20. Januar 2019 | Paul-Gerhardt-Kirche Wilhelmsburg

Gottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche Wilhelmsburg

20. Januar 2019 von Kirsten Fehrs

Ansprache zu Hebräer 13,14: Lasse Vertrauen wachsen, dass gut wird, was geschieht

Der Friede Gottes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde,
es ist so sehr zu merken, wie Ihnen diese Kirche am Herzen liegt! Nicht nur in jeder Minute hier im Gottesdienst, sondern immer schon – und gerade jetzt, nachdem sie jüngst für einige Monate während der Bauzeit in der Emmauskirche wieder so „wach“ geworden ist, mit allem, was sie Ihnen hier bedeutet. So ist mit all dem Herz der Wilhelmsburger auch Schmerz verbunden; und es ist richtig, dass wir ihn zeigen und zulassen. Tröstlich möge es deshalb in dieser ganz besonderen Stunde der Entwidmung sein, wenn wir aus dem Hebräerbrief hören:
„Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Das bedeutet ja: Unser Glaube ist nichts Statisches, sondern ist bewegt wie das Leben selbst, ist voller Dynamik. Wir sind gebunden allein an Jesus Christus. Mit ihm gehen wir, an ihn halten wir uns. Ein wanderndes Gottesvolk, sagt der Hebräerbrief dazu, sind wir. Unterwegs inmitten dieser Welt. Unterwegs hin zu den Menschen mit ihren Fragen. Und gerade nicht an einen festen Ort gebunden.

Trotzdem haben Menschen immer wieder Orte der Gottesnähe und Gotteserfahrung zu heiligen Orten gefestigt. So etwa erzählt die Bibel, wie Jakob träumt, von lauter Engeln und von einem sich öffnenden Himmel, und dass er, weil es für ihn im wahrsten Sinne eine Offenbarung ist, den Stein, der ihm als Ruhekissen diente, zum Steinmal aufrichtet. Er nennt die Stätte heilig und gibt ihr den Namen Beth-El, Haus Gottes (Gen 28).
An solchen Orten aus Stein mit besonderer Gottesnähe versammeln sich Menschen seit jeher in Glaube, Hoffnung, Liebe. Hier bildet sich Gemeinde, hier klagen Menschen ihr Leid und vertrauen sich an im Gebet. Hier wird Gottes Wort verkündigt als frohe Botschaft, die mit meinem Leben ganz real zu tun hat.
Wie es auch hier in dieser Paul-Gerhardt-Kirche geschehen ist. Auch sie ist ein besonderer und kostbarer Ort. Hier haben die Menschen Gottesdienst gefeiert, Frieden ersehnt, Segen empfangen. Hier wurden Kinder getauft, Jugendliche konfirmiert, hier haben viele Ja zu der Liebe ihres Lebens gesagt, haben ihre Gestorbenen ausgesegnet, hier hat man bei der großen Sturmflut gebetet und sich überhaupt in den Stürmen des Lebens anvertraut. 58 Jahre lang.
Heute bei diesem Abschied ist das alles präsent, auch und gerade durch Sie, die Sie sich hier versammelt haben. Durch Sie scheint all die Vielfalt auf, die man mit dieser Kirche stets verbunden hat: Hoffnung, Freudenfeste, Familie, Gebet, Beziehungen von Mensch zu Mensch und von Mensch zu Gott. So viel Gutes ist hier geschehen!
So sage ich an dieser Stelle ausdrücklich allen von Herzen Dank für ihr segensreiches Tun und Wirken. Und ich danke unserem Gott dafür, dass diese Kirche einst erbaut und mit Leben gefüllt werden konnte.

Auch wenn es vernünftig ist, jetzt weiterzuziehen, und zwar buchstäblich gleich in einer Prozession, zeigen wir damit auch: Wir sind innerlich bewegt und es geht uns nahe. Eben weil diese Paul-Gerhardt-Kirche mit ihrer Geschichte unsere Geschichte begleitet hat, seit sie im Februar 1961 eingeweiht wurde, ein Jahr vor der großen Sturmflut. Ja, überhaupt: Was hat dieser Stadtteil hier nicht alles erlebt? Fast könnte man sagen: ein gebeutelter Stadtteil. Bis hin dazu, dass ein Teil davon – Neuhof – mit samt seiner Kirche in den 1970-er Jahren dem Bau der Köhlbrandbrücke weichen musste. Einer der Abendmahlskelche wurde damals bei der Entwidmung der Neuhofer St. Jakobi-Kirche in diese hier getragen – wir sind ein wanderndes Gottesvolk …
… und wir haben hier keine bleibende Stadt. Man kann es dieser Kirche gar nicht auf den ersten Blick ansehen, dass es viel zu teuer geworden wäre, sie zu unterhalten und vor allem, zu einem warmen Ort zu machen. Auch weil immer weniger Menschen sich zu ihrer Kirche halten, wird es wichtiger, die Kräfte zu konzentrieren. In diesem Fall auf die Emmauskirche, direkt nebenan. Was ja ausdrücklich bedeutet, dass man sich in Wilhelmsburg weiterhin auf die Seelsorge und kirchliche Präsenz verlassen kann. Danke für Ihr liebevolles Engagement, liebe Pastor*innen.

Auch Ihnen geht das heute sehr nahe. Haben Sie ja gemeinsam mit allen Kirchengemeinderäten über zehn Jahre lang wahrhaft um diese Kirche gerungen. Sie alle haben nach langjährigem Nachdenken, Abwägen und schlaflosen Nächten dann schließlich einmütig den schweren Beschluss gefasst, diese Kirche zu entwidmen. Es gibt eben manchmal keine leichte Lösung.
Alle höheren kirchlichen Gremien haben den Beschluss bestätigt. Und alle Beteiligten, einschließlich meiner Person, sehen es bei aller Trauer auch mit Dankbarkeit, dass etwas Neues entsteht: so etwa das Gemeindezentrum, das am 31. März eingeweiht wird. Und die Wohnungen, die genau hier gebaut werden. Nicht zuletzt die Glocken, die zukünftig in Altruppin am See die Menschen zum Gottesdienst rufen werden.

So wohnt diesem Abschied auch ein neuer Anfang inne. Gott geleite uns alle mit seinem Segen, dass in der Kirchengemeinde weiterhin Gutes entstehe, was den Menschen in Wilhelmsburg dienen möge. Zieht in Frieden eure Pfade und mit euch des großen Gottes Gnade. Amen.

Lied
Zieht in Frieden (EG 258)

Liebe Gemeinde,
58 Jahre lang war die Paul-Gerhardt-Kirche dem Dienst Gottes geweiht.
Nun ist die Zeit gekommen, Abschied von diesem Haus zu nehmen.
Gott hilft uns, anzunehmen und loszulassen.
Gott trägt uns durch solche Abschiede hindurch.
So entwidme ich hiermit die Paul-Gerhardt-Kirche:
Von nun an ist diese Kirche nicht mehr dem Dienst Gottes geweiht.

Entwidmungshandlung
Bischöfin und Pastorin übergeben abwechselnd Altarbibel, Taufschale, Taufkanne, und Abendmahlsgerät an Kirchengemeinderäte.

Lasst uns beten:
Gütiger Gott,
du segnest uns im Wechsel der Zeiten.
Du siehst unseren Schmerz und tröstest uns.
Du lässt Gutes wachsen in unserer Mitte.
Du achtest auch auf das, was im Verborgenen geschieht.
Dafür danken wir dir.
Wir bitten dich:
Öffne unsere Augen für den Weg, der vor uns liegt, und geh ihn mit.
Bleibe bei uns – alle Tage und in Ewigkeit.
Amen.

Segnung
Und so lasst uns mit Worten von Paul Gerhardt gehen, die uns als Lied zur Jahreswende so vertraut sind (EG 58):
„Nun lasst uns gehn und treten
mit Singen und mit Beten
zum Herrn, der unserm Leben
bis hierher Kraft gegeben.
Wir gehn dahin und wandern,
von einem Jahr zum andern,
wir leben und gedeihen
vom Alten bis zum Neuen.
Sprich deinen milden Segen
zu allen unsern Wegen,
lass Großen und auch Kleinen
die Gnadensonne scheinen.“

Gott segne euren Blick zurück und eure Schritte nach vorn.
Er bewahre euch die Erfahrungen an diesem Ort
und begleite euch auf dem Weg, der vor euch liegt,
und lasse euer Vertrauen wachsen, dass es gut wird, was geschieht.
So segne euch der barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Geht hin im Frieden.
Amen.

 

Datum
20.01.2019
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommuniaktion
Von
Kirsten Fehrs
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