15. September 2015 | Schwerin

Lassen wir nicht zu, dass wir neue menschliche Trümmer produzieren

15. September 2015 von Gerhard Ulrich

Andacht und Impuls anlässlich des „Forum Ost“ des Bundesverbandes Kirche, Wirtschaft Arbeitswelt (KWA) in der EKD und des KDA der Nordkirche

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Schwestern und Brüder,

Eine Andacht als Impuls soll ich nun halten – oder einen Impuls in Form einer Andacht - ? Ein neues Format?

Keineswegs. Eine gute Andacht ist immer ein Impuls. Und ein inhaltlicher Impuls, von einem Theologen ist das zu erwarten, sollte immer auch andächtig sein. Weil er Anhalt findet und nimmt bei dem, was uns trägt und treibt: am Wort Gottes nämlich.

Das soll am Beginn stehen.

Wir beten mit Worten des 78. Psalms:

 

Ich will meinen Mund auftun zu einem Spruch

und Geschichten verkünden aus alter Zeit.

Was wir gehört haben und wissen

und unsre Väter uns erzählt haben,

das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern;

wir verkündigen dem kommenden Geschlecht

den Ruhm des HERRN und seine Macht

und seine Wunder, die er getan hat.

Er richtete ein Zeugnis auf in Jakob

und gab ein Gesetz in Israel

und gebot unsern Vätern,

es ihre Kinder zu lehren,

damit es die Nachkommen lernten,

die Kinder, die noch geboren würden;

die sollten aufstehen

und es auch ihren Kindern verkündigen,

dass sie setzten auf Gott ihre Hoffnung /

und nicht vergäßen die Taten Gottes,

sondern seine Gebote hielten

und nicht würden wie ihre Väter,

ein abtrünniges und ungehorsames Geschlecht,

dessen Herz nicht fest war

und dessen Geist sich nicht treu an Gott hielt…

Vor ihren Vätern tat er Wunder

in Ägyptenland, im Gefilde von Zoan.

Er zerteilte das Meer und ließ sie hindurchziehen

und stellte das Wasser fest wie eine Mauer.

Er leitete sie am Tage mit einer Wolke

und die ganze Nacht mit einem hellen Feuer.

Er spaltete die Felsen in der Wüste

und tränkte sie mit Wasser in Fülle…

Und er weidete sie mit aller Treue

und leitete sie mit kluger Hand. (Psalm 78, 2-8; 12-15; 52)

Das ist das, was vor allem und über allem steht, was trägt im Leben und im Sterben: die Erinnerung an das Tun Gottes, an seine Schöpfermacht. Von ihm kommt alles, was ist; von ihm empfangen wir, was wir haben und nutzen; von ihm ist die Fülle, aus der wir schöpfen: geliehen, geschenkt, anvertraut. Nicht Besitz, nicht Eigentum. Darum frei und offen für alle Menschen gleichermaßen.

Das ist das, was das Volk Israel auf seiner Wanderung durch die Wüste hin zum gelobten Land trägt: dass Gott mit ihnen ist, sie weidet mit Treue und leitet mit kluger Hand. Seine Klugheit ist höher als unsere Vernunft.

Das hat Entlastendes: nicht wir müssen sorgen für unser Heil und unseren Segen. Ein anderer tut es.

Der Psalm ist realistisch: nicht immer gelingt diese Orientierung am Wort Gottes. Die Erinnerung an ihn und seine Verheißungen und seine Gebote verblasst wieder und wieder. Nicht immer entspricht der Treue Gottes eine Treue bei uns.

Und so kommt es, sagt der Psalm, dass schlimme Dinge passieren dem Volk.

Aber das ist eine andere, viel weitere Geschichte, an deren Seite Gott sei Dank der Teil der Heilsgeschichte tritt, die mit Jesus zu uns kommt und der überwindet den Zorn Gottes.

Für unsere Perspektive auf das Land ist wichtig, dass Gott es ist, der uns leitet und hält. In allem, was sich verändert: einer ist treu. Sein Wort bleibt ewig.

I

Die Losung von heute steht im 1. Buch Mose im 12. Kapitel. Dort heißt es:

Abram zog aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte. (V. 4)

Ich nehme an, Ihnen ist die Geschichte von Abraham bekannt, dem Mann aus Ur in Chaldäa, dem heutigen Irak. Eine Region, von der aus auch jetzt wieder Ereignisse ihren Lauf nehmen, die unser Leben hier in Europa verändern werden. Migrationsbewegungen, die von ihrer Ursache her schrecklich sind. Es geht um Krieg, Hunger, Diskriminierung, Vertreibung. Migrationsbewegungen, deren Vollzug ebenso furchtbar ist: Flucht unter erbärmlichen Bedingungen – auch bei der Ankunft in Europa. Es ist aber auch eine Migration, die viele gute Chancen in sich birgt. Für die Menschen, die zu uns kommen, und für unser Land und seine Regionen. Darüber werden Sie auf dieser Tagung sprechen.

Drei Weltreligionen ehren Abraham als ihren Stammvater. Juden und Muslime als leibliche Nachkommen seiner Söhne Israel und Ismael. Christen sehen in Abraham den Stammvater des Glaubens, weil er auf ein Wort von Gott hin loszog und alles hinter sich ließ.

Davon spricht Lehrtext:

Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, in ein Land zu ziehen, das er erben sollte; und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme. (Hebräer 11,8)

Diese beiden Verse aus dem Alten und dem Neuen Testament sind Sätze, die vom Auftrag zur Migration sprechen. Zum Recht darauf. Und damit auch zu dem Recht, woanders anzukommen. Sie sprechen von Abraham, der zentralen Bezugsperson der drei abrahamitischen Religionen, wie Hans Küng Judentum, Christentum und Islam nennt. Es erinnert uns, dass wir Wesentliches gemeinsam haben: den Glauben an den einen Gott, gemeinsame heilige Texte und übereinstimmende sittliche Weisungen. Das sind Potentiale für die Integration vieler der Menschen, die nun bei uns ankommen.

Und diese Verse sprechen von der Dynamik eines Glaubens, der von Gottes Geist bewegt ist, dem Gottes Wort Wind unter den Flügeln der Seele ist. Dieser Glaube gibt sich nicht zufrieden mit dem, was unsere Augen sehen und mit dem, was wir scheinbar nicht ändern können. Der hält nicht stille angesichts der Millionen Flüchtlinge auf dieser Welt; der schweigt nicht zu der Verfolgung und Bombardierung von Christen und vieler anderer Menschen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden; der lässt sich nicht beschwichtigen angesichts der Not auch in unserem  Land: der Armut nicht weniger, der Kinderarmut ganz besonders, niedriger Einkommen und prekärer Beschäftigung. Der lässt sich nicht beruhigen angesichts der Ereignisse vor Flüchtlingsunterkünften, vom Hass, der zuweilen in Flammen setzt Häuser und Menschen, hier bei uns! Der steht auf gegen die systematische Verletzung der Rechte von Flüchtlingen in einigen europäischen Ländern. Der weiß: das Boot ist längst nicht voll und Gottes Atem lang. Der lässt nicht jene das Handeln diktieren, die sich mit drohender Gebärde aufbauen, sondern der setzt auf die Agenda Gottes: auf die Liebe, die keinen Unterschied macht, die heilt, wenn es Not ist! Die sieht in jedem Menschen das Antlitz Gottes selbst und in jedem Not Leidenden den Gekreuzigten Herrn.

Ich bin dankbar für die Vielen in Kirchengemeinden und zivilgesellschaftlichen Initiativen, die ihre Herzen und Türen öffnen für die Flüchtlinge. In den letzten zwei Wochen habe ich immer wieder Mut machende Bilder von Willkommenskultur bei uns gesehen: Europäische Werte, gelebt als Kultur der Offenheit, nicht als Ideologie der Abschottung. Ich bin dankbar für alle, die teilen mit denen, die verzweifelt sind und nicht wissen, wohin; die nicht fragen nach sicheren Herkunftsländern, sondern sehen die Not. Und tun das Gerechte. Sie werden Ängste überwinden helfen.

Ich bin unserer Bundesregierung dankbar, dass sie einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zur Integration von Flüchtlingen beschlossen hat. Bevor die Grenzkontrollen wieder eingeführt wurden.

Und das muss man sich vor Augen führen, was das bedeutet für jene, die traumatisiert sind von Gewalt und Vernichtung zu Hause, wenn sie sich auf den Weg machen, indem sie den Hoffnungsbildern folgen vom offenen und reichen Europa und wenn  sie dann doch auf neu errichtete Zäune wie in Ungarn stoßen und auf martialisch daliegende Drahtrollen und wenn sie in Gewehre schauen, die denen ganz ähnlich sind, vor denen sie die Flucht ergriffen haben! Nein: wir sind nicht frei, Flüchtlinge nicht willkommen zu heißen. Wir sind nicht frei, die Türen zu verschließen vor der Not der Vielen. Jesus hat uns befreit zur Liebe und zum Teilen.

Darum bin ich dankbar für die Vielen in Wirtschaft, Politik und Behörden, die Visionen entwickeln. Und dann Strategien. Die sich dieser Frage stellen: Welche Chance können die vielen Flüchtlinge für uns sein? Was muss passieren, damit sie qualifiziert sind für die 30 000 freien Ausbildungsplätze in Deutschland? Was, damit sie wieder den Generationenvertrag mit Leben erfüllen, den viele schon zu Grabe tragen wollen? Was, damit sie siedeln können in bevölkerungsschwachen Regionen? Neu Heimat finden hier – in des Wortes ganzer, tiefer Bedeutung? Was, damit Nachbarschaft wächst zwischen alten und neuen Einwohnern dieser Landstriche? Da sind auch wir gefragt.

II

Der notwendige Weg, in ein anderes Land zu kommen, ist der, dass wir unseren Aufenthaltsort ändern. Durch Flucht, Migration oder auch bequemes Reisen. Dass wir uns also zu Fuß, mit dem Zug oder  auf andere Weise in Bewegung setzen und dann kommen wir irgendwann in ein anderes Land. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit. Die haben viele in Deutschland vor 25 Jahren gewählt. Wir bleiben, wo wir sind, - geografisch - und lassen die Zeit voranschreiten. Da haben viele das Land auch verlassen; und ihr Weggehen hat das Land, das sie zurück ließen, verändert. Aber auch gerade die, die blieben, haben ein Land verlassen: das Land der inneren Emigration, der Gewöhnung, der Gängelung. Sie haben sich nicht länger einsperren lassen. Migration kann eben auch heißen, den Weg der Veränderung anzutreten! Meist dauert es länger, manchmal geht es aber auch ganz schnell und wir wachen quasi über Nacht in einem anderen Land auf. So war es zuletzt 1991.

So ist es vermutlich auch heute. Wir stehen in Deutschland wieder einmal an einer historischen Schwelle zum Übergang in ein anderes Land, ob wir es wollen oder nicht.  Die, die zu uns kommen, werden dieses Land verändern. Sie werden uns verändern. Wir werden aufstehen und mitgehen müssen und dürfen. Sonst migriert die Bewegung über uns hinweg.

Gleichzeitig stehen Menschen aus Asien und Afrika an den Grenzen zu unserem zukünftig wohl gemeinsamen Land.  Wir schauen angstvoll nach draußen, sie schauen voll Hoffnung zu uns herein. Auch das sind „Perspektiven auf ein Land“!

Ja, und dann gibt es auch die Hoffnung, dass ihre Flucht in Massen auch das Land verändern kann, das sie verließen! Dass wir hier in Europa und in den USA endlich begreifen, dass wir aufhören müssen, jene mit Waffen zu versorgen, die ihre eigene Bevölkerung drangsalieren und dass wir auf friedlichem Wege helfen, Strukturen aufzubauen, die dem Frieden dienen da, wo die Menschen nicht mehr leben können. Denn die Heimat, die wir verlassen: sie bleibt Heimat doch! Und also Ort der Sehnsucht und Ziel der bleibenden, andauernden Migration mit Namen „Leben“.

Ein kleiner Teil des endlosen Stroms von vielen Millionen Flüchtlingen in aller Welt klopft auch an unsere Türen. Fordert Einlass in unsere Städte und Kommunen, in unsere Nachbarhäuser und -wohnungen. Das ist keine Episode, die wir aussitzen können. Das ist nicht in ein paar Monaten vorbei. Das wird uns und unser Land verändern.

III

…und Abraham zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme…

Niemand weiß zu sagen, was uns alle in diesem neuen gemeinsamen Land erwarten wird. Wie viele Menschen werden 2035 wirklich bei uns leben? Und vor allem: Wie werden sie, wie werden wir leben? Wer sich aber die beinahe Eintausend jährige Kirchen- und Kommunalgeschichte unserer Region und dieses Bundeslandes ansieht, wird so etwas wie ein Naturgesetz finden: Der Landstrich, in dem wir leben, ist durch Zuwanderung letztlich immer wohlhabender geworden. Wohlhabender und auch  frömmer. Zuletzt durch die Millionen Flüchtlinge nach dem 2. Weltkrieg, die unsere Kommunen und Kirchengemeinden lebendiger, bunter gemacht haben, die schwer geschuftet haben, um sich und ihre Familien wieder in sichere Verhältnisse zu bringen. Mit ihrem Fleiß haben sie das Land maßgeblich mit aufgebaut und die Wirtschaft wieder zum Florieren gebracht.

Jeden Euro, den wir jetzt an den Zuwanderern sparen, werden wir später teuer bezahlen müssen. Jede menschliche Zuwendung, die wir ihnen geben oder aber verweigern, wird auch seelische Folgen haben über die Generationsgrenzen hinweg. Unsere Gesellschaft ist ohnehin bis heute immer noch genug belastet durch ungezählte „seelische Trümmer“ aus den vergangenen Jahrzehnten. Lassen wir nicht zu, dass wir neue menschliche Trümmer produzieren.

IV

Wenn Gott uns durch die Zeiten hinführt in ein neues Land, dann lässt er uns nicht allein. Dann gibt er uns einen reichen Schatz an Erfahrungen mit. So haben wir die biblische Überlieferung von Mose, der einst mit seinem Volk auch an der Schwelle zu einem neuen Land gestanden hat. Was hat er getan? Er hat zunächst einmal Kundschafter ausgeschickt. „Verschafft Euch selbst eine Idee von dem Land, das vor Euch liegt. Erkundet seine Möglichkeiten. Gewinnt Perspektiven auf das Land!“ Und Mose – ganz modern - hat dabei auf Beteiligung gesetzt. Aus jedem seiner 12 Stämme hat er einen Kundschafter ausgewählt. „Prüft und erkundet selbst“ - das ist besser als 1000 Worte von oben.

Und dann kommen die Kundschafter zurück. Das Bild haben Sie vielleicht vor Augen: Zwei Männer schleppen an einer großen Stange eine riesige Weitraube. Die Chancen des neuen Landes sind gewaltig. Aber die Angst ist größer: Die Menschen in dem neuen Land sind uns ganz und gar unheimlich. Die sind hoch gewachsen. Das sind Riesen! Das neue Land wird uns nicht ernähren, das neue Land wird uns fressen! Auch das sind Perspektiven auf ein Land. Destruktive Perspektiven. Oft steckt die Katastrophe schon in der Perspektive, in dem Blick, den wir wählen.

Der erste Übergang des Mose und seines Volkes in ein neues Land ist bekanntlich gescheitert. Die Mose-Generation hat es nicht in das gelobte Land geschafft. Sie mussten zurück in die Wüste. Sie wurden gehindert durch ihre Angst vor Riesen. Angst an sich ist gut, sie ist lebenswichtig, sie schützt uns. Es gibt aber auch Scheinriesen. Michael Ende hat sie in seinem wunderbaren Kinderbuch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ beschrieben. Ein Buch, in dem auch Erwachsene viel entdecken können. Scheinriesen: In der Entfernung sind sie Giganten. Furchteinflößend. Nur nicht näher kommen lassen. Bloß nicht auf sie zugehen. Statt dessen alles Schreckliche, Gefährlich in sie hinein projizieren. Dabei: Je näher wir uns an sie herantrauen, umso kleiner, normaler werden sie. Und plötzlich merken wir: Sie sind wie wir.

Identifizieren Sie selbst ihre Scheinriesen. Sie tragen viele Namen. Welche? Vielleicht: Demografischer Wandel – müssen wir davor wirklich eine Riesen-Angst haben? Oder das ökonomische „Angstmantra“: „Angesichts knapper werdender Mittel…“ Dabei steigt das Bruttoinlandsprodukt Jahr für Jahr.

Aus einer „Riesen-Angst“ kann ganz schnell eine „Heiden-Angst“ werden. Heidenangst meint, dass uns die Angst zu „Heiden“ werden lässt. Im Glauben, aber auch im Tun! Die empirische Studie „Deutsche Zustände“ spricht von einer „Verrohung“ im Bürgertum. Ausgelöst u. a. durch die Programme rechtspopulistischer Parteien und Initiativen. Ihren Parolen stimmen viele zu.

„Heiden-Angst“ ist aber auch ein Wort, das sich speziell auch an uns Christen wendet. Dass wir als Kirche vielleicht immer noch zu viele Berührungsängste vor der „Welt“ haben. Wir sprechen heute selbstverständlich nicht mehr von der Welt der Heiden, sondern von „Konfessionslosen“ und „Andersgläubigen“ und ihren Lebenswelten. Meinen dies auch so. Aber reicht der Dialog schon aus,  den wir mit ihnen führen?

Ich bin dankbar für unsere „Arbeitsstelle Kirche im Dialog“, die wir in Rostock eingerichtet haben (übrigens noch bevor die Nordkirche fest gegründet war). Deren Arbeit zeigt uns, wie wir in denen, die nicht zu uns gehören, Menschen entdecken, die nicht defizitär sind, denen nicht zuerst und vor allem etwas fehlt, sondern die etwas ganz Eigenes einzubringen haben in das Miteinander!

V

Den zivilgesellschaftlichen Dialog und  die zivilgesellschaftliche Kooperation aller brauchen wir: aller, die Mecklenburg-Vorpommern lebenswert erhalten und noch lebenswerter machen wollen - als überwiegend ländlichen Raum, der sich nachhaltig entwickelt. Wir brauchen Bioenergiedörfer, ökologisch orientierte Unternehmen, „Raumpioniere“, die die weichen Standortfaktoren schützen und nutzen: unberührte Natur, Stille, Meer und Weite. Wir brauchen Menschen, die „ja“ sagen zu dieser Region – und ich bin überzeugt, es gibt viele von ihnen hier – Menschen, die dies alles schützen und nutzen: für die Menschen und für eine am Menschen orientierte Wirtschaft. Wir brauchen Künstlerkolonien und Querdenkerinnen. Sie alle erkunden jetzt schon als Kundschafterinnen und Kundschafter das Land, in das wir hoffentlich bald gelangen werden. Nach Kräften sollten wir sie unterstützen.

Mich beeindruckt vieles hier in diesem Land. Etwa die Akademie für nachhaltige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommern mit ihrer Idee einer Entwicklung in Balance von Ökologie, Ökonomie und Sozialem durch kulturellen Wandel. Mit ihrem Leitbild vom Garten der Metropolen. Der Garten braucht die Metropole und die Metropole den Garten. Beides gehört zusammen. Ein Garten erfüllt aber nur seinen Zweck, wenn er gehegt und gepflegt wird. Will ich seine Früchte ernten, muss ich in ihn investieren – an Arbeit, Zeit, Leidenschaft und auch Geld. Die großen Ballungsräume werden in Zukunft nur begrenzt eigene Wärme, eigenen Strom, eigene Lebensmittel erzeugen können. Sie brauchen die Gärten, die ländlichen Regionen, die dies über den eigenen Verbrauch hinaus können. Genauso brauchen die ländlichen Regionen die Wirtschaftskraft der Metropolen. Neue Stadt-Land-Partnerschaften auf Augenhöhe können entstehen.

Viele Ideen brauchen wir, die in einen Dialog treten mit diesem vielfältigen Land. Nicht die eine große Idee, nicht die große Utopie. Die hat ausgedient. Ob sie Sozialismus heißt oder Neoliberalismus. Viele kleine Utopien brauchen wir. Mikro-Utopien, die unterschiedliche Antworten geben auf verschiedene Herausforderungen, die experimentieren, sich gegenseitig korrigieren und weiterbringen, die hier und heute in einem Dorf ausprobieren, was morgen und übermorgen vielleicht in vielen Dörfern funktionieren wird. Einen Spielraum der Freiheit brauchen wir, in dem wir jetzt schon spüren, im Kleinen, was in Zukunft in Fülle sein kann.

Das Land, in das Gott uns hineinführen wird, ist voll von Möglichkeiten, von Chancen und Gefahren. Von Herausforderungen, auf die wir reagieren müssen. Von Perspektiven, die wir ergreifen können. Und wie Abraham und Mose sind wir nicht allein unterwegs. Da ist das Versprechen: Ich sende euch nicht nur – ich bin bei euch. Ich lasse euch nicht. Der, der lebt, ist mit uns. Sichtbar. Spürbar. In jedem Menschen, der von ihm bewegt ist. In jeder Tat des Willkommens. In jedem Projekt, das ein kleines Dorf stark macht. Darum können wir uns auf den Weg machen. Lassen Sie uns auf dieser Tagung mutig und klug neue Perspektiven auf das Land entdecken.

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