Nordkirche gratuliert Altbischof Stier zum 80. Geburtstag
07. Januar 2021
Die Nordkirche hat dem Mecklenburger Altbischof Christoph Stier zu seinem heutigen 80. Geburtstag gratuliert. Im Namen der Nordkirche danke sie Stier "herzlich für sein überzeugendes und wahrhaftiges Zeugnis als Christ in der DDR", sagte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt. In der Wendezeit habe er in einer neuen und unübersichtlichen Situation die Kirche "mit vollem Einsatz und im Vertrauen auf Gottes Wort in ruhiges Gewässer geführt".
Der gebürtige Magdeburger, der heute in Rostock lebt, war von 1984 bis 1996 Landesbischof der damaligen Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs.
Glückwünsche überreicht am heutigen Tag auch der Greifswalder Bischof Tilman Jeremias: "Ich habe Christoph Stier immer für seine zurückhaltende, kluge Art geschätzt. Als Landesbischof bezog er seine Kraft und Orientierung aus Gebet und Kontemplation". Geistliches Leben sei für Stier die Basis kirchlichen Handelns. Das zeige sich auch in seinem Engagement für das "Haus der Stille" in Bellin (bei Güstrow). Kennengelernt hat Jeremias den Altbischof, als dieser ihn bei seinem 2. Examen prüfte.
Kirche im Osten bis heute für viele ein Raum der Freiheit
In einem gemeinsamen Gratulationsschreiben von Bischof Jeremias, Propst Dirk Sauermann (Parchim) und Präses Stefanie Wolf (mecklenburgische Kirchenkreissynode) wird die integre Haltung von Christoph Stier zu DDR-Zeiten gewürdigt. Lehnte dieser doch jeden Kontakt von Kirchenleuten zu SED und Staatssicherheit ab. "In den Jahren der DDR haben Sie den klaren Kurs ihres Vorgängers Dr. Heinrich Rathke gegenüber dem SED-Staat fortgesetzt. Sie haben Ihre Mitarbeitenden geschützt und wesentlich dazu beigetragen, dass Kirche im Osten bis heute für viele als Raum der Freiheit verstanden wird", heißt es in dem Brief.
Besonnen und mutig durch die Jahre der Wende
Besonnen und mutig habe Christoph Stier in den Wendejahren agiert: Auf seine Initiative hin überprüfte die mecklenburgische Kirche als erste der östlichen Kirchen überhaupt, ob Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kontakte zur Staatssicherheit gepflegt hatten. In dem Brief von Bischof Jeremias und dem Kirchenkreis heißt es: "Dass unsere Kirche heute in der demokratischen Gesellschaft angekommen ist und sich die beiden Kirchenkreise des Sprengels Mecklenburg und Pommern in der Nordkirche sogar beispielhaft in der Demokratiestärkung engagieren, ist wie so vieles, was in jenen Jahren auf gute Wege gekommen ist, auch Ihrem Leitungshandeln zu verdanken.“
Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt wirkte Stier bis 2004 als Landessuperintendent des Kirchenkreises Stargard. In diese Zeit falle ein Höhepunkt seiner Karriere, so die Greifswalder Bischofskanzlei. Für die IX. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Hongkong 1997 sei Christoph Stier maßgeblich daran beteiligt gewesen, die Gemeinsame Erklärung von katholischer und evangelischer Kirche zur Rechtfertigungslehre auf den Weg zu bringen. "Diese Erklärung ist das erste Dokument der Annäherung von katholischer und evangelischer Kirche nach der Reformation im 16. Jahrhundert."