Lübeck: Deckenmalereien in St. Johannes-Kirche entdeckt
20. März 2023
In der St. Johannes-Kirche in Lübeck-Kücknitz sind Deckenmalereien entdeckt worden. Sie stammen offenbar von Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Funde sind in Norddeutschland vermutlich einmalig und sollen nun freigelegt werden.
Die an wenigen Stellen freigelegten Malereien aus der Anfangszeit der ehemaligen Arbeiterkirche deuteten auf eine großflächige Bemalung der Holzdecke und der Emporenkonstruktion hin, hieß es. "In Arbeiterkirchen gab es eigentlich keine Bemalungen", erläuterte Pastor Albrecht Martins die Bedeutung des Funds, der sich bei den Vorbereitungen zur Sanierung des Kircheninnenraums ereignete.
Ein "kunstgeschichtlich herausragendes Phänomen"
"Das ist ein Schatz, der Laien und Fachleute gleichermaßen elektrisiert", sagte Martins. Auch der Bereich Denkmalpflege der Stadt Lübeck sei begeistert. Dieser habe den Fund in einem Gutachten als "kunstgeschichtlich und sozialgeschichtlich herausragendes Phänomen" eingestuft, hieß es. Die Malereien seien demnach "ein wertvolles Dokument", das in direktem Zusammenhang mit der Reformarchitektur stehe, die Anfang des 20. Jahrhunderts aufkam.
Ein bedeutender Vertreter dieser Architekturströmung war den Angaben nach Carl Mühlenpfordt. Der Architekt zeichnete in Lübeck für viele markante Bauwerke verantwortlich. 1909 heiratete er die Malerin Anna Dräger, 1910 entstand unter seiner Ägide die St. Johannes-Kirche in Kücknitz.
Ob Mühlenpfordt und seine Frau bei der St. Johannes-Kirche zusammengearbeitet haben und ob Anna Dräger-Mühlenpfordt gar an den Malereien beteiligt war, darüber lasse sich nur spekulieren. Bislang sei dies nur eine These, heißt es den Angaben zufolge im Gutachten des Denkmalschutzes. Unabhängig davon wolle die Kirchengemeinde Lübeck-Kücknitz die Malereien auf jeden Fall freilegen lassen.
Kirche soll hell und licht werden
Die Malereien werden laut Kirchenkreis Einfluss auf die Neugestaltung des Kircheninnenraums haben, die im Sommer starten soll. In der Kirche soll dann alles hell und licht werden. "Die Grundfarbigkeit soll anhand der Malereien wiederhergestellt werden", kündigte Architekt Hanno Nachtsheim an.
Die Malereien sollen im Zuge des Umbaus unter größter Sensibilität freigelegt werden, sagte Pastor Martins. Der ursprüngliche Zeitplan werde sich etwas nach hinten verschieben, Martins und Nachtsheim rechneten mit rund eineinhalb Jahren Umbauzeit, hieß es. Die geschätzten Kosten belaufen sich laut Kirchenkreis auf rund 1,7 Millionen Euro. Ein Großteil des Geldes komme über Fördergelder, es müssten aber auch noch Spenden gesammelt werden, hieß es.