Das Landeskirchenamt präsentiert in der Woche der Brüderlichkeit:

Moderne mit Lena Gorelik und Jugendstil mit Richard Beer-Hofmann

12. März 2014 von

Kiel. Im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit lädt das Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) in Kiel in der Kulturreihe amtsKULTUR zu zwei Veranstaltungen ein.

Am Freitag, 7. März 2014, liest Lena Gorelikab 16 Uhr im Landeskirchenamt (Dänische Straße 21-35, 24103 Kiel, Großer Sitzungssaal) aus ihrem neuesten Roman „Die Listensammlerin“. Am Montag, 17. März 2014, referiert Pastor Joachim Liß-Walther, Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Schleswig-Holstein e.V., ab 19 Uhr im Landeskirchenamt  in einem Vortrag über die dramatische Interpretation der biblischen Geschichte von Richard Beer-Hofmanns ‚Jaákobs Traum‘. Der Vortrag findet statt mit einer szenischen Lesung der biblischen Interpretation durch den Schauspieler Rainer Jordan vom Schauspiel Kiel. Der Eintritt zu den beiden Veranstaltungen ist kostenfrei.

Der Präsident des Landeskirchenamtes der Nordkirche, Prof. Dr. Peter Unruh, erklärte dazu: „Die Eröffnung der ‚Woche der Brüderlichkeit‘ in Kiel ist für die Nordkirche und ihr Landeskirchenamt ein Ereignis von außergewöhnlicher Bedeutung. Gerade im Blick auf die schuldbeladene Vergangenheit auch der evangelischen Landeskirchen in Norddeutschland ist es unser vorrangiges Anliegen, zum gegenseitigen Verstehen, zum Abbau von Vorurteilen und zum Erlernen eines respektvollen Umgangs zwischen allen Gliedern unserer Gesellschaft beizutragen.“ Dabei komme der Beziehung von Christen und Juden und der Wiederentdeckung  des Reichtums der jüdischen Tradition und Kultur eine Schlüsselstellung zu.

Lena Gorelik ist am 1. Februar 1981 in Leningrad, heute St. Petersburg, geboren. Im Jahr 1992 emigrierte sie gemeinsam mit ihrer russisch-jüdischen Familie als Kontingentflüchtling aus Russland nach Deutschland. Nach einer Ausbildung zur Journalistin an der Deutschen Journalistenschule in München studierte sie an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität Osteuropastudien. Mit dem Buch „Die Listensammlerin“ ist Lena Gorelik ein lebensnaher Familienroman gelungen, der Fragen stellt wie: „Was bedeutet Familie, Nähe und Fremdsein?“ Darüber hinaus geht es auch um die existenzielle Frage: „Wer bin ich selbst?“ - Das Leben der jungen Mutter Sofia besteht aus Sorgen, Ängsten und Überforderung. Ihre kleine Tochter, die an einer Herzkrankheit leidet, wird bald operiert. Ordnung bringt in Sofias Leben nur ihre Leidenschaft Listen anzulegen: Listen schöner Menschen, der peinlichsten Kosenamen oder der schlimmsten Restaurants. Bei der Auflösung der Wohnung ihrer Großmutter findet sie eine andere Listensammlung. In vergilbten Heften ist in kyrillischer Schrift die Geschichte ihrer Familie, die in den 1970er Jahren die Sowjetunion verlassen hat, notiert. Sie stößt auf den geheimnisvollen Onkel Grischa, spürt seiner dunklen Geschichte nach und gewinnt einen neuen Blick auf ihre Familiengeschichte sowie auf das Hier und Jetzt.

Richard Beer-Hofmann, am 11. Juli 1866 in Wien geboren, emigrierte 1939 zunächst in die Schweiz und dann nach New York, wo er am 26. September 1945 verstarb. Der österreichische Romancier, Dramatiker und Lyriker wuchs in Brünn und Wien auf, wo er das Akademische Gymnasium besuchte. 1890 beendete er sein Jurastudium mit der Promotion. Er gehörte zu den einflussreichsten Vertretern der Wiener Moderne und galt als eine der wichtigsten jüdischen Stimmen im deutschsprachigen Raum. Sein Drama ‚Jaákobs Traum‘ – uraufgeführt 1919 – vergegenwärtigt jüdische Geschichte im Spiegel der biblischen Erzählung. „Dem Autor Beer-Hofmann ist es gelungen, ein Zeitstück im biblischen Gewand, das frühjüdische Geschichte auf die Gegenwart hin transformiert zu verfassen“, so Pastor Joachim Liß-Walther. An und durch Jakob lasse sich nach Überzeugung des Autors die Geschichte der Juden begreifen. Es erschließe sich der Sinn der jüdischen Existenz. Die Rechtfertigung Gottes lasse sich angesichts des Leides in Umrissen erahnen, erläutert Liß-Walther. Beer-Hofmann wählte nur vier voneinander entfernte Abschnitte der biblischen Überlieferung und komponierte sie in einen neuen dramatischen Zusammenhang: der Konflikt zwischen Jaákob und Esau, die Versöhnung mit Esau, Jaákobs Traum von der Himmelspforte in Beth-El sowie Jaákobs Kampf mit dem Engel.

Hintergrundinformation:

Die Woche der Brüderlichkeit findet seit 1952 jährlich im März statt. Sie wird vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ausgerichtet. Ziel der Veranstaltung ist, den jüdisch-christlichen Dialog, die Zusammenarbeit zwischen Christen und Juden sowie die Aufarbeitung des Holocaust zu fördern. Im Rahmen der Veranstaltung wird seit 1968 die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen. Schirmherr ist der jeweilige Bundespräsident. In diesem Jahr erhält der Schriftsteller György Konrad die Buber-Rosenzweig-Medaille am 9. März 2014 im Kieler Landeshaus. 

Die Veranstaltungsreihe amtsKULTUR wird unterstützt von der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft Kiel eG und dem Offenen Kanal Schleswig-Holstein.

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