem auch im Nicht-Wissen um die je eigene Kulturgeschichte.“ Interkulturelle Öffnung setze vorausgehende innerkulturelle Vergewisserung und Profilschärfung voraus, so Ulrich.

Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, hob hervor: „Unser Land verändert sich. Inzwischen hat jeder dritte Hamburger einen Migrationshintergrund. Damit muss auch unsere Kirche sich verändern, wenn sie ihren Auftrag ernst nehmen will. Wir sind Kirche für die ganze Gesellschaft, unsere christliche Botschaft und unser Tun sollen alle Menschen erreichen – unabhängig von Sprache und Kultur. Wenn wir hier Hürden abbauen und Türen öffnen, wird das auch uns bereichern. Integration ist auch ein gegenseitiger Prozess.“

Die biblische Tradition der Begegnung mit Fremden und die Teilhabe für alle Menschen als Wesensmerkmal der Kirche haben bereits zu interkultureller Öffnung in Kirche und Diakonie geführt. Die Nordkirche ist mit über dreißig Partnerschaften in ein weltweites christliches Netzwerk eingebunden. Haupt- und Ehrenamtliche engagieren sich in Partnerschafts- und Weltladen-Gruppen, zu Themen wie Flucht, Migration, Ungerechtigkeit und Rassismus. Mitarbeitende der Nordkirche, darunter auch junge Freiwillige, die sich aussenden lassen, sind in Arbeitseinsätzen und Stipendienprogrammen in Partnerkirchen tätig und erwerben wertvolle interkulturelle Kompetenzen. Im Rahmen von Süd-Nord-Programmen arbeiten Menschen aus Partnerkirchen in der Nordkirche. Die Zahl der Pastorinnen und Pastoren mit eigenen Migrationserfahrungen im Dienst der Nordkirche wächst. Neben dem breiten Engagement Haupt- und Ehrenamtlicher für Geflüchtete spielt kulturelle Diversität auch in anderen kirchlichen Arbeits- und Lebensbereichen eine immer größere Rolle, zum Beispiel in evangelischen Kindertagestätten, Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge sowie Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Beerdigungen. Einheimische und internationale Gemeinden arbeiten zusammen; die Nordkirche fördert die pastorale Begleitung internationaler Gemeinden auf ihrem Gebiet.

„Angesichts unserer heutigen bunten, vielfarbigen, vielsprachigen und multikulturellen Gesellschaft müssen wir uns fragen, wie wir unsere Kirche heute leben und gestalten wollen. Der reiche Schatz an internationalen Beziehungen zu vielen Partnerkirchen in anderen, oft sehr multikulturellen und multireligiösen Regionen der Welt, kann uns dabei Hilfe und Orientierung bieten“, erläuterte Dr. Klaus Schäfer, Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene in der Nordkirche.

In den vergangenen Jahren ist durch Zuwanderung und Migration das christliche Leben auch auf dem Gebiet der Nordkirche vielfältiger geworden: In Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern feiern unter anderem griechisch-, russisch- und serbisch-orthodoxe Gemeinden regelmäßig ihren Gottesdienst. Es gibt sie zum Beispiel in Hamburg, Lübeck, Kiel und Schwerin. Gerade die rumänisch- und die bulgarisch-orthodoxen Gemeinden erleben zurzeit ein großes Wachstum. Daneben sind auch orientalisch-orthodoxe Kirchen präsent. Zu ihnen gehören äthiopische, koptische, armenische und syrische Christen. Diese Kirchen haben ihren Ursprung im Mittleren Osten und bieten auch Heimat für Flüchtlinge aus den von Kriegen zerstörten Ländern. Bereits seit vielen Jahren gibt es vor allem in Hamburg afrikanische, koreanische und chinesische Gemeinden, die häufig auch Räume in evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden nutzen.

Hintergrund:

Durch Zuwanderung sind in Deutschland heute 190 Staaten der Welt vertreten; rund 20 Prozent der Deutschen haben einen Migrationshintergrund. In Großstädten wie Hamburg liegt dieser Anteil in einigen Stadtteilen bei fast 49 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern bei 4,9 Prozent.

(Quellen: Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bertelsmann Stiftung)

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