20. Januar 2017 | Thomaskapelle im Dom zu Schwerin

„Mein Herr Käthe“ - Luther und die Frauen

20. Januar 2017 von Kirsten Fehrs

Festrede vor der Schweriner Domtafel

Schwer begeistert bei Ihnen zu sein wünsche ich Ihnen zunächst ein gesegnetes neues Jahr mit viel gutem Leben – und daran arbeiten wir ja heute auch nach Kräften. Und nun also die geistige Nahrung. Mit Luther und den Frauen, olàlà. Dazu gibt es viel Material. Briefe. Anrührendes. Aufregendes. In jedem Fall Emotionales. Gerade wenn man historisches Geschehen mit dem verknüpft, was wir gegenwärtig erleben. Das ist ja überhaupt das Interessanteste – die Reformation in ihrer umwälzenden Bewegung nicht historisch aufzupolieren, sondern kritisch und reflektiert auf die Gegenwart hin zu befragen, was sie für uns noch heute bedeutet.

Und genau diese Gegenwart hält am heutigen 20. Januar 2017 ein Weltereignis bereit, das mit den Frauen Martin Luthers erst einmal nichts zu tun hat. Aber mittelbar mit ihm selbst. Und so erlauben Sie mir bitte als Erstes einen reformatorischen Exkurs ins brandaktuelle Geschehen.

Heute ist ein neuer Präsident der USA eingeführt worden, der allerorten beunruhigt durch Interviews, die viel von Wut und dem Gestus apodiktischer Macht ausstrahlen und wenig von Werten. Eine Mauer will er bauen als Bollwerk der Abschottung. Hunderttausende Protestanten haben zum Boykott der Amtseinführung aufgerufen. Und dies auch in Erinnerung an einen Mann, der in den USA viel bekannter ist als Martin Luther, nämlich Martin Luther King. Ihn ehrten die Amerikaner am Montag traditionell mit einem Feiertag zu seinem 88. Geburtstag.

Der Kampf dieses Mannes gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung begann – mit einer Frau. Rosa Parks, eine afroamerikanische Näherin aus Alabama und überzeugte Christin,  stand im Bus nicht auf, als man ihr sagte, sie schubste, drängte, sie dürfe dort nicht sitzen  - als Schwarze. Sie stand nicht auf. Hier saß sie -  sie konnte nicht anders! -  und die Befreiungsbewegung Martin Luther Kings begann.

Was das mit Martin Luther zu tun hat? Und mit diesem Ort hier? Eine spannende Geschichte: Gerade mal fünf Jahre war der kleine Michael King alt, als sein Vater, der auch Michael King hieß und ein Baptistenpastor war, ihn 1934 zu einem Baptistenkongress nach Deutschland mitnahm. Nach dieser Reise änderte Michael King Sr. seinen Namen und den seines Sohnes in Martin Luther King. Man vermutet, dass der Vater so stark beeindruckt war von Martin Luthers Leben und Werk, dass er sich mit seinem Namen, aber auch in seiner Haltung an ihn gebunden hat.  Eine Haltung des Mutes. Und der Freiheit. Und ich musste sofort daran denken, dass ja auch Luther selbst strenggenommen seinen Namen geändert hat. Von „Martin Luder“ in „Martin Luther“, abgeleitet von griechisch „E-leutheros“ – „der Befreite“ oder "der Freie“. – Ein Name mit Programm, eben der Freiheit eines Christenmenschen.

Genau 30 Jahre später kam der inzwischen berühmte Martin Luther King Jr. erneut nach Berlin. Die Stadt war geteilt, eingeladen hatte ihn Willy Brandt, damals Regierender Bürgermeister. King sprach 1964 auf der Waldbühne in West-Berlin vor 20.000 Menschen und begeisterte sie mit den Worten: „Überall, wo Menschen trennende Mauern niederreißen, erfüllt Christus seine Verheißung. In diesem Glauben werden wir gemeinsam für die Freiheit aufstehen in der Gewissheit, dass wir eines Tages frei sein werden.“

Am Abend dann wollte er auch in Ostberlin predigen. Davon riet die US-Stadtkommandantur ihm dringend ab, war doch tags zuvor ein DDR-Flüchtling an der Mauer erschossen worden. Vorsichtshalber behielt die Behörde gleich seinen Pass ein. King fuhr trotzdem zum Checkpoint Charly und zeigte dort einfach seine Kreditkarte vor… Und predigte tatsächlich in der Marienkirche vor 3000 Menschen. Und als der Kirchenchor dann den Spiritual sang „Go Down, Moses“ – und als es immer wieder hieß:„Let My People Go“… da hatte jeder verstanden, was gemeint war. Noch heute sagen Menschen, die dabei waren: Die Erinnerung an diesen Moment hat mir 1989 Mut gegeben.

Was für eine Geschichte!  Als Fünfjähriger nahm Michael King den großen Namen Martin Luther aus Deutschland mit. Als 35-Jähriger brachte er nach Deutschland etwas zurück: Hoffnung. Und seinen Traum: Trennende Mauern niederzureißen. Und es dauerte noch nicht einmal 25 Jahre, bis diese Vision Wirklichkeit wurde.

Solche Geschichten der Befreiung – sie gehören zum Reformationsjubiläum! Geschichten unseres Lebens. Die mit uns zu tun haben und mit all den großen Themen wie Freiheit und Angst, Gut und Böse, Schuld und Vergebung. Als Denk- und Reformbewegung in Gang gesetzt von dem jungen Mönch und Theologiedozenten Martin Luther mit 95 Thesen!

Was nun war das für ein Mensch? Und wie hielt er‘s mit den Frauen? Damals – vor einem halben Jahrtausend? Das ist eine riesige Zeitspanne und ein großer Graben zugleich. Denken Sie einmal an Ihre Großeltern und deren Wertvorstellungen, die vielleicht vor 100 Jahren geprägt wurden, und multiplizieren Sie das mit fünf….

Dieser Graben zwischen damals und heute wurde mir jüngst besonders drastisch vor Augen geführt. Als ich im Rahmen von den „Martinstagen“, unserem Luther-Lesefestival in Hamburg, im Ohnsorg-Theater bei „Luther op Platt“ mitwirkte, wurde ich von den Schauspielerinnen mit heftigen Luther-Zitaten konfrontiert: „Man sieht, wie schwach und ungesund die unfruchtbaren Frauen sind, die aber fruchtbar sind, die sind gesünder, reinlicher und lustiger. Ob sie sich aber auch müde und zuletzt tot tragen (in der Schwangerschaft), das schadet nicht, lass nur tottragen, sie sind drum da. Es ist besser, kurz gesund als lange ungesund leben.“

So schrieb Luther es 1522. Es gibt eine Reihe ähnlicher Aussagen, auch aus den Tischgesprächen, die Luther als einen derben Macho dastehen lassen. Wenig vorbildhaft und kaum vermittelbar in unserer Zeit. Dafür absolut im Mainstream des Mittelalters: Frauen waren weitgehend rechtlos, galten als Eigentum des Mannes, wurden auf die Rolle als Hausfrau und Mutter reduziert. Thomas von Aquin beschreibt sie als eine Art „defekte Männer“, die in jedem Fall nicht als Ebenbild Gottes anzusehen sind. Oha.

Umso interessanter sind deshalb die Passagen, in denen Luther von dem Frauenbild seiner Zeit abweicht. Auch dafür gibt es viele Belege, und ich verrate gleich: Aus meiner Sicht gibt es stärkere Anzeichen für ein vergleichsweise progressives Frauenbild als für ein betont konservatives. Wobei es neben seinen Schriften vor allem seine Lebensführung ist, sein Leben und Tun, was Aufschluss über Luthers Verhältnis zu „den Frauen“ gibt.

Zunächst zu der wichtigsten Frau in seinem Leben, Katharina von Bora. Mit elf Jahren hatte die Familie das Mädchen, so war es damals üblich, ins Kloster Marienthron in Nimbschen bei Leipzig gesteckt. Man war auf diese Weise eine zusätzliche Esserin los und hatte zugleich ein gutes Werk getan. Bekannt war dieser Zisterzienserinnenkonvent für seine strengen Regeln: Einfachstes Leben, absolute Schweigepflicht, Ausgehverbot, Besuch (wenn überhaupt) nur unter Aufsicht.

In der Nacht vom 3. auf den 4. April 1523 floh die damals 24-Jährige mit elf Mitschwestern aus diesem Gefängnis. Drei kehrten zurück zu ihren Familien, die anderen kamen schließlich über Torgau nach Wittenberg. In die kleine Stadt hatten sich bereits viele entlaufene Nonnen geflüchtet, und es galt nun, sie irgendwie unterzubringen. Auch Luther selbst kümmerte sich darum, er konnte Katharina in die Familie Cranach vermitteln, wo sie für eines der berühmtesten Bilder von Lukas Cranach Modell saß.

Was Katharinas Heiratschancen anging, war Luther skeptisch. „Ich hielt sie für stolz und hoffärtig“, schrieb er an einen Freund. (Nebenbei: Er selbst hatte sein Auge auf eine andere Ex-Nonne geworfen, Ave von Schönfeldt, die jedoch ließ ihn abblitzen, denn sie fand ihn zu stolz und zu hoffärtig….) Nachdem Luther also zweimal versucht hatte, die stolze Katharina buchstäblich unter die Haube zu bringen, eröffnete ihm diese, man könne das Ganze auch abkürzen. Für sie kämen eh nur zwei Männer infrage: Nikolaus von Amstorf – oder Luther selbst. Unvorstellbar damals: Die Frau macht dem Mann einen Heiratsantrag. Der Reformator willigte ein. So heirateten sie 1525, er war 41 Jahre alt, sie 25.

Was war Katharina für eine Frau? Über Jahrhunderte galt sie als Ideal der braven Pfarrfrau, die Luther in puncto Haushalt den Rücken freihält und sich ansonsten auf Kinder, Kirche und Küche beschränkt. Doch Vorsicht – das war ein krasser Irrtum! Die Forschung hat festgestellt, dass sie im Kloster nicht nur kochen lernte, sondern auch Lesen und Schreiben, auch wohl Latein. Luther selbst berichtet, dass sie und ihre Mitschwestern seine heimlich ins Kloster geschmuggelten Schriften gelesen hätten und deswegen von dort flohen. Später in Wittenberg, als sie zwei Jahre im Hause von Lucas Cranach lebte, hatte sie auch Kontakte zur Universität. „Stolz und hoffärtig“ – diese Worte Luthers kann man auch so übersetzen: Sie war selbstbewusst, klug, disputierte und gefiel deshalb vielen nicht, Männern wie Frauen nicht.

Nach der Hochzeit zog das Paar in das nun nicht mehr gebrauchte Augustinerkloster zu Wittenberg. Immer fehlte Geld. Neben seinem Gehalt bezieht Luther vom Kurfürsten und von der Stadt Wittenberg wenigstens noch Naturalien. Das riesige Gebäude entwickelt sich zu einer Mischung aus Theologen-Think-Tank, Wohngemeinschaft und Studentenwohnheim. Hier lebten über Jahre zwischen 30 und 50 Personen gleichzeitig – neben Familie Luther waren das Studenten und Freunde, Verwandte, geflohene Nonnen, Prediger ohne Stelle. Hinzu kamen die vielen täglichen Besucher: Professorenkollegen und Buchdrucker, Beamte des Kurfürsten, Ratsmitglieder. Selbstbewusst verhandelte Katharina  mit Verlegern und Viehhändlern, kaufte und pachtete Gärten, Ländereien und Fischteiche. Sie beaufsichtigte Knechte und Mägde, ließ Ställe und sogar ein eigenes Badehaus errichten. Nach Ansicht moderner Forscher kann man Katharina daher durchaus als „Geschäftsführerin eines mittelständischen Betriebes“ oder „erste evangelische Unternehmerin“ bezeichnen.

Leider wissen wir viel zu wenig von dem, was Katharina dachte. Bekannt ist, dass sie immer zugegen war bei den Tischreden, dass sie auch zu theologischen Fragen das Wort ergriff – überliefert sind allerdings nur die Antworten ihres Mannes. Auch von ihren Briefen haben nur einige wenige, überwiegend geschäftliche Schreiben die Zeiten überdauert - ganz im Gegensatz zur Korrespondenz Luthers, die zu großen Teilen erhalten ist. Darunter sind auch 21 Briefe an seine Frau, die noch heute berührend sind. Ihr Ton ist vertraut, witzig, gleichberechtigt, auch zärtlich. Sie sind gar nicht sehr lang, meist geht es um Alltagsdinge, die meisten würden heute wohl als E-Mail verschickt. Luther schreibt z.B. am 29. Juli 1534 aus Torgau, wo er auf kurfürstlichen Befehl irgendeine Angelegenheit regeln sollte: Er müsse länger dort bleiben, und er vermisst seine Frau.

„Lieber Herr Käthe! Ich weiß dir nichts zu schreiben, weil Magister Philipp (Melanchthon) samt den Andern selbst schon vor mir heim kommen wollen. Ich muss leider länger hier bleiben um des frommen Fürsten willen. (…) Gestern hatte ich einen bösen Trunk gefasst: da mußt ich singen. (…) Und ich habe gedacht: Wie gut Wein und Bier hab ich daheim, dazu eine schöne Frau - oder sollt ich sagen: Herrn? Und du tätest wohl, wenn du mir den ganzen Keller voll meines Weins herüberschicken würdest - und eine Flasche deines Bieres, so oft du kannst. (…) Hiermit Gott befohlen samt unsern Kindern und allem Gesinde, Amen. Mittwochens nach Jacobi, 1534. Dein Liebchen Martin Luther. D.“

Man sieht doch geradezu die Smileys und Herzchen, wie sie heute eine SMS oder WhatsApp Nachricht zieren würden, oder?

Bei aller Liebe – Luthers Ehe und Katharina selbst gerieten immer wieder ins Visier seiner Gegner: Schmähschriften, die Fake News der frühen Neuzeit, bezeichneten sie als „Dirne“ und „Tanzmädchen“. In Luthers Leben war das Private politisch - und zugleich auch durchaus theologisch.

Denn Katharina beeinflusste, wie auch seine Kinder, durchaus sein Denken und seine Theologie. Wunderschön der Satz, mit dem er den Stellenwert des Galaterbriefs auf den Punkt bringt: „Der Galaterbrief ist mein Epistelchen, dem ich mich vertraut habe; er ist meine Käthe von Bora.“ 

Oder – jetzt kommt`s! - seine Äußerungen in der Schrift „Vom ehelichen Leben“: Sex, Ehe und Kinder sind Gottesdienst, wichtiger als alle Werke von Nonnen und Mönchen. Auch Windeln wechseln ist Gottesdienst, ebenso für die Männer: "Ach Gott, weil ich gewiss bin, dass du mich als einen Mann geschaffen und von meinem Leib das Kind gezeugt hast, so weiß ich auch gewiss, dass dir's aufs allerbeste gefällt, und bekenne dir, dass ich nicht würdig bin, dass ich das Kindlein wiege, noch seine Windel wasche, noch sein oder seine Mutter warte. Ach wie gerne will ich solches tun, und wenn's noch geringer und verachteter wäre.'“

Ich wüsste nicht, dass je ein Mann davor - und übrigens auch Jahrhunderte danach - solche Sätze geschrieben hat. Luther ist sich wohl bewusst, dass er mit solchen Sätzen den Spott der meisten anderen Männer seiner Zeit auf sich zieht. Denn er schreibt weiter: „Nun sage mir: Wenn ein Mann herginge und wüsche die Windeln oder täte sonst am Kinde ein verachtet Werk, und jedermann spottete seiner und hielte ihn für einen Maulaffen und Frauenmann (...) Lieber, sage mir, wer spottet hier des andern am feinsten? Gott lacht mit allen Engeln und Kreaturen, nicht weil der Mann die Windeln wäscht, sondern weil er’s im Glauben tut. Jene Spötter aber, die nur das Werk sehen und den Glauben nicht sehen, verspottet Gott mit aller Kreatur als die größten Narren auf Erden.“

Luther war überzeugt, anders als noch Thomas von Aquin, dass Männer und Frauen gleichwertig Gottes Geschöpfe seien. So wie Adam hatte auch Eva die vollkommene Gotteserkenntnis, sie waren gemeinsam Stammeltern des Menschengeschlechtes. Zugleich ist Luther ein Kind seiner Zeit. Frauen sind zu achten, haben sich aber selbstverständlich den Männern unterzuordnen. Dabei fällt jedoch immer wieder der Widerspruch ins Auge zwischen dem, was Luther als Norm festschreiben will und dem, was er dann tatsächlich in Alltagssituationen daraus macht. So schreibt er, einerseits, dass das Predigen Frauen nicht zukommt. An anderer Stelle dagegen schränkt er ein: Wenn jedoch kein Mann spricht, dann müssen Frauen predigen. Einerseits gilt für Luther, dass Männer in Staat und Kirche herrschen, er zitiert zustimmend das Sprichwort. „Weiberregiment nimmt selten ein gutes End‘“. Auf der anderen Seite schreibt er 1539 an Herzogin Katharina von Sachsen, sie möge sich bitte um die Visitation im Herzogtum kümmern, da ihr Ehemann Heinrich alt, schwach und überfordert sei.

Und überhaupt pflegt Martin Luther eine umfangreiche Korrespondenz mit Frauen: Dorothea Jörger, Katharina Zell, Argula von Grumbach und viele andere, die lange vergessen waren und heute wieder entdeckt werden. Es geht um Seelsorge und um Gelddinge, um kirchenpolitische und theologische Fragen und schlicht um Freundschaft. An keiner Stelle ist ein Gefälle zu spüren oder eine Überheblichkeit, im Gegenteil. „Ehrbare tugendsame Frau, liebe Freundin“, schreibt er etwa 1534 nach der Geburt seiner jüngsten Tochter an Margarete Göritz, die er mit freundschaftlichem Witz um die Patenschaft bittet. „Gott hat mir eine arme junge Heidin beschert von meinem und meiner lieben Käthe Leib – Ihr wollt so wohl tun und dieser armen Heidin zur Christenheit helfen und ihre geistliche Mutter werden…“

Der immer schon mit seiner Gesundheit kämpfende Reformator fährt 1546 nach Eisleben, wo er einen Erbstreit der Mansfelder Grafen schlichten sollte. In seinen letzten Briefen verkehrt sich noch einmal die Welt: Während er seiner Frau die politischen Verhandlungen schildert, bittet er seinen Mitstreiter Melanchthon um Pflege und Medikamente. Am 18. Februar schließlich stirbt der Reformator. Die Trauer von Katharina wird anrührend deutlich in dem einzigen erhaltenen Privatbrief, den sie an ihre Schwägerin Christina richtete: „Ich kann weder essen noch trinken, auch dazu nicht schlafen. Und wenn ich hätt ein Fürstentum und Kaisertum verloren, so wäre ich nicht so traurig wie jetzt, da unser lieber Herrgott mir diesen lieben und teuren Mann genommen hat. Wenn ich daran gedenk, so kann ich vor Leid und Weinen - das Gott wohl weiß - weder reden noch schreiben.“ Sie überlebt ihren Mann um sechs Jahre.

Summa summarum: Luther war ein Mann, und er war ein Mann seiner Zeit. Er war kein Vorkämpfer für die Frauen-Emanzipation, gewiss nicht. Der große Graben ist ohne Zweifel da. Und doch hat er mit vielem, was er gegenüber Frauen tat und wie er über sie schrieb, weit über diese Zeit hinausgewirkt. Allein schon, dass er die Schulen für Mädchen öffnete und Bildung zum Menschenrecht erklärt! Und der große Graben wird vielleicht noch etwas kleiner, wenn wir in unsere jüngste Vergangenheit blicken: Noch bis 1962 durften Frauen in Deutschland nicht alleine ein Bankkonto eröffnen. Bis 1977 konnten ihre Ehemänner ihnen die Berufsausübung verwehren. Erst seit den fünfziger Jahren gibt es in unseren Kirchen Pastorinnen. Vor gerade 25 Jahren erlaubte die letzte Landeskirche die Frauenordination. Lange her… und irgendwie auch wieder nicht.

In vier Wochen ordiniere ich in Hamburg sieben junge Geistliche – sechs Frauen und einen Mann. In unserer Kirche hat sich viel verändert, zumindest im Pfarramt. Andernorts sieht das anders aus, in anderen Konfessionen sowieso. Dann: Unser Land wird von einer Bundeskanzlerin regiert. Auch das sieht in anderen Weltteilen anders aus, und da bin ich wieder bei den USA: Als Donald Trump die Wahl gewonnen hatte, fing er noch in der Wahlnacht erneut Streit an. Hillary Clinton ließ sich nicht darauf sein. Sie zitierte, als sie ihre Niederlage eingestand, aus der Bibel: „Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.“ Das stammt aus dem Galaterbrief, den Luther so liebte wie seine Käthe.

Ein Mut machendes Wort, finde ich, fürs neue Jahr! Ich wünsche Ihnen viel Segen und Kraft für all Ihr Tun des Guten. Gemeinsam auf dem Weg, der den Frieden sucht, Menschenrecht ehrt und die Freiheit liebt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Datum
20.01.2017
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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