Landesbischof wirbt in seiner Opernpredigt für eine Besinnung auf christliche Werte
20. Mai 2016
Landesbischof Gerhard Ulrich hat heute in der Kieler St. Ansgar-Kirche in seiner Opernpredigt in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt für eine Besinnung auf christliche Werte "unabhängig von Hautfarbe, Herkommen, Religion, Glaube, Zweifel, Können, Versagen" geworben. In seinen theologischen Anmerkungen zum Thema "Wie der Tod durch die Liebe besiegt wird" setzte sich der Theologe mit der Oper "Orpheus und Eurydike" von Christoph Willibald Gluck auseinander.
Leitmotiv des 1762 in Wien uraufgeführten Werkes ist der Zweikampf zwischen Liebe und Tod. Im Mittelpunkt steht der griechische Mythos vom Sänger Orpheus, der mit der Schönheit seines Gesangs nicht nur alle Lebewesen fesselt, sondern sogar Hades und Persephone, die Herrscher der Unterwelt, beeindruckt.
Der Zweikampf zwischen Leben und Tod finde sich auch im Evangelium, erinnerte der Landesbischof. Die ganze Menschheit erleide das Todesschicksal. Ulrich: "Im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen wir diese dramatische Geschichte Jesus Christi: Gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten."
Dramatische Geschichte Jesus Christi im Apostolischen Glaubensbekenntnis
Einen entscheidenden Unterschied gebe es jedoch zwischen dem griechischen und dem Christus-Orpheus, erinnerte Ulrich: „Christus schaut sich nicht um. Blickt nicht zurück.Unbeirrbar und voll Liebe zu uns pflügt er den Weg der Erlösung."
Der Landesbischof ging weiter auf die Freiheit in christlicher Verantwortung ein und warnte vor menschlicher Selbstüberschätzung. Statt als Gottes geliebte Kinder zu leben, wollen wir sein wie er, so Ulrich. Der Tod beginne "hier und jetzt, wenn ich anfange, eigenmächtig aus mir zu sein, losgelöst von Gott zu existieren". Dafür stehe heutzutage ein Begriff von Freiheit, der sich von jeder Verantwortung und Bindung lossage, kritisierte Ulrich weiter.
Bereits in der fünften Saison kommen in der Kieler Opernkirche Theologen, Theatermacher und Musiker vor dem Hintergrund aktueller Inszenierungen miteinander ins Gespräch.